Forschungsverbund "Kulturen des Kompromisses"
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Mai 2023Artikel: Der "Asylkompromiss"
Im Onlinemagazin Geschichte der Gegenwart ist der Artikel "Der 'Asylkompromiss'. Historische Verortung eines aktuellen Schlichtungsversuchs" von Dr. Stefan Zeppenfeld erschienen.
Lesen Sie mehr im Rückblick zum "Asylkompromiss" des Deutschen Bundestages vom 26. Mai 1993.

Mai 2023Artikel "Cultures of Compromise in Britain and Germany after 1945" erschienen
Im Bulletin des German Historical Institute London ist der Artikel "The Genius of Parliament: Cultures of Compromise in Britain and Germany after 1945" - vol. 45 (2023), no. 1, 3-38 - von Prof. Dr. Constantin Goschler erschienen.

Februar 2023Zoom-Workshop „Kompromisse im Mittelalter, Teil II“
Am 3. Februar 2023 fand der zweite Zoom-Workshop zu Kompromissen im Mittelalter statt. Organisiert worden ist er erneut von Dr. Jan-Hendryk de Boer (Duisburg-Essen), Dr. Jessika Nowak (Wuppertal) und Dr. Shigeto Kikuchi (Tokio). Ziel war es, eine genauere Vorstellung von Voraussetzungen und Wirkweisen des Kompromisses in unterschiedlichen Feldern zu gewinnen.
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Francesca Lerz (Trier) widmete sich den Anfängen des Noh-Theaters im Japan des 15. Jahrhunderts anhand der Schriften des Zeami Motokiyo. Dieser genoss zwar die Förderung des Shoguns Ashikaga Yoshimitsu, musste allerdings stets Kompromisse zwischen dem eigenen künstlerischen Ideal und den Erwartungen des Publikums finden, um einerseits seiner Kunst einen Platz in der höfischen Kultur zu sichern und andererseits sich der Konkurrenz anderer Schulen zu erwehren.
Dem europäischen Mittelalter widmeten sich die übrigen drei Vorträge. Prof. Dr. Georg Strack (Marburg) unterzog die Ereignisse am Ende des Investiturstreits einer Neubetrachtung. Einen Kompromiss stellte der 4. Februar 1111 geschlossene Geheimvertrag von Santa Maria in Turri zwischen Paschalis II. und Heinrich V. dar. Denn er nötigte beiden Seiten Zugeständnisse ab, die auf eine Differenzierung der Macht- und Einflusssphären von Papsttum und Königtum hinausliefen. Die 1122 im Wormser Konkordat gefundene Kompromisslösung wurde von den radikalen Kirchenreformer abgelehnt. Also galt es, einen Kompromiss – nun in Bezug auf die Form der Zustimmung – zu finden. PD Dr. Katharina Mersch (Bochum) untersuchte die Rolle von Kompromissen im Konflikt zwischen den Kölner Bürgern und den Erzbischöfen als Stadtherren während der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Diese Auseinandersetzung präsentierte sie als Serie von Kompromissen und erneuter Eskalation. Dabei zeigte sich laut Mersch auf allen Seiten eine Bereitschaft, aus dem Scheitern der zuvor gefundenen Kompromisse zu lernen. Dr. Maximilian Schuh (Duisburg-Essen/Berlin) untersuchte Übereinkünfte zwischen König und Aufständischen während der Peaseants’ Revolt. Laut Schuh zeigten König und Regierung zwar während des Sommers 1381 zunächst eine gewisse Kompromissbereitschaft. Als sie die unmittelbare Gefahr jedoch abgewehrt hatten, griffen sie zu harten Strafmaßnahmen. Insofern hätten wir es hier mit fingierten Kompromissen zu tun: Der Herrscher zeigte sich kompromissbereit, solange es ratsam schien, ohne jedoch die Absicht zu haben, sich an die aus situativen Gründen geschlossenen Vereinbarungen dauerhaft zu halten.
In einer Zusammenfassung hob Dr. Jan-Hendryk de Boer jene Aspekte heraus, die besonders zum Weiterdenken anregten: Demnach beschränkte sich die Rolle von Kompromissen als Technik der Konfliktregulierung nicht auf die Felder Politik und Diplomatie, sondern war auch in anderen Wirklichkeitsbereichen, etwa dem Schauspiel, anzutreffen. Wichtig für das Zustandekommen, mitunter aber auch für das Scheitern von Kompromissen war die Intervention von Dritten, die Machtverhältnisse verändern, aber auch Lösungsmöglichkeiten aufzeigen konnten. Kompromisse blieben sehr instabil, wenn sie unter Zwang oder gegen den Willen einer beteiligten Partei zustande kamen. Dann nutzte die unzufriedene Seite zumeist die erste sich bietende Gelegenheit, um die Vereinbarung aufzukündigen. Das Scheitern eines Kompromisses war häufig nicht das Ende der Geschichte, sondern der Anfang der Suche nach neuen Kompromissmöglichkeiten. Hierbei spielte das Lernen aus früheren gescheiterten Versuchen eine wichtige Rolle.

