Prof. Dr. rer. pol. Dr. h. c. Adolf Kell

Ehrendoktor Prof. Dr. Dr. h.c. Adolf Kell

 

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Prof. Dr. Adolf Kell, einer der herausragenden Erziehungswissenschaftler in Deutschland und emeritierter Hochschullehrer für Berufs- und Wirtschaftspädagogik an der Universität Siegen, wurde am 2. Februar 2005 auf Initiative des Fachgebiets Berufspädagogik/Berufsbildungsforschung im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Universität Duisburg-Essen, Campus Duisburg, mit dem Ehrendoktortitel ausgezeichnet. Mit der Verleihung des Doktors ehrenhalber würdigte die Universität die hohen Verdienste eines Wissenschaftlers, der nicht nur als hochkarätiger Spezialist für Fragen der beruflichen Aus- und Weiterbildung und für die Ausbildung von Lehrern an berufsbildenden Schulen einen exzellenten Ruf genießt, sondern sich über sein Fachgebiet hinaus große Verdienste um die Entwicklung der Erziehungswissenschaft erworben hat.
Adolf Kell wurde 1934 in Berlin geboren, ist dort aufgewachsen und hat - mit kriegs- und nachkriegsbedingten Unterbrechungen - bis 1970 in seiner Heimatstadt gelebt. Nach einer Berufsausbildung als Radiofachkaufmann (1952-1954) war Kell weitere zwei Jahre in diesem Beruf tätig. Während dieser Zeit bereitete er sich mit Erfolg nebenberuflich auf die Reifeprüfung für Nichtschüler vor (Externenprüfung 1956). Danach studierte er an der Freien Universität Berlin Wirtschaftswissenschaften und Erziehungswissenschaft mit dem Abschluss als Diplom-Handelslehrer (1961). Es folgte das zweijährige Referendariat in jener Berufsschule, in der er ein knappes Jahrzehnt zuvor Berufsschüler war. Nach dem Zweiten Staatsexamen (1963) beteiligte sich Kell zunächst als Dozent und später als Fachabteilungsleiter für Volkswirtschaftslehre am Aufbau der 1963 in Berlin gegründeten Wirtschaftsakademie Berlin (bis 1970). Zugleich bereitete er sich mit einer Dissertation über "Vorstellungen der Verbände zur Berufsausbildung" auf seine Promotion zum Dr. rer. pol. vor (Abschluss 1970). Die Doktorarbeit wurde von Prof. Dr. Herwig Blankertz am damaligen Lehrstuhl für Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät an der Freien Universität Berlin betreut.
Die Universitätslaufbahn von Adolf Kell begann 1970, als Herwig Blankertz den Ruf auf die Professur für Erziehungswissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster annahm und Kell die hauptberufliche wissenschaftliche Zusammenarbeit anbot. Damit war der Weg für die erfolgreiche Universitätskarriere von Adolf Kell eröffnet. Als wichtigste Etappen sind zu nennen: Oberstudienrat im Hochschuldienst an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (1971), Ernennung zum Studienprofessor (1971), Berufung zum Wissenschaftlichen Rat und Professor für Bildungsökonomie und Bildungsplanung (1972), im selben Jahr Entbindung von den Verpflichtungen dieser Professur und Abordnung zur hauptamtlichen Mitarbeit in der Wissenschaftlichen Begleitung des Modellversuchs Kollegschule NRW, 1974 Ernennung zum H 4-Professor für Berufs- und Wirtschaftspädagogik an der Gesamthochschule Kassel und schließlich 1977 die Berufung zum ordentlichen Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Berufspädagogik an der Gesamthochschule Siegen.
Hervorzuheben sind die verdienstvollen Aufgaben von Adolf Kell u.a. als Mitglied der Schulrechtskommission des Deutschen Juristentages (Leitung des Ausschusses „Schulverhältnis“, 1978 -1980), der DFG-Senatskommission für Berufsbildungsforschung (1987 -1989), der Gemischten Kommission Lehrerbildung der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder (1998 -1999), des Vorstandes der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE, 1988 - 1996) und Leitung der DGfE-Vorstandskommission „Entwicklung der Erziehungswissenschaft in den neuen Bundesländern“.
Das wissenschaftliche Schrifttum von Adolf Kell umfasst ein breites berufs- und wirtschaftspädagogisches Spektrum von mehr als 170 Veröffentlichungen (-> Schriftenverzeichnis). Seine theoretische Grundorientierung ist die „ökologisch orientierten Berufsbildungswissenschaft“. Im Mittelpunkt dieses Ansatzes stehen die wechselseitigen Zusammenhänge von Individuum und Umwelt in der Persönlichkeitsentwicklung des einzelnen Menschen. Dabei sind nach Kells Auffassung dem Lernen und Arbeiten in der beruflich und betrieblich organisierten Arbeit für die Entwicklung des einzelnen Menschen und insbesondere der Befähigung Jugendlicher zur beruflichen Tüchtigkeit höchste Bedeutung beizumessen. Aus Kells Sicht gehört der Mangel an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen deshalb zu den größten gesellschaftlichen Herausforderung unserer Zeit.
Die Grundzüge der „ökologisch orientierten Berufsbildungsforschung“ wurden von Adolf Kell in seinem Vortrag anlässlich der Verleihung des Doktors ehrenhalber dargelegt. Der Vortrag ist in der Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik veröffentlicht.