Wer sind Politikwissenschaftler und was tun sie in Ihrem Beruf?

Wer sind Politikwissenschaftler und was tun sie in Ihrem Beruf? Ein Besuch auf dem DVPW-Kongress 2021

von Katharina Kowalski, Kevin Spallek und Jan-Erik Lutz

Die Deutsche Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW) wurde am 10. Februar 1951 gegründet. Zweck der DVPW ist es, die Entwicklung der politikwissenschaftlichen Lehre und Forschung wie auch die Verbreitung ihrer Erkenntnisse zu fördern. Diesem Ziel geht sie durch die Herausgabe der Fachzeitschrift „Politische Vierteljahresschrift“ und die Veröffentlichung der Kongress- und Symposienbeiträge nach. Darüber hinaus veranstaltet die DVPW öffentliche Fachtagungen und -vorträge, fördert wissenschaftlichen Nachwuchs, kooperiert mit in- und ausländischen Organisationen der Politik- und Sozialwissenschaft und trägt zur Förderung der Internationalität der deutschen Politikwissenschaft bei. Ein Herzstück des DVPW ist die Veranstaltung eines alle drei Jahre stattfindenden wissenschaftlichen Kongresses, der im Jahre 2021 pandemiebedingt online stattgefunden hat.

Wer sind Politikwissenschaftler:innen und was tun sie in ihrem Beruf? Eine Antwort auf diese Frage scheint oftmals schwerzufallen. Um mehr zu erfahren, fassten wir den Entschluss, am 28. DVPW-Kongress 2021 teilzunehmen, um einmal hinter die Fassade der Politikwissenschaft zu blicken. Im Rahmen des Kongresses stellten die Wissenschaftler:innen aktuelle Forschungsprojekte vor. Uns bot sich dadurch die Möglichkeit, Ideen für die Masterarbeit zu gewinnen.

Die wissenschaftliche Ausbildung im Studium bildet die Grundlage, diese Möglichkeit nutzen zu können, Kongressthemen leichter zu verstehen und sich mit ihnen kritisch auseinanderzusetzen.  So ist eine Praxisnähe des Studiums zu erkennen, da die elernten Fähigkeiten es uns ermöglichten, uns auf die wesentlichen Inhalte zu konzentrieren.

Welche Erwartungen haben sich für uns bestätigt?

In gemeinsamen Gesprächen haben wir rückblickend festgestellt, dass wir viele Überschneidungen bei der Beurteilung des Kongresses haben. Sowohl die gemachten Erfahrungen als auch unsere Erwartungen ähnelten sich dabei sehr.

Die im Studium vermittelten Lehrinhalte des wissenschaftlichen Arbeitens konnten in der Praxis beobachtet werden. Dies und die thematische Vielfalt ermöglichte eine individuelle Panelauswahl, wodurch man dem eigenen Forschungsinteressen nachgehen konnte. Der Großteil der Vorträge und Panels hat unsere Erwartungen erfüllt und uns neue theoretische, empirische und inhaltliche Erkenntnisse geliefert. Außerdem bietet der Kongress eine hervorragende Möglichkeit, aktuelle Erkenntnisse der Politikwissenschaft zu verfolgen sowie sich über den aktuellen Stand der Forschung zu erkundigen. Der Kongress hat uns geholfen, über den Tellerrand hinauszuschauen. Generell konnte ein konstruktiver Austausch zwischen den Teilnehmer:innen beobachtet werden, die sich mit ihren Beiträgen gegenseitig bereichert haben. Im Nachhinein ein sehr attraktiver beruflicher Mehrwert, sobald einem der Umgang mit den wissenschaftlichen Spielregeln geläufig ist.

Welche Erwartungen wurden nicht erfüllt?

Neben den positiven haben wir auch negative Eindrücken gesammelt. Es ist dabei hervorzuheben, dass sich die Kritik lediglich auf einzelne Panelbeiträge bezieht. Insbesondere im Vergleich zu den qualitativ hochwertigen Beiträgen wurde der Unterschied zwischen Qualität und Quantität hervorgehoben.

Gelegentlich fanden in manchen Panels angekündigte Vorträge nicht statt. Dies war besonders ärgerlich, wenn sie der Hauptgrund für den Panelbesuch waren. Hätte man diese Information rechtzeitig erhalten, wäre der Besuch eines alternativen Panels möglich gewesen. Teilweise wurden die Papers im Vorfeld nicht verschickt. Das digitale Format war für einige Personen sehr von Vorteil und andere wirkten überfordert. Einige Teilnehmer:innen hatten eine chaotische und unprofessionelle Vortragsweise. Deswegen ist es uns manchmal schwer gefallen die Beiträge nachzuvollziehen. Zudem erschienen einige Teilnehmer:innen nicht sonderlich kritikfähig zu sein, was die Diskussion sehr unangenehm gemacht hat. Einige Vorträge beinhielten weder eine Power-Point-Präsentation noch einen theoretischen Rahmen, eine Art von Forschungsdesign oder eine klare Forschungsfrage. Einige Beiträge waren lediglich eine Frage, die behandelt werden sollte und dazu dann statistisch ausgewertete Daten, die zu einer Beantwortung dieser Frage helfen sollten. Inhaltlich unterschied sich das Niveau der Beiträge teilweise sehr voneinander. Zum Beispiel wurden in einigen Vorträgen nur über Forschungsergebnisse spekuliert.

Welche unterschiedlichen Erfahrungen haben wir gemacht?

Eine Person hat die positive Erfahrung gemacht, dass die Panelbeschreibung und ihre Vorträge zusammengepasst haben. Zusätzlich haben sich Vorträge, die ursprünglich nicht dem Forschungsinteresse galten, als nützlich herausgestellt. Andererseits wurde die Erfahrung gemacht, dass ausgewählte Vorträge nicht der Beschreibung entsprachen.

Das Vorhandensein von nur einem Discussant für alle Beiträge erwies sich als Bereicherung für die anschließende Diskussion im Plenum. Im Gegensatz dazu gab es verschiedene Diskussionsformate ohne einen Discussant. Diese Variante hat die Qualität der Diskussionen negativ beeinflusst.