Handlungsleitfäden bei Rassismuserfahrung
Hinweis zu Beginn: Dieser Leitfaden bietet Vorschläge, wie Sie mit Rassismuserfahrungen umgehen können. Entscheiden Sie selbst, welche Schritte für Sie hilfreich sind. Wenn Sie aktuell nicht die Kraft haben, alle Punkte umzusetzen, ist das vollkommen in Ordnung. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen.
Schritte für Personen, die Rassismus erlebt haben
Ruhe bewahren und Sicherheit prüfen
Bewerten Sie die Situation: Ist Ihre Sicherheit gefährdet? Falls ja, entfernen Sie sich aus der Situation und rufen Sie gegebenenfalls die Polizei (110) oder den Notruf (112).
Unterstützung suchen
Sprechen Sie mit einer Vertrauensperson (z. B. Freund*innen, Kolleg*innen) oder kontaktieren Sie eine Beratungsstelle ihrer Wahl. Wenn Sie keine universitätsinternen Ansprechpersonen konsultieren möchten, nutzen Sie externe Beratungsangebote.
Vorfall dokumentieren
Falls es Ihnen möglich ist, halten Sie die Details schriftlich fest: Datum, Uhrzeit, Ort, Beteiligte, Schilderung der Situation und ggf. Screenshots, Fotos.
Interne Beratungsstellen
Kontaktieren Sie die internen Beratungsstellen wie die Antidiskriminierungsbeauftragte in Hinblick auf Beratung und Dokumentation. Auf Wunsch kann der Vorfall vertraulich behandelt werden.
Externe Beratungsstellen kontaktieren
Kontaktieren Sie ggf. eine Beratungsstelle, die auf Rassismuserfahrungen spezialisiert ist.
Unterstützung für die Bewältigung suchen
Holen Sie sich bei Bedarf psychologische Unterstützung oder nutzen Sie Netzwerke von Selbsthilfegruppen, um die Situation zu verarbeiten.
Kontaktstellen vor Ort
Duisburg
Essen
Mülheim an der Ruhr
Wenn Sie in einer anderen Stadt wohnen oder dorthin ziehen möchten, nutzen Sie die Suchfunktion des Selbsthilfenetzes.
Schritte für beobachtende Personen
Ruhe bewahren und handeln
Überlegen Sie, wie Sie eingreifen können, ohne sich selbst oder andere zu gefährden. Zeigen Sie Zivilcourage, indem Sie den Vorfall ansprechen und die betroffene Person unterstützen.
Halten Sie zum Opfer
"Nehmen Sie Blickkontakt zur betroffenen Person auf. Das kann helfen, die Angst zu vermindern. Sprechen Sie die Person direkt an: »Ich helfe Ihnen«. Es ist wichtiger, ihr beizustehen, als sich mit dem*r Täter*in auseinanderzusetzen. Fragen Sie, wie es der Person geht und was sie jetzt braucht."
(Amadeu Antonio Stiftung: Rassismus (10.05.20). 10 Dinge, die Sie bei einem rassistischen Übergriff tun können. www.amadeu-antonio-stiftung.de. URL: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/was-tun-bei-rassistischen-angriffen-55567/ – zuletzt abgerufen am: 11.12.24.)
Vorfall dokumentieren
Falls es Ihnen möglich ist, halten Sie die Details schriftlich fest: Datum, Uhrzeit, Ort, Beteiligte, Schilderung der Situation und ggf. Screenshots, Fotos.
Ansprechpersonen informieren
Informieren Sie universitäre oder externe Ansprechstellen über den Vorfall.
Beziehen Sie die betroffene Person in Ihre Entscheidung mit ein und handeln Sie entsprechend ihrer Wünsche.
Sollte dies nicht möglich sein oder die betroffene Person nicht in der Lage sein, eine Entscheidung zu treffen, können Sie den Vorfall auch eigenständig melden, um Unterstützung zu erhalten.
Möglichkeit zur Beratung
Brauchen Sie selbst noch Unterstützung im Umgang mit dem Vorfall? Wenden Sie sich an die Ansprechpersonen der Universität oder kontaktieren Sie eine der genannten externen Beratungsstellen.
An wen kann ich mich hier an der Uni wenden?
Antidiskriminierungsbeauftragte Hayfat Hamidou-Schmidt
Diversity Support Center
WST-C.03.16-11
Berliner Platz 6–8
45127 Essen
Tel.: +49 201 183-7596
dsc-beratung@uni-due.de
Fakultäten & Verwaltung Diversity-Ansprechpersonen
Diversität an der Universität Duisburg-Essen (UDE) findet Ausdruck in vielen unterschiedlichen Programmen und Aktivitäten auf zentraler und dezentraler Ebene. Im Folgenden finden Sie einen Überblick über die Ansprechpersonen zu Diversitätsfragen in den Fakultäten und der Verwaltung der UDE.
Ansprechpartnerin für die Themen Antisemitismus und Nahostkonflikt Monika Hübscher
Hält dich der Nahostkonflikt vom Studieren ab? Streß durch Antisemitismus?
