1. Allgemeine Projektinformationen

Ziele: In diesem Teilprojekt des Handlungsfelds 3 („Qualitätsentwicklung und -sicherung“) wird ein Testinstrument zur Erhebung des Professionswissens von Lehramtsstudierenden der Universität Duisburg Essen mit Studienfach Sozialwissenschaften entwickelt. Das BMBF-geförderte Projekt der Qualitätsoffensive Lehrerbildung zielt darauf, Daten und Erkenntnisse zur Optimierung der universitären Phase der Lehramtsausbildung an der Universität Duisburg-Essen zu generieren. Fachdidaktisch relevant ist das Projekt, da das Testinstrument erstmals systematisch die Erfassung des Professionswissens unter Berücksichtigung der Fachdidaktik sowie aller drei fachwissenschaftlichen Domänen des Integrationsfachs Sozialwissenschaften (in NRW: Politik, Wirtschaft, Soziologie) ermöglichen soll.

Desiderata: Das Fach Sozialwissenschaften bzw. Politik/Wirtschaft zeichnet sich durch eine große Vielfalt an bundesland- und schulformspezifischen Fächerzuschnitten aus. Bislang liegen kaum Daten dazu vor, ob Absolventen im Lehramt Sozialwissenschaften der Universität Duisburg-Essen am Ende ihres Studiums über das für die Schulpraxis relevante und in curricularen Dokumenten geforderte Professionswissen verfügen. Dies liegt auch darin begründet, dass vorliegende Testinstrumente bislang entweder auf politikwissenschaftliches und fachdidaktisches Professionswissen (z.B. Oberle, Weißeno & Weschenfelder, 2012; Weschenfelder, 2014) oder auf wirtschaftswissenschaftliches Wissen (z.B. Beck, Krumm & Dubs, 1998, Förster, Happ & Zlatkin-Troitschanskaia, 2012) fokussieren. Es fehlen jedoch Testinstrumente, die alle drei relevanten fachwissenschaftlichen Domänen des Integrationsfachs Sozialwissenschaften gleichermaßen berücksichtigen, um Vergleiche zwischen den Wissensdomänen und eine Prüfung der Dimensionalität des sozialwissenschaftlichen Professionswissens zu ermöglichen. Ein solches Instrument wird derzeit im Rahmen des Teilprojekts Sozialwissenschaften entwickelt.

Praktischer Mehrwert: Das fertige Testinstrument soll regelmäßig zur Erhebung des Professionswissens der Masterstudierenden im Fach Sozialwissenschaften der Universität Duisburg-Essen eingesetzt werden. Die Ergebnisse dienen der Überprüfung der von den Studierenden am Ende des Masters tatsächlich erreichten Kompetenzen (im Längsschnitt über Kohorten hinweg sowie differenziert nach Wissensbereichen). So können Handlungsbedarfe identifiziert und Studiengänge im Lehramt Sozialwissenschaften evidenzbasiert weiterentwickelt werden.

Durch die Verankerung der Testteilnahme als verpflichtendes Self-Assessment erhalten die Studierenden zudem eine unbenotete Rückmeldung zu Ihren Testergebnissen. Im Gegensatz zu Klausuren oder anderen Prüfungsleistungen bezieht sich der Test nicht auf einzelne Lehrveranstaltungen oder gerade neu gelernte Inhalte des jeweiligen Semesters, sondern erfasst am Ende des Studiums konzeptuelles Wissen, das im Studienverlauf erworben werden soll.

Theoretischer Hintergrund: Ausgangspunkt für die Testentwicklung ist die Unterteilung des Professionswissens von Lehrkräften in die Facetten Fachwissen (content knowledge), fachdidaktisches Wissen (pedagogical content knowledge) und pädagogisches Wissen (pedagogical content knowledge, Baumert & Kunter, 2006; Shulman, 1986; Shulman 1987). Der Testentwicklung in allen vier Domänen (Politikwissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Soziologie und Fachdidaktik) liegt dabei ein dreidimensionales Kompetenzmodell mit den Dimensionen „kognitive Prozesse“, „Komplexität“ und „Wissensbereiche“ (Park & Oliver, 2008) in Anlehnung an das ESNaS-Modell (Kauertz et al., 2010) der naturwissenschaftlichen Didaktiken zugrunde.

 

Abbildung: Bereiche fachdidaktischen Wissens (eigene Darstellung, in Anlehnung an Park & Oliver, 2008)

 

Methode: Die Itemkonstruktion orientiert sich an der oben beschriebenen theoretischen Modellierung von Professionskompetenz sowie an länderübergreifenden und UDE-spezifischen Kompetenzzielen der Lehrer/-innenausbildung (Curricula, Modulhandbücher). Der Paper-Pencil-Test wird im Single-Choice-Format mit je vier Antwortoptionen konzipiert. Die Aufgaben erfordern sowohl Reproduktions- als auch Anwendungs- und Transferleistungen. Die Testauswertung erfolgt mittels klassischer und probabilistischer Methoden.

