Kooperation - Vernetzung - Wissensgenerierung

Expertinnen und Experten zusammenbringen, Kompetenzen bündeln, vorhandenes Wissen vernetzen und neues Wissen generieren, um somit komplexe Probleme und Fragestellungen angehen und lösen zu können – das ist die Mission des Zentrums für Wasser und Umweltforschung (ZWU) der Universität Duisburg-Essen (UDE).

Das ZWU wurde 2003, im Jahr der Fusion der beiden Universitäten Duisburg und Essen zur UDE, als Zentrum für mikroskalige Umweltsysteme gegründet. Über die Zeit wurde die Wasserforschung immer mehr zum Schwerpunktthema, so dass 2009 die Umbenennung in das Zentrum für Wasser- und Umweltforschung erfolgte. Heute steht das ZWU für eine breit aufgestellte, interdisziplinär ausgerichtete Wasserforschung und hat sich seit seiner Einrichtung zu einem erfolgreichen und weithin sichtbaren Kompetenzzentrum entwickelt.

Integrierte das ZWU anfangs fakultätsübergreifend insbesondere die zwei Standorte der UDE, verbindet das ZWU inzwischen die Wasserforschungsaktivitäten der UDE mit der Wasserexpertise der Metropole Ruhr und darüber hinaus.

Modellregion Ruhrgebiet

Nordrhein-Westfalen, aber insbesondere das Ruhrgebiet verfügt wie weltweit keine andere Region über Kenntnisse und mögliche Lösungswege wasserbezogener Probleme in allen Phasen einer wirtschaftlich und demographisch veranlassten Entwicklung. Im bundesweiten Vergleich waren 2012 von allen Erwerbstätigen im Wasserwirtschaftssektor 22 % in NRW beschäftigt (Umweltwirtschaftsbericht NRW, 2015). Entsprechend der vielfältigen Aus- und Umbauten von Gewässern und Wassersystemen (inkl. Trink- und Abwassernutzung) liegt in der Metropolregion Rhein-Ruhr eine in Europa wohl einmalige Dichte von „Wasserkompetenz“ vor.

Im Zuge der Industrialisierung mit lang andauernden ausgeprägten Wachstumsphasen rund um den Bergbau und die Montanindustrie war es im Ruhrgebiet dauerhaft notwendig geworden, die Wasserinfrastruktur massiv umzubauen und den Erfordernissen anzupassen. Der Wasserbedarf der Industrieagglomeration im Emschergebiet erreichte ein Vielfaches des natürlichen Wasserdargebots. Daher wurde Trinkwasser aus dem Einzugsgebiet der Lippe und insbesondere aus der Ruhr importiert, während die Emscher und ihre Nebenläufe zur Sicherstellung der Volksgesundheit als oberirdische Abwassersammelsysteme ausgebaut wurden. Zusätzlich entstand ein dichtes Netz an Schifffahrtskanälen und Häfen, so dass sich eine funktionierende Wasserwirtschaft im Sinne der verschiedenen Nutzungen des Wassers im Ruhrgebiet etablieren konnte. Entsprechend den vorhandenen Oberflächengewässern und Grundwässern entwickelte sich eine Zusammenarbeit über Stadtgrenzen hinweg, die es erlaubte, die gesamte Region wasserwirtschaftlich nahezu im Konsens zu bewirtschaften.

Mit dem Ende des subventionierten Steinkohlebergbaus im Ruhrgebiet sowie dem damit verbundenen Strukturwandel befindet sich die Metropole Ruhr heute auf dem Weg zu einer modernen Dienstleistungsregion. Dies spiegelt sich auch in den hohen Beschäftigungszahlen im Wassersektor wider, die im deutschlandweiten Vergleich aufgrund der Vielzahl der Akteure mit Abstand die höchsten sind. So sind zum Beispiel von den knapp 350 Mitgliedern der German Water Partnership (GWP) rund ein Drittel in einem Radius von 200 Kilometern um Essen angesiedelt. Dazu gehören die sondergesetzlichen Wasserverbände, die großen Trinkwasserversorger, Netzbetreiber und zahlreiche weitere in der Wasserwirtschaft tätige Einrichtungen. Daneben sind in der Region zahlreiche KMUs als Produktentwickler oder Dienstleister im Wassersektor aktiv.

Eine der größten Zukunftsinvestitionen in der Metropole Ruhr ist der aktuell laufende Umbau des Emschersystems, der Wasser- und Abwasserfragen wieder mit Freizeitgestaltung der Bevölkerung (Emscher Landschaftspark) und Inwertsetzung von Grundstücken verbindet. Aber auch die durch den Ruhrverband organisierte Wasserführung der Ruhr, die über eine Vielzahl von Talsperren und Ruhrstauseen reguliert wird, zeigt das im Ruhrgebiet vorhandene Know-How im Bereich nachhaltiger Nutzbarmachung von Gewässern in Ballungsräumen.

Die aktuellen Fragen energieoptimierter Abwasserentsorgungssysteme und Kreislaufbetrachtung für Spurenstoffe und Industriechemikalien werden in dem hoch verdichteten Ballungsraum besonders intensiv angegangen. Diesbezüglich hat die relativ hohe Belastung an der unteren Ruhr frühzeitig zur Entwicklung neuartiger Verfahrenskombinationen zur Trinkwasseraufbereitung geführt, wie das weltweit bekannte Mülheimer Verfahren zeigt.
Die vollzogenen oder laufenden Prozesse des Auf- und Umbaus von Wasserinfrastrukturen im Ruhrgebiet haben Modellcharakter und können stellvertretend für die generell mit Wachstums- und Transformationsprozessen einhergehenden Anpassungen im Wassersektor in den Ballungsräumen und Megacities der Entwicklungs- und Schwellenländer gesehen werden. Die Anpassung, Erweiterung, Übertragung aber vor allem Bündelung des vorhandenen Wissens wird helfen, die Nutzung von Wasserressourcen in den boomenden Regionen der Welt zu strukturieren und bietet gleichzeitig Perspektiven für eine integrierte, nachhaltige Wasserwirtschaft, die die teilweise konkurrierenden Wassernutzungen innovativ kombiniert.