Grundlegung für strategisch-qualifikatorische Anpassungskonzepte beim Personaltransfer im Kontext von wirtschaftlicher wie betrieblicher Transformation im Ruhrgebiet Modulare Qualifizierung (MoQ)

Gefördert von:
Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MASSKS) des Landes Nordrhein-Westfalen und der Europäischen Gemeinschaft im Rahmen des Programms Qualifizierung, Arbeit, Technik, Reorganisation (QUATRO)

Projektlaufzeit: 01.06.1998 bis 30.06.1999

Problemskizze:

Innerhalb des regionalen Strukturwandels ist zu beobachten, daß Personalabbau in den traditionellen Großbetrieben des Ruhrgebiets nicht durch Neueinstellungen in anderen Beschäftigungsfeldern aufgefangen wird. Der Aufbau von Belegschaften in neuen Betrieben und Branchen verläuft auch dort, wo eine berufsfachliche Nähe gegeben ist, weitgehend vom Beschäftigungsabbau in der Großindustrie entkoppelt.

Insbesondere der Transfer von fachqualifiziertem Personal aus den Beschäftigungsbereichen der traditionellen Industrie in andere Felder der klein- und mittelständischen Industrie, der qualifizierten Dienstleistungen oder des Handwerks findet kaum statt.

Diese Situation verweist auf eine Diskrepanz zwischen den Anforderungsprofilen der nachfragenden Unternehmen und den vorhandenen Qualifikationen der durch den Strukturwandel entlassenen oder von Entlassung bedrohten Beschäftigten. Untersuchungen haben ergeben, daß fehlende berufsfachliche Qualifikationen häufig nicht der entscheidende Grund für diese Entwicklungen sind. Vielmehr sind für flach organisierte und dezentral agierende Großunternehmen und Klein- und Mittelunternehmen insbesondere des Handwerks (KMU) überfachliche Fähigkeiten und Kompetenzen entscheidend.

Das Anforderungsprofil an die Beschäftigten in diesen Unternehmen wird stärker bestimmt über

  • Kundenorientierung und ressortübergreifendes Denken (technische und kaufmännische Fachkompetenz),
  • Entscheidungsfähigkeit und Problemlösungsorientierung (Methodenkompetenz),
  • Kooperations- und Kommunikationsfähigkeit (Soziale- und kommunikative Kompetenz) sowie
  • selbständiges berufliches Handeln und Lernfähigkeit (Lernkompetenz).

Diesen Anforderungen stehen die vorhandenen Qualifikationen der Beschäftigten aus den industriellen Großunternehmen des Ruhrgebiets in der Regel gegenüber.

Wenngleich business-reengineering-Prozesse, die Entwicklung von Dezentralisierung und Funktionsintegration die bisherigen Gestaltungsprinzipien von Arbeit:

  • hierarchischer Aufbau mit top-down "Kommunikation",
  • starke Funktions- und Arbeitsteilung und
  • hohe Kontrollintensität

in einigen Unternehmen inzwischen verändern, ist deren Prägung noch immer für eine sehr große Zahl von Arbeitskräften aus der industriellen Produktion wie Verwaltung wirksam.

Strukturbezogene und personenbezogene Qualifizierung erscheinen so als zwei Seiten einer Medaille und müssen praktisch miteinander verknüpft werden.

Bisherige Ansätze zur Weiterqualifizierung vom Personalabbau betroffener Arbeitskräfte - sei es durch die "abgebenden" Unternehmen selbst oder durch die Institutionen des Arbeitsmarkts - zielten in der Hauptsache auf das Angleichen berufsfachlicher Qualifikationen oder mündeten in eine Umschulung. An den wesentlichen überfachlichen Anforderungen neuer potentieller Beschäftigungsfelder im Ruhrgebiet gehen diese Maßnahmen erkennbar vorbei.

Dafür einen Lösungsansatz zu entwickeln und umzusetzen ist Aufgabe des Projekts "Modulare Qualifizierung" (MoQ).

Im Rahmen des Projekts MoQ wird ein Konzept entworfen, das Qualifizierung als aktiven Faktor in der regionalen Strukturentwicklung des Ruhrgebiets begreift.

In Abgrenzung zu Qualifizierungsmaßnahmen, welche sich nur reaktiv an der kurz-fristigen Anpassung von Kenntnissen und Fähigkeiten von Arbeitskräften orientieren, werden im Projekt MoQ ausbildungs- und arbeitsintegrierte Qualifikationsmodule entwickelt, die - als Bausteine flexibel einsetzbar - Arbeitskräfte auf neue, strategisch relevante Anforderungen bei Transferprozessen vorbereiten sollen.

Die Entwicklung von Qualifikationsmodulen während laufender Arbeitstätigkeiten hat dabei Priorität. Sie soll dazu beitragen, die traditionelle Trennung von Arbeiten und Lernen zu überwinden.

Damit ergeben sich folgende Zielsetzungen für MoQ:

  • Qualifikationsbedarfsanalysen von zentralen überfachlichen Anforderungen beim Personaltransfer auf der Basis von Unternehmensfallstudien;
  • Konzeption von modular angelegten Qualifikationseinheiten, die Prozesse des Personaltransfers tragen und kontinuierlich unterstützen.

Ergebnisse von MoQ:

  • Erstellung eines Gesamtkonzepts für Module zur strategischen Qualifizierung bei Personaltransferprozessen im Ruhrgebiet als Empfehlung dafür, wie die Forderung "Qualifizieren statt Entlassen" inhaltlich zu füllen ist;
  • Transfer der Ergebnisse und Erfahrungen von MoQ in weitere von wirtschaftlichen Umbrüchen gekennzeichneten Regionen.

Zielgruppen von MoQ:

  • Beschäftigte aus Großunternehmen der industriellen Region, die von Reorganisation betroffen und von Entlassung bedroht sind;
  • Ausbildungsabsolventen dieser Wirtschaftsbereiche, bei denen eine Übernahme in den Ausbildungsbetrieb nicht sichergestellt werden kann.

Download: Download des Abschlußberichts(1,5 MB)

Projektgruppe MoQ:
Brigitte Kapic (Sekretariat)- bis Nov. 1999
Eva Ahlene (Dipl. Ök.)
Claudia Heise (Dipl. Sozialw.)
Stefan Naevecke (Dipl. Sozialw.)
Matthias Vonken (M.A.) - bis Mai 1999