DFG-Projekt: „‚Active Promotion of the European ideal?‘ – Europabezüge in deutsch-britischen Städtepartnerschaften“

Projektbeschreibung

Das Projekt untersucht den Stellenwert, der europäischen Bezügen im Spannungsfeld politischer, ökonomischer und diplomatischer Interessen und Motive innerhalb dieser Verbindungen zukam. Es leistet somit einen Beitrag zur historiographischen Erforschung des ‚gelebten Europas‘. Das Projekt widmet sich damit einem Desiderat der europäischen Zeitgeschichtsforschung, die sich bisher mehrheitlich auf das ‚Europa der Institutionen‘ konzentrierte und die breitere gesellschaftliche Wahrnehmung, Verhandlung und Performanz Europas überwiegend aussparte.

Anhand der Verbindungen Kiel-Coventry und Frankfurt-Birmingham stellt das Projekt die Frage, wann Städtepartnerschaften in einen europäischen Zusammenhang gebracht wurden, wie „Europa“ dabei jeweils definiert wurde und wie sich Städte und städtische Akteure an diesem Definitionsprozess beteiligten. Um die Zusammenhänge zwischen europäischen Institutionen und städtischen Interessen zu beleuchten, wird dabei der Europapreis, mit dem der Europarat seit 1955 Städte für ihren Einsatz um die europäische Idee auszeichnet, als Sonde hinzugezogen. Ein maßgeblicher Aspekt, um als Preisträgerin in Betracht zu kommen, stellte von Anfang an der Aufbau und die Pflege von Städtepartnerschaften dar. Ausgehend von der Beobachtung, dass städtische Eigenlogiken bei der Partnerwahl und Ausgestaltung der Städtepartnerschaften deutlich zu Tage treten, fragt das Projekt nach den Aushandlungsprozessen zwischen lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Um die potenziell außenpolitische Dimension von Städtepartnerschaften zu beleuchten, werden die britischen DDR-Partnerstädte, sowie die rein ostdeutsch-britische Städtepartnerschaft Manchester-Chemnitz als problembezogene Vergleichsebene hinzugezogen. Dieses Vorgehen ermöglicht es einerseits, Städtepartnerschaften als Störfaktor nachzuspüren, rückt gleichzeitig aber auch die Herausforderungen in den Fokus, die Städtepartnerschaften und die mit ihnen verbundenen Erwartungen für das DDR-Regime bedeuteten.

Das diskursiv-praxeologische methodische Vorgehen wird durch die Materialitätsforschung ergänzt, da der materiellen Dimension von Städtepartnerschaften eine besondere Bedeutung zuzukommen scheint, verwiesen doch eine Reihe von Objekten im städtischen Raum auf die einzelnen Partnerstädte sowie, in Form von Ensembles, auf die Bedeutungszusammenhänge, in die diese Konstellationen eingebettet waren.

Private Quellen gesucht

Städtepartnerschaften zeichnen sich durch die Beteiligung engagierter Bürger aus.  Schüleraustausche, Jugend- und Vereinsfahrten und Kooperationen zwischen Kunstschaffenden füllen sie mit Leben. Diese Unterlagen finden jedoch nur selten den Weg in kommunale Archive und in die Hände der Historiker*innen. Das Projekt sucht daher ehemals in Städtepartnerschaften aktive Bürgerinnen und Bürger, die ihre Erfahrungen mit uns teilen möchten und die im Idealfall noch Unterlagen aus dieser Zeit haben. Bei Interesse wenden Sie sich gerne an town.twinning@uni-due.de.

Welche Unterlagen sind für das Projekt von Interesse?

Das Projekt untersucht die Partnerschaften Kiel-Coventry, Dresden-Coventry, Frankfurt-Birmingham, Leipzig-Birmingham und Chemnitz-Manchester. Für das Projekt sind grundsätzlich alle Unterlagen von Interesse, die im Rahmen einer dieser Städtepartnerschaften angefertigt wurden. Diese können beispielsweise von Sportvereinen, kulturellen Einrichtungen oder Schulen stammen. Unterlagen von Teilnehmern (Schüler*innen, Studierenden, Sportlern) sind dabei genauso wichtig wie Unterlagen von Organisatoren.

Müssen die Unterlagen dauerhaft abgegeben werden?

Nein. Für das Forschungsprojekt sind Kopien der Unterlagen völlig ausreichend, ob als Papierkopie, Fotografie oder Scan. Diese können Sie uns gerne direkt zukommen lassen. Alternativ fertigen wir die Kopien an und schicken Ihnen die Originaldokumente schnellstmöglich wieder zurück.

Führen Sie auch Interviews durch?

Ja. Interviews sind wichtig, um den Erscheinungskontext der Unterlagen zu klären. Außerdem wird nicht alles aufbewahrt. Über Interviews können daher zusätzliche Informationen eingeholt werden. 

Wie wird mit meinen persönlichen Daten umgegangen?

Grundsätzlich gilt der persönliche Datenschutz. Bei Privatpersonen werden keine personenbezogenen Daten weitergegeben oder publiziert, die zur Identifizierung von Privatpersonen führen könnten. Individuelle Wünsche werden bei Abgabe der Dokumente bzw. vor dem Interview schriftlich dokumentiert.

Ich habe Unterlagen, die andere Städtepartnerschaften betreffen. Sind diese ebenfalls von Interesse?

Andere Städte als die oben genannten können zwar leider nicht systematisch berücksichtigt werden; entsprechende Unterlagen finden aber vielleicht einen Platz auf unseren Social-Media-Seiten, wo wir auf Beispiele und Entwicklungen aus anderen Städtepartnerschaften eingehen. Wenn Sie Ihre Unterlagen langfristig der historischen Forschung zur Verfügung stellen möchten, hat vielleicht Ihr Stadt- oder Kreisarchiv Interesse an einer Übernahme der Unterlagen. 

OrganisationKontakt

Leiterin: Prof. Dr. Ute Schneider, Lehrstuhl für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte.

Bearbeiterin: Nina Szidat.

Das Projekt wird  durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert und läuft bis 07/2023.