Ansatz des flexING Programms

Ziel

flexING ist ein Modellversuch an der UDE, der sich auf die Studieneingangsphase der Fakultät für Ingenieurwissenschaften konzentriert. Dabei adressiert das Programm sowohl Studienanfänger*innen, deren Studium sie vor große fachliche und sozial-habituelle Herausforderungen stellt, als auch leistungsstarke Studierende, die sich mit Zusatzangeboten auf einen optimalen Berufseinstieg vorbereiten möchten. Das gesamte Programm ist dabei vollständig auf freiwilliger Basis. Durch ein persönliches Coaching wird den Studierenden ein auf sie zugeschnittenes Kursprogramm empfohlen. Dies hat zum Ziel ein effektiveres Studieren zu unterstützen und somit die Wahrscheinlichkeit des Studienerfolgs zu erhöhen. Bei ausreichender Teilnahme an Zusatzveranstaltungen besteht zudem die Möglichkeit, die eigene Regelstudienzeit um bis zu zwei Semester zu verlängern und so eine längere BAföG-Förderung zu erhalten. Das übergeordnete Ziel der Maßnahme ist jedoch, die überdurchschnittlich hohe Studienabbruchquote der Ingenieurwissenschaften zu senken und damit die Bildungsgerechtigkeit zu fördern.

Durchführung

Das Coaching dient als erster Berührungspunkt, um interessierten Studierenden ein auf sie zugeschnittenes Leistungsangebot zu empfehlen. Neben leistungsschwachen Studierenden der Studieneingangsphase adressiert das Vorhaben ebenfalls Studierende höherer Semester. Dadurch umfasst das Angebot Ergänzungen der fachlichen Curricula auf Basis von zwei unterschiedlichen Profilen: Der Basic Track (Grundlagenprofil) dient der Unterstützung der leistungsschwachen Studierenden, deren Studienerfolg gefährdet ist. Er wird vorrangig im ersten Studienjahr angeboten. Der Advanced Track (Vertiefungsprofil) kommt vor allem im zweiten und dritten Studienjahr zum Tragen. Er zielt darauf ab, besonders den leistungsstarken Studierenden ergänzende Kompetenzen zu vermitteln, um sie auf anspruchsvolle Positionen des Arbeitsmarkts vorzubereiten.

Neben der Vertiefung fachlicher Grundlagen umfasst das Angebot zusätzlich die Förderung von Sprach-, Schreib- und Selbstmanagement-Kompetenzen. Neben der Konzeption eigener Zusatzqualifikationsangebote wird auch auf bestehende Veranstaltungen anderer Institutionen der UDE zurückgegriffen, wie beispielsweise der Schreibwerkstatt oder dem Institut für Optionale Studien.

Für die Teilnahme an Zusatzveranstaltungen erhalten die Studierenden Flex-Credits, die sich an ECTS-Credits orientieren und es Ihnen ermöglichen, die eigene Regelstudienzeit zu verlängern. Zudem werden hierdurch Spielräume für die Kompetenz- und Persönlichkeitsentwicklung geschaffen. Für eine Verlängerung sind pro Semester jeweils zusätzliche 30 Flex-Credits notwendig.

Erkenntnisse

Die Auslastung des Kursangebots, insbesondere im Bereich der Soft Skills, bleibt bisher deutlich hinter den Erwartungen zurück. Fachliche Angebote, insbesondere Mathematikkurse, werden hingegen in der Regel stark von den Studierenden in Anspruch genommen. Aus bisherigen Coachings und der Frequentierung der Angebote lassen sich wertvolle Erkenntnisse über die Zielgruppe ableiten. Dabei bestätigte sich die Erkenntnis, dass vor allem die Mathematik ein Problem für Studienanfänger*innen darstellt. Die Bestrebungen der Studierenden zusätzliche Credits für eine Regelstudienzeitverlängerung zu erarbeiten, sind bisher eher gering. Um mehr Teilnehmer*innen für das Angebot zu gewinnen, wäre als Option denkbar, Studierende zur Teilnahme zu verpflichten. Dabei könnten insbesondere leistungsschwache Studierende als Zielgruppe in den Blick genommen werden. Eine Möglichkeit leistungsschwache Studierende zielgruppenorientiert ansprechen zu können wäre hier von großem Vorteil (z.B. mit Hilfe einer Studienverlaufsanalyse). Darüber hinaus hat sich in einigen Kursen (z.B. TextING) gezeigt, dass flexING-Kurse deutlich an Bekanntheit gewinnen, wenn sie in den Kurskatalog des IOS aufgenommen werden.

Seitens der Teilnehmer*innen wird zum Teil das Feedback geäußert, dass der zeitliche Aufwand für die Inanspruchnahme der Zusatzqualifikationen zu hoch sei. Hier müssen die zeitlichen Kapazitäten und rechtlichen Rahmenbedingungen miteinander vereinbart werden. Insgesamt ist die Resonanz der Studierenden zu dem Angebot sehr positiv und die Möglichkeit, sich nicht nur fachlich, sondern auch überfachlich weiterzuentwickeln wird als wertvolle Chance wahrgenommen.

Autoren: Torben Gebhardt, ehem. Fakultät für Ingenieurwissenschaften, und Christopher Nagelmann, ehem. Fakultät für Ingenieurwissenschaften

Projektleitung: Prof. Dr.-Ing. Axel Hunger, Fakultät für Ingenieurwissenschaften

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Der Text und die dazu gehörigen Grafiken stehen unter CC-BY-SA Lizenz. Informationen dazu finden Sie unter: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/legalcode.de

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Literatur:

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  • Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) (Hrsg.): Studiensituation und studentische Orientierungen-Hauptbericht. Berlin 2017.
  • Derboven, Wibke & Gabriele Winker: Ingenieurwissenschaftliche Studiengänge attraktiver gestalten. Vorschläge für Hochschulen. Heidelberg u.a. 2010.
  • Gensch, Kristina & Christina Kliegl: Studienabbruch – was können Hochschulen dagegen tun? (Studien zur Hochschulforschung 80) München 2011.
  • Heublein, Ulrich u.a.: Zwischen Studienerwartungen und Studienwirklichkeit, Ursachen des Studienabbruchs, beruflicher Verbleib der Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher und Entwicklung der Studienabbruchsquote an deutschen Hochschulen. (Forum Hochschule 1/2017) Hannover 2017.
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  • Webler, W.-D.: Das Bachelor-Studium braucht eine neue Studieneingangsphase! Studierfähigkeit für ein frei(er)es Studium, in: Webler, W.-D. (Hrsg.): Studieneingangsphase? Das Bachelor-Studium braucht eine neue Studieneingangsphase! Band 1: Studierfähigkeit für ein frei(er)es Studium. Bielefeld 2012, S. 53-78.

Dieses Vorhaben wurde unter den Förderkennzeichen 01PL11075 (2011-2016) und 01PL16075 (2016-2020) aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanziert.