© UDE/Christian K. Feld

UDE-Wissenschaftler:innen an Referenz- und Nachschlagewerk beteiligt Faktencheck Artenvielfalt

10.04.2024

Der „Faktencheck Artenvielfalt“ zeigt erstmals umfassend, wie es um die Biodiversität in Deutschland tatsächlich steht. Mehr als 150 Autor:innen aus 75 Institutionen haben an der umfassenden Bestandserfassung mitgearbeitet. Mit einem 17-köpfigen Team hat Prof. Dr. Christian Feld von der Aquatischen Biologie der Universität Duisburg-Essen federführend zu der Auswertung von über 700 Literaturquellen zu Binnengewässern und Auen beigetragen. Die Ergebnisse des BMBF-geförderten Projektes wurden am 30. September 2024 in Berlin vorgestellt.

Die Artenvielfalt schrumpft, Arten verarmen genetisch oder sterben aus – mit direktem Einfluss auf die Funktion und Leistungsfähigkeit von Ökosystemen. Ein Drittel der Arten ist gefährdet, etwa drei Prozent sind bereits ausgestorben. Mit dem „Faktencheck Artenvielfalt“ ist erstmals ein Referenzwerk von nationaler Bedeutung entstanden, an dem mehr als 150 Autor:innen zwischen 2021 und 2024 mitgearbeitet haben. Der Faktencheck identifiziert Trends und Treiber für Artengruppen wie Wirbeltiere, Wirbellose und Mikroorganismen. Die zentralen Erkenntnisse des BMBF-geförderten Projektes wurden nun am 30. September 2024 in Berlin vorgestellt.

Prof. Dr. Christian Feld von der Aquatischen Biologie der Universität Duisburg-Essen ist federführender Autor des 17-köpfigen Teams, das sich der Bearbeitung der Binnengewässer und Auen im Faktencheck gewidmet hat: „Wir haben über 700 Literaturquellen zum Zustand der Biodiversität in den deutschen Binnengewässern und Auen ausgewertet, um die Zusammenhänge zwischen Biodiversität und Ökosystemleistungen sowie hemmende Einflüsse auf die Biodiversität wie Verschmutzung, strukturelle Überformung, invasive Arten und Klimawandel zu identifiziert.“

Zentrale Erkenntnisse

  • Binnengewässer bedecken nur etwa 2,2 Prozent der Fläche Deutschlands, beherbergen aber je nach Artengruppe 13 bis 20 Prozent der Arten.
  • Biologisch vielfältige Ökosysteme sind leistungsfähiger und resilienter. Sie versorgen Menschen mit Nahrungsmitteln und Rohstoffen, sie halten die Nährstoffkreisläufe aufrecht, schützen das Klima, halten das Wasser in der Landschaft.
  • Zwischen 60 und 75 Prozent der Lebensräume in Binnengewässern und Auen sind gefährdet, ein Teil davon ist sogar von „vollständiger Vernichtung“ bedroht.
  • Viele Artengruppen zeigen bei Betrachtung langfristiger Trends über mehr als 25 Jahre einen dramatischen Rückgang, darunter insbesondere die Amphibien. Kurzfristig sind aber auch positive Trends zu erkennen, wie beispielsweise bei den Wirbellosen wie Insekten und Kleinkrebsen, wobei die Trends aber seit etwa 2010 stagnieren.
  • · Als zentrale Treiber des Biodiversitätsverlustes sind die flächendeckende Überformung und teilweise Zerstörung der Lebensräume in Binnengewässern und Auen festzustellen. Urbanisierung und Landwirtschaft führen zur Verschmutzung von Binnengewässern mit Düngemitteln, Pflanzenschutzmittel und weiteren Schadstoffen.
  • · In der Folge erreichen derzeit nur etwa 9 Prozent der Fließgewässer die mit der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie bereits 2000 festgelegten Umweltziele und es ist absehbar, dass sich diese Zahl auch bis zur finalen Frist 2027 nicht deutlich erhöhen wird.

