Evaluierung des Sekundar-Oberstufen-Experiments in Finnland

 

Evaluationsteam:
Prof. Dr. Gören Arnman (Universität Lund/Schweden)
Prof. Dr. Günter Kutscha (Universität Duisburg-Essen/BRD)
Prof. Michael Young (Universität London/UK)

Forschungsauftrag:
Das finnische Oberstufen-Experiment begann 1992 und ist vorgesehen für die Zeit bis 1999. Es ist Teil einer Gesamtreform des Bildungswesens nach Abschluß der neunjährigen Pflicht-Gesamtschule. Derzeit bestehen 16 lokale Versuchseinheiten, und zwar jeweils unter Einschluß aller örtlichen gymnasialen und beruflichen Bildungseinrichtungen im Sekundarbereich II, teilweise auch des tertiären Bereichs (zum Beispiel der Fachschulen, Akademien etc.). Durchschnittlich besteht jede Versuchseinheit aus acht bis neun regionalen Bildungseinrichtungen. Deren Schüler und Schülerinnen können an zwei bis drei Tagen außerhalb ihrer eigenen gymnasialen oder beruflichen Bildungseinrichtung Kurse und Lehrgänge frei wählen.
Dabei sind folgende Möglichkeiten denkbar:

  • Schüler und Schülerinnen der beruflichen Bildungseinrichtungen besuchen Kurse anderer gymnasialer oder beruflicher Bildungseinrichtungen.
  • Schüler und Schülerinnen der Gymnasien nehmen an Kursen anderer gymnasialer oder beruflicher Bildungseinrichtungen teil.
  • Schüler und Schülerinnen der Gymnasien und beruflichen Bildungseinrichtungen wählen kombinierte Programme mit sowohl allgemeinen als auch beruflichen Inhalten.
  • Schüler und Schülerinnen der Gymnasien und beruflichen Bildungseinrichtungen nehmen an Bildungsveranstaltungen aus dem Bereich der Erwachsenenbildung, der Polytechnischen Hochschulen, der Offenen Universität oder der Sommeruniversität teil; mit diesen Veranstaltungen können betriebliche Praktika verbunden sein.


Das Hauptziel des Upper Secondary Experiments besteht darin, die bislang relativ starken Grenzen zwischen den gymnasialen und beruflichen Institutionen des Bildungssystems zu öffnen und damit den Schülern und Schülerinnen mehr Wahlfreiheiten (Abschluß-Optionen) und Kombinationsalternativen in Sinne der Verknüpfung von studien- und berufsbezogenen Lerninhalten zu ermöglichen. Angestrebt wird die Steigerung individueller Flexibilität durch Flexibilisierung des Bildungssystems in allen Bereichen der Upper Secondary Education.
Im November 1994 wurde eine internationale Evaluierungskommission vom finnischen Bildungsministerium eingeladen und mit der Untersuchung des Modellversuchs "vor Ort" beauftragt. Der Evaluationsbericht (Arnman/Kutscha/Young 1995) wurde 1995 in Helsinki vorgestellt und in einem Workshop öffentlicht diskutiert. Er basiert auf Schulbesuchen und Unterrichtsbeobachtungen, Interviews mit Schülern und Schülerinnen, Lehrern und Lehrerinnen sowie Gesprächen mit Vertretern der regionalen und zentralen Schulbehörden. Die Untersuchungsergebnisse sind in einem zusammenfassenden Bericht des Evaluierungsteams (Arnman/Kutscha/Young 1995) sowie in Einzelstudien (Kutscha 1996) dokumentiert.