Zur Person – Dr. Yannick Hoga

Zur Person – Dr. Yannick Hoga

So könntest du ja später mal richtig reich werden…

…das hat sich Dr. Yannick Hoga auf seinem Weg zur Professur im Fachbereich Ökonometrie nie gedacht. Kaum zu glauben, untersucht der 35-Jährige doch die Aufs und Abs der Finanzmärkte. Ihren Kurs vorhersagen kann er zwar nicht, aber das Risiko prognostizieren. Zumindest ein bisschen schaut er also in die Glaskugel.

Hat es ihn als Finanzexperten wirklich nie in den Fingern gejuckt, seine Aktien noch schnell los zu werden? „Ich bin gar kein Anleger“, lacht Yannick Hoga. „Das denken Leute oft, wenn ich ihnen sage, was ich beruflich mache.“ Sein Interesse an Geldanlagen sei jedoch kein Hobby, sondern sein Job. „Die wissenschaftliche Analyse reizt mich, die Zusammenhänge zu verstehen. Für meine eigene Vorsorge setze ich auf die Pension und die eigenen vier Wände.“, sagt er mit einem Schmunzeln. „Mehr brauche ich nicht.“

Freude an Mathematik kam spät

Wie kam Hoga eigentlich auf das Thema Finanzmarkt? Durch das übliche Börsenspiel in der Schule? „Hat mich nicht gekümmert“, gibt er zu. Fächer wie Sozialwissenschaften oder Mathe? Im Mathe-Leistungskurs saß er zwar, „aber meine Motivation kam absolut nicht aus der Schulzeit.“ Die Freude an der Mathematik entwickelte er erst später an der Uni. Als es nicht mehr ums Rechnen ging, sondern er mit Hilfe von Statistik Zusammenhänge verstand und Wirtschaftsmathematik als Sprache für Prognosen nutzen konnte.

Es packte ihn so richtig. Das Ergebnis: Bachelor in Wirtschaftsmathematik (Note: 1,4), Auslandssemester in Neuseeland, Master in Wirtschaftsmathematik (Note: 1,0). An der UDE folgte die Promotion (summa cum laude) und die Stelle eines Akademischen Rats. Yannick Hogas Lebenslauf liest sich wie ein Durchmarsch – weil es einer ist.

Einen Plan dafür hatte der gebürtige Bergisch Gladbacher jedoch nie. Vom Beginn seines Studiums in Köln bis zur Verbeamtung als Wissenschaftlicher Mitarbeiter brauchte er gerade mal sieben Jahre. Nun kommt die vorläufige Krönung: die Förderung als Heisenberg-Stipendiat durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Oder anders formuliert: Der direkte Weg zur Professur.

Krisen sind sein Thema

„Viel Zeit zum Forschen und ein konkretes Thema haben mir dabei geholfen, so schnell zu sein“, glaubt Yannick Hoga. „Sicherlich auch, dass ich in einem Bereich arbeite, von dem die wissenschaftliche Gemeinschaft annimmt, dass da interessante Sachen geschehen.“ Sein Fokus auf extreme Ereignisse in den Finanzmärkten funktioniere sehr gut, weil ständig irgendwelche Krisen stattfänden, egal ob Finanz- oder Euro-Krise und zuletzt der Coronacrash. Wichtig sei es aber auch, dass der Forschungsbereich, in dem man arbeite, noch nicht zu überfüllt sei.

Ist er anscheinend nicht, auch wenn Hoga zugibt, dass er sein Thema und den damit verbundenen Leitgedanken – Veränderungen auf dem Finanzmarkt zeigen sich vor allem in extremen Ausschlägen – sicherlich nicht als Erster und ausschließlich für sich beanspruchen kann. Über seine Forschung spricht er gern, tut sich aber schwer mit einer kurzen Erklärung. „Vielleicht kann man es am ehesten mit dem Klimawandel vergleichen. Die Klimaveränderung spürt man selbst vielleicht nicht unbedingt im Mittelwert sondern in den extremen Ausschlägen, also in Form von Waldbränden in Südeuropa oder der Überschwemmung des Ahr-Tals.“

Wie entwickelt sich der Markt? „Die Richtung des Marktes ist nicht prognostizierbar, aber das Risiko schon“, so Hoga. „Also wenn es heute groß ist, dann lässt sich vorhersagen, dass es auch morgen relativ groß sein wird. Dasselbe gilt für ruhige Phasen. Grundlage sind Modelle aus der Zeitreihenanalyse. Aber das interessiert den Privatanleger natürlich weniger, weil: Der will ja Geld gewinnen und nicht systematisch sein Risiko abschätzen, wie das jetzt vielleicht eine Bank machen möchte oder ein Hedgefonds.“

Finanzinstitutionen können profitieren

Das Risiko ist nicht beobachtbar wie andere ökonomische Variablen, sei es das BIP-Wachstum, Arbeitslosigkeit oder gerade ganz aktuell die Inflation. „Aber trotzdem ist wichtig festzustellen, ob jemand das Risiko adäquat eingeschätzt hat. Dafür gibt es Methoden, die einem dabei helfen zu sagen, wer im Mittel besser prognostiziert hat.“ Ein Arbeitsbereich Hogas ist die Risikoprognose, der andere die Evaluation von Risikovorhersagen. In beiden Bereichen könnten Finanzinstitutionen von seiner Forschung profitieren –wenn sie selber durch die entwickelten Methoden besser ihr Risiko einschätzen und evaluieren können.

Apropos: War Yannick Hoga das eigene Risiko eigentlich bewusst als er sich auf eine wissenschaftliche Karriere einließ? Durchaus – aber besser für ihn laufen können, hätte es wohl kaum. „Schließlich konnte ich das machen, wozu ich Lust hatte und was ich auch gut konnte, und immer mit einer vollen Stelle.“ Themenvorschläge seiner Professoren passten zu seinen persönlichen Interessen und Fähigkeiten, außerdem stimmte die Förderung. Ein Glücksfall im Wissenschaftsbetrieb.

Nebenbei lässt ihm der Job genügend Flexibilität für seine beiden Kinder, sechs und sieben, die er am Wochenende auch mal am Spielfeldrand anfeuert. Hoga bekocht die Familie, fährt Rad und liest. „Mehr Zeit bleibt dann aber nebenher auch nicht mehr“, lacht er.

An der UDE geht die Nachwuchsbetreuung nämlich gleich weiter. Hoga nimmt sie ernst, was nicht heißt, dass seine Vorlesungen keinen Spaß machen sollen – ihm und den Studierenden. „Es muss ja weitergehen mit meinem Fachbereich, da ist guter wissenschaftlicher Nachwuchs wichtig. Es gibt in Zukunft schließlich noch so viel zu erforschen.“

Von Cathrin Becker.
Stand: 11/2021

Bildnachweis: © UDE / Frank Preuß