Woman's work


Auf dem Foto sieht der Betrachter einen säuberlich ausgebauten Motor in einer Werkstatt. Was er jedoch nicht zu sehen bekommt ist wer an dem Motor gearbeitet hat. Stattdessen nur eine einfache Bildunterschrift mit der Frage „Woman's Work?“ Hier wurde bewusst auf die Abbildung von Personen jeglichen Geschlechts verzichtet, so dass der Rezipient allein basierend auf seinen kulturell determinierten Vorstellungen über Mann und Frau eine Antwort auf die Frage findet, deren Korrektheit, welches entscheidend ist, ihm verborgen bleibt. Noch heute werden gewisse Berufsgruppen, wie der des Monteurs oder Mechanikers, als männliche Domäne wahrgenommen, wo Frauen nichts zu suchen haben, da Tätigkeiten dieser Art nicht der weiblichen „Natur“ entsprechen sollen. Diese kulturell vermittelten Überzeugungen von der Natur des Geschlechts stecken tief in unserem Bewusstsein fest und beeinflussen unsere zwischenmenschlichen Interaktionen entscheidend.
So führt allein die bloße Präsentation von Gegenständen, wie einem Motor, zur Aktivierung von Heuristiken, welches dem sozialen Individuum ohne großen kognitiven Aufwand ermöglichst Entscheidung basierend auf vereinfachten Faustregeln zu treffen. Diese erbringen in der Regel auch das erwartete Ergebnis und führen daher zu einer befriedigenden Problemlösung. Nicht jedoch in diesem Fall. Durch den Anblick des Motors und der dazugehörigen Frage werden beim Betrachter Geschlechtsstereotype aktiv, sozial geteilte Meinungen über typische Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensweisen von Mann und Frau, die den Betrachter unweigerlich zu der Antwort „Mann“ führen. Zwar mag der Rezipient überzeugt davon sein, dass ein Mann den Motor ausgebaut hat, aber wirklich sicher kann er nicht sein, da es keine Auflösung gibt, was zur kognitiven Dissonanz führen kann, einem unangenehmen Gefühlszustand der Unsicherheit der „bekämpft“ werden muss. Auf diese Weise soll das Foto den Betrachter motivieren sich mit seinen Überzeugungen und Anschauungen über die „Natur“ von Mann und Frau auseinanderzusetzen und im Idealfall eine Änderung von Einstellungen und Verhalten herbeiführen.

Das Seminar

Der Autor von Text und Bild studiert Angewandte Kognitions- und Medienwissenschaften an der Universität Duisburg-Essen.

Kontakt

Die Seite ist im Rahmen des Blended-Learning-Seminars “Gender is […] something you do...” entstanden. Studierende haben hier im Gender-Portal Raum, ihre Arbeitsergebnisse und Lern- bzw. Forschungsinteressen vorzustellen.