Friedrich Ani Das letzte Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können, ist die eigene Hölle

Schon als kleiner Junge, so erinnert sich Friedrich Ani, habe er begonnen, die "Leute zu beobachten", auch im bayrischen Dorf-Gasthaus, in dem sein Großvater kellnerte. Und mit 16 Jahren erfand er ersteinmal das Pseudonym für seine künftige Schriftstellerkarriere: Tabor Süden. Er hat es später nie benutzt, sondern einer seiner Figuren vermacht: Tabor Süden ist Kommissar beim Vermissten-Dezernat der Kriminalpolizei und macht sich in den weniger "leuchtenden" Randbezirken von München auf die Suche nach verschwundenen Personen. Als er sich nach zehn Fällen zurückzieht, um sie aufzuschreiben, hat er seinem Urheber schon zweimal (2003 und 2004) den renommierten Deutschen Krimipreis verschafft.

In dem Workshop geht es um die Frage, wie stark man beim Schreiben innerlich nackt werden muss, um den ureigenen Ton zu finden. Kann es einen Text geben, der ohne die Autobiografie des Verfassers auskommt? Vielleicht. Aber mein Text wäre das nicht. Die Teilnehmer des Workshops sollen ausschließlich von sich erzählen. Wir wollen das absolute Ich entdecken, ohne jede Couch und ohne Psychogeturtel. Während wir schreibend zum verborgensten Keller in uns vordringen, entfernen wir uns gleichzeitig, weil wir die eigene Welt der Wörter vollkommen ernst nehmen, von der plumpen Wiedergabe des Erlebten. Wenn wir seinerzeit geweint haben, schreiben wir nicht: Damals weinten wir. Sondern wir verwandeln uns in Tränen, erst dann wird unsere Erzählung wahrhaftig und für andere annehmbar. Dieser Prozess ist die Hölle, bei jedem Text von neuem, egal, wie viele man schon geschrieben hat. Ich möchte, dass die Kursteilnehmer lernen, sich vor sich selber zu fürchten, durch die Sätze, die ihren Keller spiegeln.

K wie Krimi, L wie Lyrik Das letzte Paradies

In seinen Werkstattgesprächen sprach Friedrich Ani mit Kathrin Fischer vom Hessischen Rundfunk und Prof. Dr. Jochen Vogt (nicht nur über) Kriminalromane: "K wie Krimi, L wie Lyrik, R wie Roman", sondern auch über seine Erfahrungen als "Schreib-Handwerker auf vielen Baustellen".

In einer Abendveranstaltung las er aus seinem Krimi: "Süden"

 

"Kein deutscher Autor kommt dem großen Simenon so nahe, ohne ihn zu imitieren", urteilte die Kritik der NRZ.