Vorkurse in der Chemie

Die Maßnahme war Teil des Qualitätspakt Lehre-Projekts "Bildungsgerechtigkeit im Fokus" von Oktober 2016 bis Dezember 2020.

Ziel

Der Übergang von der Schule zur Hochschule ist für viele Studierende mit großen Herausforderungen verbunden. Für eine erfolgreiche Bewältigung der Studieneingangsphase sind im Studiengang Chemie insbesondere die fachspezifischen Vorkenntnisse von zentraler Bedeutung.

Um den Studienerfolg von vorwissensschwachen Studierenden zu erhöhen, bietet die Fakultät für Chemie angehenden Studierenden im Rahmen von fachspezifischen Vorkursen die Möglichkeit, bereits vor Studienbeginn schulische Inhalte zu wiederholen und zu festigen sowie Lücken zu schließen und fachspezifische Fähigkeiten zu stärken. Die Vorkurse werden dabei durch eine Begleitstudie evaluiert. Sie sind Teil des Vorkursprogramms "mintroduce", das sich an Studieninteressierte und angehende Bachelor- und Lehramt-Studierende der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik (Ingenieurwissenschaften), Medizin und Wirtschaftswissenschaften richtet.


Durchführung

Innerhalb des zweiwöchigen Vorkurses werden die notwendigen schulischen Grundlagen aus der Oberstufe (Atombau, Bindungsarten, Stöchiometrie, Kinetik, Säure-Base-/Redoxreaktionen, Thermodynamik), aber auch darüber hinaus gehende Inhalte des ersten Semesters (Orbitalmodell) im Rahmen einer interaktiven Vorlesung vermittelt. Die Teilnehmenden erhalten dabei über die Beantwortung von Quizfragen die Möglichkeit, ihr Wissen bereits während der Vorlesung zu überprüfen. Die Lehrenden können anhand der Ergebnisse gezielt auf Verständnisschwierigkeiten eingehen und die Vorlesung passgenau auf die Voraussetzungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer abstimmen. In einer sich anschließenden, vertiefenden Übung erhalten die Teilnehmenden in Kleingruppen Unterstützung von geschulten Tutorinnen und Tutoren in ihrem Lernprozess. Mit binnendifferenzierenden Übungsmaterialien wird dabei gezielt auf das Vorwissensniveau der Teilnehmende eingegangen.

Um die kurz- und langfristige Wirkung des Vorkurses zu untersuchen, wurde das Angebot in einer Begleitstudie evaluiert. Dazu wurde das Fachwissen der Teilnehmenden am ersten und letzten Vorkurstag mit einem selbst entwickelten Fachwissenstest erhoben. Zudem wurden die Klausurnoten in der Allgemeinen Chemie am Ende des ersten Semesters zwischen Vorkurs-Teilnehmenden und Nicht-Teilnehmenden verglichen. 

Erkenntnisse

Durch den Besuch des Chemie Vorkurses gelingt es Studierenden mit geringem Vorwissen Lücken in nur wenigen Wochen zu schließen und Vorwissensunterschiede vor dem Beginn des Studiums anzugleichen (vgl. Abb. 1). Aber auch Studierende mit hohem Vorwissen profitieren von der Teilnahme und erzielen signifikante Lernzuwächse (vgl. Abb. 1). Am Ende des ersten Semesters erreichen die Teilnehmenden signifikant bessere Klausurnoten in der Allgemeinen Chemie als ihre Kommilitonen und Kommilitoninnen, die den Vorkurs nicht besucht haben (s. Eitemüller & Habig, 2020). Langfristig profitieren vor allem Studierende von der Teilnahme, die in der Oberstufe einen Chemie Leistungskurs besucht haben (vgl. ebd.). Ein Besuch des Chemie Vorkurses zahlt sich also nicht nur für Studierende mit geringem Vorwissen aus. Den Lerneffekt des Vorkurses bewerteten in den letzten Jahren dementsprechend auch die Mehrheit der Teilnehmenden als "hoch" bis "sehr hoch" und empfahlen angehenden Studierenden ebenfalls am Vorkurs teilzunehmen. Die Schwierigkeit des Kurses sei „genau richtig“ und das Angebot zur Studienvorbereitung sehr hilfreich. 

Weiterführende Informationen zum Vorkurs und den Ergebnissen der Begleitstudie können Eitemüller & Habig (2020) entnommen werden. (s. Literatur)

Autorin: Dr. Carolin Eitemüller, Fakultät für Chemie

Weiter zur Website des mintroduce-Vorkursprogramms.

Bildquelle: © Universität Duisburg-Essen (Foto unter "Durchführung")

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Literatur:

Eitemüller, C., & Habig, S. (2020). Enhancing the transition?–effects of a tertiary bridging course in chemistry. Chemistry Education Research and Practice, 21(2), 561-569.

https://pubs.rsc.org/en/content/articlehtml/2020/rp/c9rp00207c

Dieses Vorhaben wurde unter den Förderkennzeichen 01PL11075 (2011-2016) und 01PL16075 (2016-2020) aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanziert.