Geschlechterstereotype – was wird aus Bubenblau und Mädchenrosa?

Ein Baby ist süß. Ein Kind ist aufgeweckt und ein Jugendlicher anstrengend. Ein Junge soll kräftig und männlich sein, ein Mädchen zierlich und grazil. Ein Teeanger aber wirft, bei der Suche nach sich selbst, alles wieder durcheinander.

Menschen sind häufig auf der Suche nach Gewohnheiten, nach einer Struktur. Jedes Individuum versucht vorbereitet zu sein auf die nächste Situation. Ein typisches Verhalten des Gegenübers zu erkennen ist dabei besonders von Vorteil. Stereotype sind kreiert, erlernt und anerzogen. Jeder Mensch kann so einer gewissen Kategorie zugeordnet werden. Äußerlichkeiten sowie Charakterzüge geben hierbei Indizien zur Geschlechterzuordnung. Vieles hängt mit gewissen Rollenverteilungen zusammen, so zum Beispiel werden Frauen als häuslicher Part einer Ehe betrachtet, Männer eher als der Ernährer. Geschlechterstereotype Zuordnungen fangen im Kindesalter an und hören meistens im Erwachsenenalter nicht auf.

Die Hilfestellung hinter den Stereotypen

Bereits mit der Geburt wird dem Baby ein gewisses typisches Verhalten zugeordnet. Die Eltern suchen nach einem Namen, haben ein Bewusstsein für das Geschlecht des Säuglings. Eltern bringen einem Baby selbst Erlerntes entgegen und verhalten sich manchmal dem Säugling gegenüber, je nach Geschlecht des Kindes, unterschiedlich. So kann das Schreien eines kleinen Jungen als nervig empfunden werden, während bei einem kleinen Mädchen davon ausgegangen wird, dass es Angst habe. Die Babys erkennen Unterschiede in der Stimme, können bald zwischen Mutter und Vater unterscheiden. In dieser Phase entscheidet sich viel für das spätere Leben und wie sich das Individuum darin zurecht finden wird.

Die Gewinnung zur eigenen Identität

Bereits die Einrichtung im Kinderzimmer lässt ein kleines Kind verstehen, zu welchem Geschlecht es gehören soll. Kaum ein Elternteil würde das Zimmer eines kleinen Pauls rosa streichen. Das entspricht nicht der aktuell typischen Farbe für einen Jungen. Vor gut 150 Jahren sah dies noch anders aus. Da galt das rosa als das „kleine Königsrot“ und wurde vor allen Dingen Jungen aus privilegierten Schichten als Kleidungsfarbe ‚verordnet‘. Blau galt als Farbe die zu Mädchen passte. Dies geht darauf zurück, dass auf religiösen Marienabbildungen Maria einen blauen Schleier trug.

 

Das Wissen der Eltern über eine "gute Erziehung" wird weitergegeben, zum Teil für gut befunden und weitergegeben, einiges wird verworfen. Dabei kann es eben auch passieren, dass Stereotype übermittelt werden. Das heißt, ein kleines Mädchen soll sich liebevoll zeigen, ein kleiner Junge dagegen stark. Hierbei sollen die Kinder Orientierung und Handlungsplanung in der sozialen Welt lernen. Ein Kind wird oftmals als sozial empfunden, wenn es angepasst ist. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe ist für viele Menschen von großer Wichtigkeit um sich in der Welt behaupten zu können. Die Zugehörigkeit zum selben Geschlecht soll im Kindesalter schnell erkannt werden. Oft erfolgt dies durch Ablehnung des anderen Geschlechts und wird zum Beispiel beim Spielen deutlich gemacht.

 

Die Problematik der eindeutigen Zuordnung

Dass ein Jugendliche oft machen was sie möchten, ist bekannt. Das dabei aber auch ihr Umfeld irritiert wird ist den Jugendlichen nur Recht, dem Gegenüber aber vielleicht auch unangenehm. Wenn die äußerlichen Merkmale nicht mehr mit dem biologischen Geschlecht übereinstimmen kann dies zu Verwirrung führen. Jungen mit langen Haaren, Mädchen mit tief sitzender Hose- dies gehört heute zum Bild einer rebellischen Pubertät. Die andere Möglichkeit ist nur sich anzupassen und weiterhin die Stereotype zu erfüllen, die man selbst das Kindsalter über beobachtet hat. Der Jugendliche sieht sich der Frage gegenüber, wer er eigentlich ist. Dabei steht nicht zuletzt die Frage im Raum zu welcher Gruppe an Menschen sich ein Jugendlicher zugehörig sehen möchte. Es wird deutlich, dass es nicht nur eine Seite eines Menschen gibt sondern viele verschiedene Facetten. Kein Stereotyp kann hier jemals einen kompletten Menschen beschreiben.

Das stereotype Verhalten im Erwachsenenalter

Das Erwachsenenalter ist ebenfalls von Zugehörigkeit geprägt. Es wird erwartet, dass sich die eigene Identität gefestigt hat. Irgendwie sollen in dieser Zeit Beziehung, Karriere, Familie und Kinder nebeneinander laufen. Eine gute Planung wird von vielen als notwendig erachtet. Die Verbindung von Frauen zu Kindern und Familie ist heute für immer mehr Frauen kaum mehr Realität. Sie wollen nicht daran gehindert werden, Karriere zu machen. Obwohl, einige Frauen mittlerweile in hohen Positionen arbeiten, wollen die meisten männlichen Partner in heterosexuellen Partnerschaften nicht darauf verzichten, auch selbst berufstätig zu sein. Der Hausmann ist noch eine Seltenheit. Außerdem werden Frauen mit zweierlei Maß gemessen. Z. B.: Eine Frau solle keine hohe Position im Berufsleben beziehen, weil sie angeblich von ihren "Emotionen" geleitet werde. Hat sie dennoch Erfolg, gilt sie oft als "dominant" und "unweiblich". Auch Erwachsene suchen noch nach Anerkennung und Zugehörigkeit zu ihrer Geschlechtergruppe. Sie wollen als ‚vollwertige‘ Frau beziehungsweise als ‚vollwertiger‘ Mann empfunden werden.

Fazit

Insgesamt kann man sagen, dass sich im Geschlechterverhältnis etwas getan hat. Dennoch scheinen stereotype Zuordnungen festgefahren, wie sie es auch vor Jahrhunderten schon waren. Obwohl die Beachtung von Stereotypen der Orientierung und Zurechtfindung eines Individuums helfen kann, so können sie einzelne Menschen auch schnell an den Rand der Gesellschaft drängen. Nicht jeder ist bereit dazu, sich anzupassen und die geforderten Stereotype zu erfüllen. Mag es in einigen Bereichen des Lebens leicht sein von den Stereotypen abzusehen oder gar ihr Verschwinden zu beobachten (androgyne Haartracht von Jungen und Mädchen), so kann es in einem anderem Umfeld noch schwieriger sein, eine Veränderung zu akzeptieren (Frauen in Führungspositionen). Die Vorstellung von einem harten, strengen, ehrgeizigen Mann und einer fürsorglichen Frau wird wohl noch etwas in unseren Köpfen bleiben. Für alle, die eben diesen Stereotyp für sich gefunden haben, scheint es leicht zu sein, sich zurechtzufinden. Für alle, die diese Stereotype nicht erfüllen können oder wollen, sollte etwas mehr Toleranz entgegengestellt werden. Es hängt nur damit zusammen, wie man selbst dem Gegenüber begegnet, dann kann sich auch die Nichterfüllung der Stereotype gewöhnen.

Literatur:

Alfermann, Dorothee. Geschlechterrollen und geschlechtstypisches Verhalten. Kolhammer, 1996

Alfermann, Dorothee & Athenstaedt, Ursula. Geschlechterrollen und ihre Folgen. Kolhammer, 2011

Greenglas, Ester R. Geschlechterrolle als Schicksal. Ernst Klett Verlage, Stuttgart

Kasten, Hartmut. Weiblich – Männlich. Ernst Reinhardt Verlag, München, 2003

Links:
http://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2F978-3-531-92041-2_21.pdf

 

Das Seminar

Die Autorin von Text und Bild, Teresa Kückmann, studiert Kulturwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen.

Kontakt

Die Seite ist im Rahmen des Blended-Learning-Seminars “Gender is […] something you do...” entstanden. Studierende haben hier im Gender-Portal Raum, ihre Arbeitsergebnisse und Lern- bzw. Forschungsinteressen vorzustellen.