Reinhard Jirgl

 

 

 

Diese glitzernde Staubschicht der Wörter

Ob Gegenwärtiges oder Historisches den Stoff bestimmt, das zu beschreibende Ereignis gilt es in seiner Emotionalität mittels Sprache derart zu fassen, als geschähe jedem dieses Ereignis jetzt und hier unmittelbar und zum ersten Mal. Jedes Erleben einer Erstmaligkeit –  ob beglückend oder erschreckend – ist ein plötzlich eintretender Ausnahmezustand. Vorsprachlich herausgehoben erhellt er genau wie im Blitzlicht die Konturen des Ich. Die mimetische Sprache mit den glück- oder schreckenverheißenden Worten gibt daraufhin der mit diesem Erlebnis verbundenen Emotionalität einen kommunizierbaren Ausdruck; das Vorsprachliche geht über in verschriftlichte Erfahrung einer zeichenhaften Begebenheit.

Die Schrift ist vor viertausend Jahren aus den Körpern ausgebrochen; im gelungenen Text findet sie dorthin zurück. Somit sucht im Schreiben das Inszenatorische – der Körper-Text, der auf der Bühne seiner Buchseiten steht – einen Ausdruck.

 

 

 

 

Wintersemester 2012/13 12. bis 15. November 2012

Poetikvorlesung im Bild

Auszug aus der Poetikvorlesung  (Produktion: Jens Jacob)

Organisation und Einführung

Organisation Kammler