 

Tabelle: Matrix zur Aufgabenkonstruktion mit Beispielen (eigene Darstellung, in Anlehnung an Kauertz et al., 2010)

 

2. Arbeitsschritte und Zeitplan

  • Dokumentenanalyse: Zur Validierung des Testinstruments wurden in einem ersten Schritt Seminar-/Vorlesungspläne und Lehrmaterialien einschlägiger Lehrveranstaltungen im Studiengang Sozialwissenschaften der Universität Duisburg-Essen sowie länderübergreifende und bundeslandspezifische curriculare Dokumente gesichtet (Wintersemester 2016/17).

 

  • Aufgabenkonstruktion: Im Wintersemester 2016/17 wurden die Testaufgaben gemäß der theoretischen Modellierung konstruiert.

 

  • Prä-Pilotierung: Die entwickelten Testaufgaben wurden im Sommersemester 2017 einer Prä-Pilotierung (N = 9 Studierende im Lehramt Sozialwissenschaften der UDE) unterzogen, wobei die Kriterien Bearbeitungsdauer, Verständlichkeit, Bezug zum Studium sowie auch offene Rückmeldungen und eine erste Einschätzung der Aufgabenschwierigkeit berücksichtigt wurden.

 

  • Kognitive Interviews: Zur weiteren Validierung wurden im Sommersemester 2017 kognitive Interviews zu einem Teil der Items durchgeführt. Die Interviews dienten dazu, Einblick in Denkprozesse bei der Aufgabenbearbeitung zu erhalten und die Aufgaben bei Bedarf zu überarbeiten (z.B. Welches Wissen wird zur Aufgabenbearbeitung herangezogen? Aufgrund welcher Überlegungen entscheiden sich die Probandinnen bzw. Probanden für eine der vier Antwortoptionen?).

 

  • Expertenbefragungen: Expertenbefragungen wurden für die Testaufgaben aller vier Domänen durchgeführt. Neben der Einschätzung von Aufgabenmerkmalen wurde hier auch die fachliche Korrektheit der Aufgaben bewertet.

 

  • Pilotierung: Im Wintersemester 2017/18 wird das Testinstrument an einer Stichprobe von ca. 200 Lehramtsstudierenden der UDE im Fach Sozialwissenschaften (ab 5. Fachsemester im Bachelor) pilotiert. Die verschiedenen Testhefte umfassen insgesamt 134 Testaufgaben, davon jeweils 32-34 Aufgaben je Domäne. Die Pilotierungsdaten werden mit Hilfe von klassischen und probabilistischen Methoden ausgewertet.

 

  • Hauptstudie: Die Hauptstudie wird voraussichtlich im Sommersemester 2018 stattfinden. Danach kann das Instrument regelmäßig zur Erhebung des Professionswissens der UDE-Lehramtsstudierenden im Studienfach Sozialwissenschaften eingesetzt werden.

3. Literatur

Baumert, J. & Kunter, M. (2006). Stichwort: Professionelle Kompetenz von Lehrkräften. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 9, 469-520.

Beck, K., Krumm, V. & Dubs, R. (1998). Wirtschaftskundlicher Bildungs-Test (WBT). Göttingen u.a.: Hogrefe.

Förster, M., Happ, R. & Zlatkin-Troitschanskaia, O. (2012). Valide Erfassung des volkswirtschaftlichen Fachwissens von Studierenden der Wirtschaftswissenschaften und der Wirtschaftspädagogik - Eine Untersuchung der diagnostischen Eignung des Wirtschaftskundlichen Bildungstests (WBT). bwp@ Berufs- und Wirtschaftspädagogik – online, 22, 1-21.

Kauertz, A., Fischer, H. E., Mayer, J., Sumfleth, E. & Walpuski, M. (2010). Standardbezogene Kompetenzmodellierung in den Naturwissenschaften der Sekundarstufe I. Zeitschrift für Didaktik der Naturwissenschaften (ZFDN), 16, 135-153.

Oberle, M., Weißeno, G. & Weschenfelder, E. (2012). Professionskompetenz von Lehramtsstudierenden, Referendar/-innen und Lehrer/-innen. Skizze eines Forschungsprojekts. In I. Juchler (Hrsg.), Unterrichtsleitbilder in der politischen Bildung (S. 127-138). Schwalbach/Ts.: Wochenschau.

Park, S., & Oliver, J. S. (2008). Revisiting the conceptualisation of pedagogical content knowledge (PCK): PCK as a conceptual tool to understand teachers as professionals. Research in Science Education, 38(3), 261-284.

Shulman, L. S. (1987). Knowledge and teaching: Foundations of the new reform. Harvard Educational Review, 1-22.

Shulman, L. S. (1986). Those who understand: Knowledge growth in teaching. Educational Researcher, 15 (2), 4-14.

Weschenfelder, E. (2014). Professionelle Kompetenz von Politiklehrkräften. Eine Studie zu Wissen und Überzeugungen. Wiesbaden: Springer.

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Professionswissen Sozialwissenschaften

​​Dorothee Gronostay

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