Gewässerbewertung

Struktur und Lebensgemeinschaften von Gewässern variieren in Raum und Zeit. Dabei bestimmen u.a. die Größe eines Flusses, die Korngröße des Sedimentes und sein Gefälle welche Tier- und Pflanzenarten natürlicherweise vorkommen können. Gewässer lassen sich daher zu „Typen“ mit ähnlichen Lebensgemeinschaften und Umweltbedingungen zusammenfassen.

Gleichermaßen werden die Lebensgemeinschaften durch Nutzung und Belastung von Gewässern geprägt. Während in der Vergangenheit vor allem die Belastung der Gewässer mit organischen Abwässern im Vordergrund stand, sind heute Veränderungen der Morphologie der Gewässer und ihrer Auen die wichtigsten Einflussfaktoren.

Wir untersuchen, wie sich natürliche Faktoren („Typologie“) und Belastungen („Bewertung“) auf verschiedene Organismengruppen und Funktionen von Gewässern auswirken. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Makrozoobenthos sowie auf dem Vergleich und der Verschneidung von Bewertungsergebnisse, die mit verschiedenen Organismengruppen (Fische, Makrozoobenthos, Kieselalgen, höhere Wasserpflanzen) erzielt wurden.

In Deutschland haben wir, zusammen mit vielen Partnern, ein Bewertungssystem mit dem Makrozoobenthos entwickelt (PERLODES, vormals ASTERICS), das alle Schritte von der Probestellenauswahl bis zu Dateninterpretation umfasst. Das System dient zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie und wird von allen Bundesländern zur Routineüberwachung der Gewässer eingesetzt. Dazu haben wir einen Software entwickelt, die aktuell in einem vom Umweltbundesamt (UBA) geförtderten Projekt, technisch grundlegend überarbeitet wurde. Seit Anfang 2020 stellen wir diese, zusammen mit weiteren Bewertungstools zur Gewässerbewertung, auf der von uns betriebenen Online-Plattform gewaesser-bewertung-berechnung.de zur Verfügung.

Mit vielen Partnern aus anderen europäischen Ländern haben wir in EU-geförderten Projekten entsprechende Verfahren für Gewässer in anderen Ökoregionen entwickelt (www.aqem.de, www.eu-star.at) und arbeiten weiter daran, die Verfahren zu optimieren und besser vergleichbar zu machen („Interkalibrierung“, siehe auch www.interkalibrierung.de). Darüber waren wir an einem Projekt beteiligt, das einfache, feldbasierte Verfahren für Gewässer in der Hindukush-Himalaya-Region (www.assess-hkh.at) entwickelt hat.