Projektbearbeiter: PD Dr. paed. Jörg Stender Berufsverlauf und Weiterbildung junger Fachkräfte

 

Zusammenfassung
Zusammenstellung zentraler Ergebnisse des DFG-Forschungsprojekts "Berufsverlauf und Weiterbildung" des Fachgebiets Berufspädagogik/Berufsbildungsforschung an der Universität Duisburg/Essen, Campus Duisburg.

Ziel der Untersuchung ist die Analyse von Weiterbildungsbereitschaft, Weiterbildungsverhalten und Mobilitätsprozessen. Die Weiterbildungsbereitschaft hat den Ergebnissen unserer Studie zufolge einen dynamischen Charakter. Am Ende der Ausbildung erweist sich vor allem die erfahrene Ausbildungsqualität als wichtiger Bestimmungsfaktor einer grundlegenden Weiterbildungsbereitschaft. Negative Ausbildungserfahrungen machen das Entwickeln eines grundlegenden Weiterbildungsinteresses unwahrscheinlich, positive fördern weitere Bildungsaspirationen. Die grundlegende Weiterbildungsbereitschaft erweist sich in zeitlicher Hinsicht allerdings als wenig stabil. Sie wird später überlagert durch Weiterbildungsüberlegungen, die vor allem von den jeweils erfahrenen Arbeitsbedingungen und Arbeitsplatzperspektiven geprägt werden. Dabei spielen Nutzen- und Risikoabwägungen bezüglich einer Weiterbildungsteilnahme bzw. -nichtteilnahme eine wichtige Rolle. Grundlegende Bildungsdispositionen behalten zwar ihre Wirksamkeit, sie werden jedoch durch betriebliche Bedingungen beständig modifiziert. Von einer "Festlegung" des Weiterbildungsverhaltens durch Bildungserfahrungen kann daher nach unseren Ergebnissen ebensowenig die Rede sein wie von einer Determinierung durch individuelle Erwartungen und Situationen im Rahmen "rationaler Nutzen-Kalkulationen". Eine durch die Ausbildung vorgeprägte negative Weiterbildungsbereitschaft macht das Entwickeln eines späteren Qualifizierungsinteresses unwahrscheinlich, wenn nicht betrieblicherseits Bedingungen geschaffen werden, die für die Beschäftigten Nutzen-, aber auch Risikoabwägungen bezüglich einer Weiterbildungsteilnahme kalkulierbar werden lassen. Für eine Umsetzung der Weiterbildungsbereitschaft in Aktivitäten sind diese Bedingungen jedoch noch nicht hinreichend. In vielen Fällen treffen Weiterbildungsinteressen auf segmentspezifsche Förderstrategien der Betriebe oder - insbesondere bei Frauen - auf ungünstige familiäre Rahmenbedingungen. In beiden Fällen unterbleiben Weiterbildungsaktivitäten auch dann, wenn individuell eine Weiterbildungsbereitschaft vorhanden ist. Unzufriedenheiten mit der jeweiligen Arbeitssituation führen nicht nur zu einer geringen Weiterbildungsbereitschaft, sondern auch zu verstärkten Überlegungen bezüglich möglicher Tätigkeitswechsel. Individuelle Entscheidungen über das Verlassen eines Arbeitsplatzes werden in den ersten Berufsjahren im wesentlichen durch die jeweils aktuellen Arbeitsbedingungen geprägt. Dabei ist von besonderer Bedeutung, daß die Berufseinstiegsphase zumindest für die Betriebsverbleiber durch eine ausgeprägte demotivierende Stagnation gekennzeichnet ist: Berufliche Entwicklungen sind individuell kaum ersichtlich, und das in der Ausbildung erworbene umfangreiche Qualifikationspotential wird bei weitem nicht ausgeschöpft. Aber nicht nur Unzufriedenheiten mit den Arbeitsbedingungen erweisen sich als bedeutsam für Mobilitätsprozesse, auch das erfahrene Betriebsklima spielt eine entscheidende Rolle. Das Verhältnis zu Vorgesetzten und Kollegen hemmt bzw. fördert nachdrücklich die Arbeitszufriedenheit und hat damit eine wichtige Bedeutung für Überlegungen bezüglich möglicher Tätigkeitwechsel. Belastungen in diesem Bereich können sogar dazu führen, daß eine Stelle verlassen wird, obwohl damit Lohneinbußen verbunden sind (Stender 1996).

Förderung
Das Projekt wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Kennz. Ku 1011/1-1 gefördert.