Januar 2023Möglichkeiten und Grenzen der Modellierbarkeit von Kompromissen
Der Kompromiss in den Wirtschaftswissenschaften
Im Kolloquiumsvortrag am 19. Januar 2023 von Dr. Karsten Mause geht es darum, wie es gelingt, die Phänomene der Kompromissfindung aus ökonomisch-politischer Perspektive zu erforschen und von Konzepten des Tauschs bzw. Deals abzugrenzen.
Weiteres zum Vortrag
Wie aus anderen Disziplinen bereits festgehalten werden konnte, gilt auch für die Wirtschaftswissenschaften, dass bisher keine systematischen Analysen zum ökonomischen Kompromiss oder dem Kompromiss in der Ökonomie vorliegen und er keine Untersuchungskategorie als solche bildet.
Dr. Karsten Mause skizzierte in seinem Vortrag drei mögliche Zugänge.
So lassen sich, ausgehend von der Korporatismusforschung, die zugrundeliegenden Bedingungen und Gründe für Zusammenkünfte etwa in Tarifverhandlungen und runden Tischen auch unter dem Aspekt des Kompromisses berücksichtigen, an die übergeordnet epochale und kulturelle Vergleichsstudien anknüpfen können.
Ausgehend vom Forschungsfeld der Verbände- und Lobbyismusforschung könnten zudem Meinungs- und Entscheidungsprozesse einen möglichen Ansatz bieten, da diese an der Ökonomischen Theorie der Politik anlehnen und erweiterte Themenbereiche, wie die Umwelt- und Klimaschutzpolitik, integrieren können. Rückbindend an die ökonomischen Konflikttheorien ließen sich weitere Aspekte berücksichtigen.
Zugleich müssen in Hinblick auf eine wirklichkeitsnahe Messiness und der Rational Choice die Grenzen der Modellierbarkeit bedacht werden.
Januar 2023Lützerath und Kompromiss
"Der Kampf um Lützerath: Klimakipppunkt oder Kohlekompromiss?" (In: Geschichte der Gegenwart). In seinem Artikel bietet Prof. Dr. Constantin Goschler, Mitglied des Forschungsverbundes, eine historische Einordnung des "Kohlekompromisses" um Lützerath.
Einen Hörbeitrag zur "Kultur des Kompromisses" gibt es zudem auf WDR 3 - Resonanzen.

November 2022Kompromisse im Mittelalter: Erkundungen eines vernachlässigten Themas
Workshop „Mittelalter und Kompromiss“ – Teil I
Am 25. November 2022 fand der erste einer losen Reihe von Zoom-Workshops zu Kompromissen im Mittelalter statt. Organisiert worden ist die Veranstaltung von Jan-Hendryk de Boer (Duisburg-Essen), Jessika Nowak (Wuppertal) und Shigeto Kikushi (Tokio) in Kooperation mit dem Forschungsverbund „Kulturen des Kompromisses“. Ziel war es, das bislang vernachlässigte Thema der Rolle von Kompromissen aus verschiedenen Perspektiven zu erhellen.
November 2022„Wie lassen sich Kompromisse interkulturell vergleichen?“
Der Kompromiss in Japan: Überlegungen zu Vergleichsperspektiven
Im Vortrag am 24. November 2023 von Julia Mariko Jacoby geht es vor allem um die Frage: Welche Vergleichsparameter es braucht, um den Kompromiss in unterschiedlichen kulturellen Zusammenhängen gewinnbringend herausarbeiten zu können? Eine erste Annährung erfolgt über japanische Begriffe, die Rückschlüsse auf ein japanisches Verständnis von Kompromiss zulassen.