Mit gezielten Maßnahmen den Biodiversitätsverlust stoppen

Prof. Dr. Christian Feld: „Um Ökosystemleistungen wie Erholungsleistungen, die Speicherung von Kohlenstoff, der Erhalt der Bodenfruchtbarkeit oder die Selbstreinigung von Gewässern zu gewährleisten, ist der Erhalt und Schutz der Biodiversität unabdingbar. Wir wissen, welche Maßnahmen wirksam sind, aber ihre Umsetzung scheitert oft am fehlenden politischen Willen oder an einer umweltschädlichen Förderpolitik. Unmittelbar wirksam wäre es, die Flussauen wieder an die Hochwasserdynamik anzubinden, womit auch ein besserer Hochwasserschutz erreicht wird. Die Förderung von uferbegleitenden Gehölzsäumen führt zu mehr Beschattung von Bächen und kleinen Flüssen und macht sie klimaresilienter. Mit der Wiedervernässung von Mooren können wir das Wasser in der Landschaft halten und zur Speicherung von klimaschädlichem Kohlendioxid beitragen.“

Die Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA)

In der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wissenschaftliche Projekte zur Analyse der Biodiversität in Deutschland sowie zur Entwicklung und Umsetzung innovativer, effektiver Maßnahmen zum Schutz und zur Verbesserung der biologischen Vielfalt. Derzeit zählen 39 Projekte zur FEdA. Die Initiative unterstützt dabei im Sinne einer „transformativen“ Wissenschaft den zielgerichteten Austausch zwischen Forschung, Politik, Wirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Naturschutz und Zivilgesellschaft. 

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UDE scientists involved in reference work Biodiversity fact check

10.04.2024

The ‘Biodiversity Fact Check’ is the first comprehensive report to show the actual state of biodiversity in Germany. More than 150 authors from 75 institutions have contributed to the comprehensive inventory. With a team of 17, Prof Dr Christian Feld from the Aquatic Biology Department at the University of Duisburg-Essen played a leading role in the evaluation of over 700 literature sources on inland waters and floodplains. The results of the BMBF-funded project were presented in Berlin on 30 September 2024.

Biodiversity is shrinking, species are becoming genetically impoverished or extinct - with a direct impact on the function and performance of ecosystems. A third of species are endangered and around three per cent are already extinct. The ‘Biodiversity Fact Check’ is the first reference work of national importance to be produced, with more than 150 authors contributing between 2021 and 2024. The fact check identifies trends and drivers for species groups such as vertebrates, invertebrates and microorganisms. The key findings of the BMBF-funded project have now been presented in Berlin on 30 September 2024.

Prof Dr Christian Feld from Aquatic Biology at the University of Duisburg-Essen is the lead author of the 17-strong team that has dedicated itself to processing inland waters and floodplains in the fact check: ‘We have evaluated over 700 literature sources on the state of biodiversity in Germany's inland waters and floodplains in order to identify the links between biodiversity and ecosystem services as well as inhibiting influences on biodiversity such as pollution, structural transformation, invasive species and climate change.’

Key findings

  • Inland waters only cover around 2.2 per cent of Germany's surface area, but are home to 13 to 20 per cent of species, depending on the species group.
  • Biologically diverse ecosystems are more efficient and resilient. They provide people with food and raw materials, maintain nutrient cycles, protect the climate and keep water in the landscape.
  • Between 60 and 75 per cent of habitats in inland waters and floodplains are endangered, and some of them are even threatened with ‘complete destruction’.
  • Looking at long-term trends over more than 25 years, many species groups show a dramatic decline, including amphibians in particular. In the short term, however, positive trends can also be recognised, for example in invertebrates such as insects and small crustaceans, although the trends have stagnated since around 2010.
  • The main drivers of biodiversity loss are the widespread remodelling and partial destruction of habitats in inland waters and floodplains. Urbanisation and agriculture lead to the pollution of inland waters with fertilisers, pesticides and other pollutants.
  • As a result, only around 9 per cent of watercourses currently meet the environmental targets set by the European Water Framework Directive in 2000 and it is foreseeable that this figure will not increase significantly by the final deadline of 2027.

Stopping the loss of biodiversity with targeted measures

Prof Dr Christian Feld: ‘In order to guarantee ecosystem services such as recreational services, carbon storage, the preservation of soil fertility or the self-purification of water bodies, the preservation and protection of biodiversity is essential. We know which measures are effective, but their implementation often fails due to a lack of political will or environmentally damaging subsidisation policies. It would be directly effective to reconnect the floodplains to the flood dynamics, which would also improve flood protection. The promotion of riparian woodland fringes leads to more shading of streams and small rivers and makes them more climate-resilient. By rewetting moors, we can keep water in the landscape and contribute to the storage of climate-damaging carbon dioxide.’

The Research Initiative for the Conservation of Biodiversity (FEdA)

In the Research Initiative for the Conservation of Biodiversity (FEdA), the Federal Ministry of Education and Research (BMBF) funds scientific projects to analyse biodiversity in Germany and to develop and implement innovative, effective measures to protect and improve biodiversity. The FEdA currently includes 39 projects. In the spirit of ‘transformative’ science, the initiative supports the targeted exchange between research, politics, business, agriculture and forestry, nature conservation and civil society.

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