Am 21. Oktober 2025 findet am Campus Duisburg im LF 156 und online von 16:00 bis 18:00 Uhr eine Buchpräsentation von Dr. Ulrike Bialas statt: „Forever 17. Coming of Age in the German Asylum System“. Es wird um Anmeldung gebeten.

Buchpräsentation und Diskussion: Forever 17. Coming of Age in the German Asylum System von Dr. Ulrike Bialas (Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften)

Das Lebensalter ist in Deutschland eine zentrale rechtliche und soziale Kategorie. Für unbegleitete minderjährige Geflüchtete hat es eine besonders entscheidende Bedeutung: Ihr Alter bestimmt maßgeblich darüber, wie sie untergebracht werden, welchen Zugang sie zu Bildung und Gesundheitsversorgung haben, welche Hilfsangebote sie erhalten – und nicht zuletzt über ihren aufenthaltsrechtlichen Status. So dürfen Minderjährige in Deutschland beispielsweise einen eigenen Asylantrag stellen und sind nicht automatisch verpflichtet, in das europäische Ersteinreiseland zurückzukehren. Sie erhalten rechtliche Unterstützung, können sich besser auf ihre Anhörung vorbereiten und verfügen über mehr aufenthaltsrechtliche Optionen, sollte ihr Antrag abgelehnt werden.

Doch viele junge Geflüchtete können ihr Alter nicht belegen. Oft fehlen Dokumente oder das genaue Geburtsdatum ist in ihren Herkunftsländern schlicht nicht relevant. Dieses Dilemma steht im Zentrum von Ulrike Bialas Buch Forever 17: Coming of Age in the German Asylum System (University of Chicago Press).

Basierend auf mehrjähriger ethnographischer Forschung zeigt die Autorin, wie der deutsche Staat versucht, das Alter von Geflüchteten mithilfe forensischer Verfahren zu bestimmen – und welche sozialen, emotionalen und rechtlichen Folgen diese Praxis für die Betroffenen hat. Während als volljährig eingestufte Jugendliche häufig unter prekären Bedingungen leben, erleben minderjährig Eingestufte Entmündigung durch die Jugendhilfe oder — im Falle falscher Altersangaben — Schuldgefühle und Angst vor Konsequenzen. Forever 17 macht deutlich, dass das Lebensalter keine objektive Größe ist – und wirft grundlegende Fragen danach auf, ob und wie sich Rechte junger Geflüchteter sinnvoll an einem festgelegten Geburtsdatum orientieren können.

Vita
Ulrike Bialas ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für soziokulturelle Vielfalt. Sie erforscht Kategorien und Kategorisierungsprozesse im Kontext internationaler Migration. Ihr ethnographisches Buchprojekt Forever 17: Coming of Age in the German Asylum System untersucht die Rolle der rechtlichen und sozialen Kategorie des Alters im Leben junger Geflüchteter in Deutschland und wird im Dezember 2023 erscheinen. Zurzeit führt Ulrike eine Interview-Studie zur Komplexität von Entscheidungen rund um Migrationswege und Aufenthaltsstatus unter Migrant:innen aus Syrien durch. Bevor sie an das Max-Planck-Institut zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften kam, hat sie an der Princeton University im Fach Soziologie promoviert (mit den Schwerpunkten Internationale Migration, Stadtsoziologie, und Wissenschafts- und Technikforschung) und an der Humboldt-Universität zu Berlin einen BA und MA in Sozialwissenschaften absolviert.