Literaturwissenschaftliches & literaturdidaktisches Kolloquium
Das Literaturwissenschaftliche & literaturdidaktische Kolloquium ist eine langjährige etablierte Vortragsreihe, in der eine Vielzahl von renommierten Mitgliedern der Scientific Community und jüngere Nachwuchswissenschaftler*innen ihre Forschungen zur Diskussion stellen.
Veranstaltet von Prof. Dr. Tobias Kurwinkel, Prof. Dr. Rolf Parr, Prof. Dr. Alexandra Pontzen und den Wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen der Neueren deutschen Literaturwissenschaft und -didaktik
Aktuelles
Das literaturwissenschaftliche & literaturdidaktische Kolloquium am germanistischen Institut der Universität Duisburg-Essen findet im Sommersemester 2023 mittwochs, 18h c.t. in Raum R11 T04 C45 statt. Es wird zudem via Zoom übertragen. Der Link ist auf Anfrage bei alexandra.linneweber@uni-due.de erhältlich. Externe Gäste sind herzlich eingeladen.
24.05.2023: Prof. Dr. Thomas Boyken (Universität Oldenburg): Konventionsbrüche? – Michael Endes Poetik des schriftlichen Erzählens
Im Vortrag wird ein wesentlicher Aspekt von Michael Endes Poetik herausgearbeitet: Am Beispiel von „Die unendliche Geschichte“, „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ und weiteren Texten wird deutlich, dass Endes Erzählen insofern ein schriftliches Erzählen ist, als seine Texte mit dem Fluchtpunkt auf das Medium Buch geschrieben sind. Dabei nutzen Endes Texte die spezifisch-medialen Ausdrucks- und Darbietungsmöglichkeiten des Mediums Buch. Seitenlayout und Typographie werden für die Erzählung funktionalisiert. Ausgehend von Endes Poetik des schriftlichen Erzählens wird im Vortrag zur Diskussion gestellt, ob Buchhaftigkeit ein wesentliches Merkmal von Kinder- und Jugendliteratur ist. Hier wird der Vortrag auch auf andere Texte des 18., 19., 20. und 21. Jahrhunderts ausgreifen.
14.06.2023: Dr. Sarah Maaß (Universität zu Köln) & Dr. Dennis Borghardt (Universität Münster): Literaturpreise seit 1990 im Spannungsfeld von literarischer und außerliterarischer Valorisierung
Die hohe Zahl an deutschen Literaturpreisen wird in Preis- und Literaturbetriebsforschung ebenso kontrovers diskutiert wie ihre Funktion und ihr Wert als Instrumente der Literatur- und Autorenförderung, der Konsekration und der literarischen Wertung. Der Vortrag präsentiert Theoriedesign und Ergebnisse des datenbankgestützten DFG-Projekts „Literaturpreise im deutschsprachigen Raum seit 1990: Funktionen und Wirkungen“, das die Vielzahl und Vielfalt der Preise empirisch aufschlüsselt. Auf dieser Basis wird ein Literaturpreismodell entwickelt, welches die Polyfunktionalität der Preise und ihre Valorisierungsleistungen fokussiert. Anhand zweier Fallstudien wird demonstriert, wie Preise literarästhetische und soziokulturelle Werte verschalten und so die Rolle und Funktion von Literatur in sozialen Gefügen (mit)verhandeln.
21.06.2023: PD Dr. Victoria Gutsche (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg): Alternativ denken. Zur Politisierung des Bürgers bei Alfred Kantorowicz
Alfred Kantorowicz ist heute nur noch wenigen bekannt. Dabei war er u.a. Herausgeber der gesammelten Werke von Heinrich Mann und Gründer der „Deutschen Freiheitsbibliothek“, er veröffentlichte eine große Zahl Essays, kleine Biographien, Tagebücher, Dokumentationen, ein Drama sowie einen Roman. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass Kantorowicz‘ literarische Texte bisher jedoch kaum in den Blick genommen wurden, widmet sich der Vortrag insbesondere dem autobiographischen Roman „Der Sohn des Bürgers“ sowie dem Drama „Erlangen. „Deutschland – Das ist eine Minderheit“, in denen Kantorowicz das Ringen eines „Bürgersohns“ jüdischer Herkunft um eine politische Standortbestimmung im Zeichen von Weltkrieg, Nationalismus, Faschismus und Antisemitismus in den 1920er und Anfang der 1930er Jahre reflektiert. Der Vortrag geht dem Schwanken zwischen (national-)liberalen und kommunistischen Positionen, der Skepsis und Enttäuschung gegenüber den bürgerlichen Parteien sowie dem Umgang mit Widersprüchen nach und liest Kantorowicz‘ Texte als Dokumente eines politisch-intellektuellen Krisendiskurses.
05.07.2023: Prof. Dr. Kai Sina (Universität Münster): Was den Juden in Deutschland nicht gleicht: Philip Roth im literarischen Feld der Bundesrepublik
Als Philip Roth im Mai 2008 starb, war er in Deutschland der bekannteste US-amerikanische Schriftsteller. Von seinen eher schwierigen Anfangsjahren auf dem deutschen Buchmarkt war in den vielen und langen Nachruf allerdings kaum die Rede. Blickt man in die Archive des Rowohlt Verlags, in dem Roths früheste Bücher in Deutschland erschienen sind, so ist dort noch ausdrücklich die Rede von einem „Risiko“, das man 1962 in der Veröffentlichung seines Debuts, des Prosabandes „Goodbye, Columbus“, erkannte. In Kauf nehmen wollte man es nur deshalb, weil man mit Roth einen kommenden Star der amerikanischen Literatur für sich gewinnen wollte. Die Befürchtung des Verlags: Roths Darstellung jüdischer Figuren in der ganzen Ambivalenz und Komplexität des menschlichen Daseins, die in den USA bereits scharfe Kritik von jüdischer Seite provoziert hatte, könnte in Deutschland antisemitische Ressentiments stimulieren. Die Bemühungen Rowohlts, Roth im literarischen Feld der jungen Bundesrepublik zu positionieren, gingen daher mit einem umfassenden und gezielten Risikomanagement einher. Es lief darauf hinaus, einerseits das Amerikanische an Roths Literatur zu akzentuieren, während andererseits das Jüdische in den Hintergrund verschoben wurde. Der Vortrag wird diese Strategie vornehmlich anhand der Quellen und Dokumente im Archiv des Rowohlt Archivs nachvollziehen – und auf diese Weise zugleich die Möglichkeiten und Herausforderungen der Forschung in Verlagsarchiven zu demonstrieren versuchen.
Das Programm-Archiv der vergangenen Jahre im Überblick
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