Promotionen im Arbeitsbereich Allgemeine Erziehungswissenschaft mit Berücksichtigung von Gender und Pädagogischer Anthropologie
Cano Amely
Herstellung von „Gesundheit“ in Kindertageseinrichtungen
Eine erziehungswissenschaftliche Ethnographie über Verschränkungen von Gesundheit und Essen im frühpädagogischen Alltag
Durch ein zunehmendes Bewusstsein für (Gesundheits-)Risiken in der Kindheit gerät auch die Ernährung von Kindern vermehrt in den Blick einer interessierten (Fach-)Öffentlichkeit. Dabei werden Kinder durch Betreuungsveränderungen zunehmend in Kindertageseinrichtungen betreut, sodass das Essen einen relevanten Aufgabenbereich des frühpädagogischen Alltages darstellt. Dies lässt die Frage in den Mittelpunkt rücken, wie die Einrichtungen „Gesundheit“ beim und im Kontext von Essen herstellen. Vor diesem Hintergrund untersucht die Promotion Essenssituationen, wobei jene praktischen Handlungsvollzüge im Mittelpunkt stehen, die das Essen der Kinder mit „Gesundheit“ in Verbindung setzten und das Essen in einen pädagogischen Gegenstand transformieren. In diesem Zusammenhang wird auch den Fragen nachgegangen, ob und inwieweit „Gesundheit“ zur zentralen Norm des Essens in Kindertageseinrichtungen avanciert und wie diese im Zusammenwirken von Fachkräften, Kindern und Eltern verhandelt wird. Ziel des Promotionsvorhabens ist es, detailanalytisch zu beschreiben, welche Bedeutung „Gesundheit“ in Kindertageseinrichtungen beim und im Kontext von Essen hat und wie dabei „Gesundheit“ in situ hergestellt wird. Die ethnografische Studie ist Teil des DFG-Forschungsprojekts „Nutritive Erziehung und Sorge in Kindertageseinrichtungen“ (NEuSiK).
Simon Kunert
Pädagogik der frühen Kindheit im Kontext der Postfordistischen Bildungsindustrie
Allgemeinpädagogische Reflexionen auf der Basis Gesellschaftspädagogischer Kritik
Das Dissertationsprojekt widmet sich der Genese und Geltung der Pädagogik der frühen Kindheit im neoliberalen Kapitalismus. Dabei sollen die Entwicklungen und Veränderungen in diesem Bereich nicht nur nachgezeichnet und rekonstruiert werden, sondern auch in ihren – gesellschaftlichen, politischen, ökonomischen, pädagogischen – Bedeutungen, Funktionen und Konsequenzen verdeutlicht werden. Der sich abzeichnende Gegenstand gibt einen gesellschaftstheoretischen Zugang, eine pädagogisch-ideologiekritische Zugangsweise vor, die die angedeuteten Phänomene in ihrem gesellschaftlichen und pädagogischen Gesamtzusammenhang erklären kann, sodass ein auf die Totalität der Entwicklungen gerichteter Blick notwendig wird. In einem ersten Schritt werden auf wissenschaftstheoretischer Ebene zunächst Fragmente Gesellschaftspädagogischer Kritik als grundlegendem erziehungs- und bildungswissenschaftlichem Zugang zum Pädagogischen entwickelt. Das darauf aufbauende und unter Rückgriff auf regulations- und staatstheoretische Ansätze entwickelte Konzept der Postfordistischen Bildungsindustrie bietet die Möglichkeit, die politisch-ökonomischen Hintergründe der Veränderungen im pädagogischen Feld kapitalismustheoretisch zu analysieren sowie die pädagogischen Implikationen der sich verändernden Akkumulations- und Regulationsweisen zu beleuchten, woraufhin der Fokus auf die entsprechenden Entwicklungen im Bereich der Pädagogik der frühen Kindheit gelenkt werden kann.
Anneli Haase
Körper in pädagogischen Settings
Eine Ethnografie körpergebundener pädagogischer Bezugnahmen unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht (Arbeitstitel)
Die ethnografische Forschung im Rahmen der Promotion befasst sich mit körpergebundenen pädagogischen bzw. pädagogisierenden Bezugnahmen und Praktiken, über die spezifische Körper(lichkeiten) konstituiert werden und zugleich Pädagogik bzw. Pädagogisches hervorgebracht wird. Der Blick auf Körper eignet sich, um Pädagogik hinsichtlich ihrer Konstitution zu untersuchen, da Körper Voraussetzung für Bildung, Erziehung und pädagogische Zugriffe sind und Erziehungs- und Bildungsprozesse körperlich vollzogen werden. Dafür wird in den Felder der Offenen
Kinder- und Jugendarbeit (eigene Erhebung) und Kindertageseinrichtungen (Material aus dem DFG-Forschungsprojekts „Nutritive Erziehung und Sorge in Kindertageseinrichtungen“ (NEuSiK) geforscht.
Die Untersuchung der körpergebundenen Bezugnahmen fokussiert sich dabei analytisch auf Geschlecht (geschlechtliche Ordnung) und Lebensalter (generationale Ordnung) und legt praxeologische und poststrukturalistische Perspektiven zugrunde.
Marleen Schäper
Zur sozialen Ordnung der Bildung
Eine (ideologie-)kritische Analyse des Begriffs der 'Bildungsferne' (Arbeitstitel)
Das Projekt beschäftigt sich mit der diskursiven Verwendung des Begriffs ‚Bildungsferne‘ als Bezeichnungs- und Zuschreibungspraxis im Kontext gesellschaftlicher Differenz- und Ungleichheitsverhältnisse. In den Blick genommen wird insbesondere die ökonomische wie klassenbezogene Dimension von Bildungsungleichheit. Der Gebrauch von ‚Bildungsferne‘ wird im erziehungswissenschaftlichen Fachdiskurs untersucht, innerhalb dessen mit dem Begriff pädagogische Adressat*innen kategorisiert werden und der zugleich für pädagogische Akteur*innen eine relevante Wissensgrundlage darstellt. Von Interesse ist, wie mit dem diskursiven Begriff ‚Bildungsferne‘ welches Wissen hervorgebracht wird und welche pädagogischen Implikationen damit einhergehen.