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Forschung

Forschungsschwerpunkte

Geschichte Japans vom 17. bis zum 20. Jahrhundert
Umweltgeschichte
Wissenschafts- und Wissensgeschichte
Wirtschaftsgeschichte
Stadtgeschichte
Mediengeschichte

Forschungsprojekt: Kompromisse und Commons. Regulierung von Ressourcenkonflikten im Japan der Frühen Neuzeit

Im Projekt wird die Rolle von Einigungsverfahren (naisai) in der Edo-Zeit (1603-1868) für Ressourcenkonflikte untersucht. Durch die Analyse ausgesuchter Konfliktfälle zu Wäldern, Flüssen und Bewässerungskanälen sowie Küstengewässern, die als Commons verwaltet wurden, werden die Verflechtungen zwischen Ressourcen, sozialen Strukturen und Rechtspraktiken offengelegt.

Im Gegensatz zu Reisanbaugebiet, das im Japan der Frühen Neuzeit zur Besteuerung vermessen und Steuerzahlern zugeordnet war, wurden Wälder, Gewässer und das Meer in der Regel als Commons von Dorfgemeinschaften verwaltet und waren durch ein Geflecht von gemeinsamen und manchmal konfligierenden Nutzungsrechten durchzogen, das auch weitere Akteure wie lokale Fürstentümer, Tempel und Schreine sowie das Shogunat mit einschloss. Umweltveränderungen und -krisen wie die Neuerschließung von Anbaugebieten im 17. und frühen 18. Jahrhundert, Dürren und Naturkatastrophen setzten Ressourcengefüge immer wieder unter Druck, sodass Nutzungsrechte mittels Einigungen und Kompromisse immer wieder ausgehandelt werden mussten.

In diesem Projekt werden die Verflechtungen zwischen der Materialität der Ressourcen, der sozialen Strukturen und der Rolle des Kompromisses in frühneuzeitlichen japanischen Einigungsverfahren untersucht. Naisai wurden bislang vor allem aus rechtshistorischer Perspektive analysiert. Auch wenn Ressourcenstreitigkeiten als ein wichtiger Konfliktbereich identifiziert wurde, ist der Einfluss der Materialität der Ressourcen auf Sozialgefüge und Rechtspraktiken bislang unbeachtet geblieben. Die vergleichende Analyse unterschiedlicher Ressourcengefüge und ihrer Konfliktregulierungsmechanismen gibt nicht nur Aufschluss auf die Ressourcenverwaltung im frühneuzeitlichen Japan, sondern ist auch relevant für aktuelle Debatten über drohende Ressourcenkonflikte durch den Klimawandel und die gemeinsame Verwaltung („commoning“) von natürlichen Ressourcen.

Wissenschaftlicher Werdegang

  • Seit 2022 Postdoc für Kulturvergleich am Verbundprojekt „Kulturen des Kompromisses“ an der Universität Duisburg-Essen
  • 2014-2021 Promotion in Neuerer und Neuester Geschichte an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  • 2021 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Außereuropäische Geschichte, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  • 2019 Gastwissenschaftlerin an der Graduate School of Humanities and Sociology, Universität Tokyo
  • 2017-2019 Predoctoral Fellow am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin
  • 2015-2017 Research Student an der Graduate School for Human Sciences, Universität Osaka
  • 2015 Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Leibniz-Preis-Forschungsstelle „Globale Prozesse“, Universität Konstanz
  • 2014-2015 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Außereuropäische Geschichte, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  • 2006-2013 Studium auf Lehramt an Gymnasien in den Fächern Geschichte und Latein, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
  • 2004-2013 Magister Artium in den Fächern Neuere und Neueste Geschichte, Lateinische Philologie und Geologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Veröffentlichungen

Aufsätze

Tsunami Research and Preparedness in the Pacific in the 20th Century, in: Oceanic Japan, hrsg. von Ian J. Miller, Nadin Heé, Stefan Hübner und Bill Tsutsui, Honolulu 2023 (im Erscheinen).

The Development of Disaster Prints and Publications in Japan 1663-1923, in: Dealing with Disasters from Early Modern to Modern Times. Cultural Responses to Catastrophes, hrsg. von Lotte Jensen und Hanneke van Asperen, Amsterdam 2023.

Fireproofing the Japanese City against Disasters and Total War, 1923-1945, in: The Making of the 20th Century City. Towards a Transnational Urban History of Japan and Europe, hrsg. von Rainer Liedtke, Takahito Mori und Katja Schmidtpott, Stuttgart 2023.

Learning from the Earthquake Nation. Japanese Science Diplomacy in the 20th Century, in: Journal of Contemporary History 56, 3 (2021), S. 485-501.

The Tennessee River Authority goes Japan. A river’s way into the Anthropocene, in: Anthropocene Curriculum (12. Oktober 2019), https://www.anthropocene-curriculum.org/contribution/the-tennessee-valley-authority-goes-japan-a-rivers-way-into-the-anthropocene

Taiheiyō ni okeru kokusaiteki na tsunami bōsai taisei no seiritsu [The Establishment of an International Tsunami Prevention System in the Pacific], in: Shigaku Zasshi 127, 6 (2018), S. 64-82.

Die Katastrophe als Medienereignis. Die Darstellungen von Erdbebenkatastrophen in japanischen „Katastrophenpublikationen“ von 1662-1923, in: 2. Forum für literaturwissenschaftliche Japanforschung. Arbeitspapiere. 16. und 17. Mai 2014, hrsg. von Carolin Fleischer and Sabine Schenk (28. Januar 2015), https://epub.ub.uni-muenchen.de/22470, S. 11-17.

Rezension zu Linke, Konrad: Das Tulare Assembly Center. Alltag in einem Lager für Japanoamerikaner im Zweiten Weltkrieg, Trier 2014, in: H-Soz-Kult (2. Oktober 2015), www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-23471.

Roundtable

Onaga, Lisa u.a.: Sources of Disaster. A Roundtable Discussion on New Epistemic Perspectives in Post-3.11, in: East Asian Science, Technology and Society. An International Journal, 15,4 (2021), S. 482-496.

Übersetzungen

Saaler, Sven / Spang, Christian W. Spang: Doitsu Tōyōbunka Kenkyūkai (OAG) no higashi ajia kenkyū [Die Ostasienforschung der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens (OAG)], übers. von Mariko Jacoby, in: Doitsu to higashi ajia 1890-1945 [Deutschland und Ostasien 1890-1945], hrsg. von Nobuo Tajima und Akira Kudo, Tokyo 2017, S. 699-731.

Saaler, Sven / Spang, Christian W.: Daiichiji sekaitaisengo no nichidoku kankei ni okeru Doitsu Tōyōbunka Kenkyūkai (OAG) no yakuwari [Die Rolle der Deutschen Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens (OAG) für die deutsch-japanischen Beziehungen nach dem Ersten Weltkrieg], übers. von Mariko Jacoby, in: 1920 nendai no nihon to kokusai kankei. Konton o koete „atarashii chitsujo“ e [Japans internationale Beziehungen in den 1920er Jahren. Die Überwindung der Wirren hin zu einer “neuen Ordnung“], hrsg. von Yoneyuki Sugita, Yokohama 2011, S. 87-122.