Promotionen
Kathrin Hölscher, M.A.
Arbeitstitel
"Die intermediäre Ebene im Essener Modell Quartiermanagement als Implementierungsinstanz von sozialinklusiven Kulturen, Strukturen und Praktiken"
Erstgutachter: Prof. Dr. Ulf Gebken
Zweitgutachterin: Prof.in Dr.in Nina Thieme
Kontakt
Universität Duisburg-Essen
Institut für Soziale Arbeit und Sozialpolitik (ISP)
Arbeitsgruppe Institut für Stadtteilentwicklung, Sozialraumorientierte Arbeit und Beratung
Universitätsstr. 2
45141 Essen
Telefon: 0201 1837481
E-Mail: kathrin.hoelscher@uni-due.de
Abstract
Das Konzept des Essener Modells Quartiermanagement wird seit über drei Jahrzehnten als integraler Bestandteil der Stadtteilentwicklung in Essen angewendet. Seine Entstehung ist eng verknüpft mit den Handlungs- und Haltungsprinzipien des Fachkonzepts der Sozialraumorientierung, das in den 1980er Jahren von Professor Wolfgang Hinte am Institut für Stadtteilentwicklung, Sozialraumorientierung und Beratung der Universität Duisburg Essen begründet wurde (vgl. Hinte 2012: 667). Im Vergleich unterschiedlicher Städte finden sich für den Begriff "Quartiermanagement" verschiedene Definitionen und Formen der Anwendung. Das Essener Modell definiert voneinander abgegrenzte Handlungsinstanzen (vgl. Fürst/Hinte 2020: 82), insbesondere die intermediäre Ebene, die als Schnittstelle zwischen Verwaltung, Politik und Stadtteilbewohner:innen fungiert. Diese intermediären Akteure, auch als Stadtteilmoderator:innen bezeichnet, übernehmen eine vermittelnde Rolle, indem sie unterschiedliche Interessen, Handlungslogiken und Arbeitsgeschwindigkeiten der verschiedenen Sphären (z.B. Stadtteil, Verwaltung, Politik) zusammenführen. Gemäß den Prinzipien der Sozialraumorientierung sollen sie u.a. ausgehend vom Willen der Bürger:innen sowie über verschiedene Zielgruppen- und Verwaltungsbereiche hinweg handeln (vgl. Hinte 2005: 9).
Soziale Inklusion löst sich von einem starren Inklusionsverständnis, das sich ausschließlich auf Menschen mit Beeinträchtigungen bezieht, und umfasst sämtliche Menschen(-gruppen) mit Diskriminierungserfahrungen (vgl. Kuhlmann et al. 2018: 12). Treten in diesen Menschen(-gruppen) verschiedene soziale Kategorien in Wechselwirkung und verstärken sich gegenseitig in ihren Ausschlusserfahrungen, wird dies als Intersektionalität bezeichnet (vgl. Winker et al. 2015: 14). Soziale Inklusion wird dabei „sowohl als Zielbestimmung als auch als der Weg zu deren Erreichung“ (Schütte 2012: 104) verstanden.
Das Dissertationsprojekt untersucht die intermediäre Ebene des Essener Modells in ihrer Funktion als implementierende Instanz sozialinklusiver Strukturen, Kulturen und Praktiken. Ziel ist es, aus (nicht) vorhandenen Erfahrungswissen der Stadtteilmoderator:innen Kriterien sozialer Inklusion durch Quartiermanagement nach dem Essener Modell abzuleiten. Die Relevanz des Projekts liegt im theoretischen Erkenntnisgewinn zur Rollen- und Potenzialbestimmung von intermediären Akteuren und in der Erweiterung des Forschungsstands zur intermediären Praxis im Hinblick auf soziale Inklusion.
Literatur
Fürst, Roland; Hinte, Wolfgang (Hg.) (2020): Sozialraumorientierung 4.0: Das Fachkonzept: Prinzipien, Prozesse & Perspektiven. Wien: utb GmbH.
Hinte, Wolfgang (2005): Intermediäre Instanzen in der Gemeinwesenarbeit: Die mit den Wölfen tanzen | stadtteilarbeit.de. Essen. Online verfügbar unter https://www.stadtteilarbeit.de/gemeinwesenarbeit/grundlagen/intermediaereinstanzen-der-gemeinwesenarbeit-die-mit-den-woelfen, zuletzt geprüft am 01.04.2024.
Hinte, Wolfgang (2012): Von der Gemeinwesenarbeit über die Sozialraumorientierung zur Initiierung von bürgerschaftlichem Engagement. In: Werner Thole (Hg.): Grundriss Soziale Arbeit. Ein einführendes Handbuch. 4. Auflage. Wiesbaden: VS, Verl. für Sozialwiss, 663-647.
Kuhlmann, Carola; Mogge-Grotjahn, Hildegard; Balz, Hans-Jürgen (2018): Soziale Inklusion. Theorien, Methoden, Kontroversen. Stuttgart: Verlag W. Kohlhammer.
Schütte, Johannes D. (2012): Soziale Inklusion und Exklusion: Norm, Zustandsbeschreibung und Handlungsoptionen. In: Ernst - Ulrich Huster, Jürgen Boeckh und Hildegard Mogge-Grotjahn (Hrsg.): Handbuch Armut und Soziale Ausgrenzung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 104–121.
Winker, Gabriele; Degele, Nina (2009): Intersektionalität. Zur Analyse sozialer Ungleichheiten (2., unveränderte Auflage 2010). 1. Auflage. Bielefeld: transcript-Verlag.