Ab sofort ist Monika Hübscher an der UDE ansprechbar für die Themen Antisemitismus und Nahostkonflikt.
Meldet euch mit euren Themen und Anliegen unter folgender E-Mail-Adresse:
dsc-beratung@uni-due.de.
Beratung findet vertraulich und im geschützten Rahmen statt.
An wen kann ich mich außerhalb der Uni wenden?
Beratungsstellen bundesweit/allgemein
Beratungstellen | Website | Telefonnr. | E-Mail-Adresse | Träger | Weitere Infos |
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Antidiskriminierungsstelle des Bundes |
Link | 0800 546 546 5 | beratung@ads.bund.de | Öffentlich |
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Weißer Ring | Link | 116 006 | Frei |
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TelefonSeelsorge | Link |
0800 1110111 oder 0800 1110222 |
Kirchlich |
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Antidiskriminierungsverband Deutschland (advd) - „Fachstelle Antidiskriminierungsberatung“ | Link |
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Beratungsstellen für Antidiskrminierungsarbeit in NRW (ada.nrw) | Link |
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Beratungsstellen in Essen
Beratungsstellen | Website | Telefonnr. | E-Mail-Adresse | Träger | Weitere Infos |
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Anti-Rassismus-Telefon Essen | Link | 0201-232060 | Frei |
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Essen stellt sich quer - antirassistisches und antifaschistisches Bündnis |
Link |
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Weißer Ring Essen |
Link | 0151/55164689 | essen@mail.weisser-ring.de | Frei |
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Beratungsstellen in Duisburg
Beratungsstellen | Website | Telefonnr. | E-Mail-Adresse | Träger | Weitere Infos |
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Anti-Rassismus Informations-Centrum (ARIC-NRW e.V.) |
Link | 0203 284873 | beratung@aric-nrw.de | Frei |
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Weißer Ring Duisburg | Link | 0151/54503943 | duisburg@mail.weisser-ring.de | Frei |
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Beratungsstellen in Mülheim an der Ruhr
Beratungsstellen | Website | Telefonnr. | E-Mail-Adresse | Träger | Weitere Infos |
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Antidiskriminierungsstelle Stadt Mülheim an der Ruhr | Link | 0208/455-1545 |
hakan.caliskan@muelheim-ruhr.de oder muelheim-ruhr.de |
Öffentlich |
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Weißer Ring Mülheim an der Ruhr | Link | 0208/36644 | muelheim-ruhr@mail.weisser-ring.de | Frei |
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Spezifische Beratungsstellen
Themen/Bereiche | Beratungsstellen | Website | Telefonnr. | E-Mail-Adresse | Träger | Weitere Infos |
Antiziganismus | Plan B Ruhr GmbH (der Paritätische) | Link |
0201 890788-62 (Essen) oder 0234 601427-82 |
p.aktuerk@planb-ruhr.de (Essen) oder meldestelle@planb-ruhr.de (Allgemein) |
Frei (durch das Familienministerium gefördert) |
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Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA) | Link | 0179 6632954 auch mgl. per Whatsapp (keine personenbezogenen Daten werden gespeichert) |
meldung@mia-bund.de | Frei (durch das Familienministerium gefördert) |
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Antimuslimischer Rassismus | Servicestelle für Antimuslimischem Rassismus und zur Stärkung intersektionaler Feminismen (AMuRa) | Link |
0177 5894587 |
beratung@mina-duisburg.de | Frei |
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Meldestelle antimuslimischer Rassismus NRW | Link |
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Antikurdischer Rassismus | Informationsstelle Antikurdischer Rassismus (Meldestelle) | Meldeformular für Betroffene oder Zeug*innen | info@antikurdischer-rassismus.de | Frei |
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Antischwarzer Rassismus/Antiasiatischer Rassismus | Meldestelle für anti-Schwarzen und anti-asiatischen Rassismus sowie weitere Formen von Rassismus |
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Frauenspezifische Beratung |
Frauenberatung Essen | Link | 0201-78 65 68 | info@frauenberatung-essen.de |
Frei |
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Antisemitismus
Beratungsstellen | Website | Telefonnr. | E-Mail-Adresse | Träger | Weitere Infos |
Servicestelle für Antidiskriminierungsarbeit, Beratung bei Rassismus und Antisemitismus (SABRA) | Link | 0211 469 126 26 | sabra.beratung@jgdus.de | Frei (gefördert vom Familienministerium NRW) |
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Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus NRW (RIAS) | Link |
0211 822 660 333 |
info@rias-nrw.de |
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Wie lässt sich Rassismus definieren?

Rassismus ist ein vielschichtiges Phänomen, das auf verschiedene Weise beschrieben und verstanden werden kann. Grundsätzlich geht es dabei um die Benachteiligung oder Ausgrenzung von Menschen aufgrund zugeschriebener Merkmale wie Herkunft, Hautfarbe oder Kultur. Es gibt jedoch keine einheitliche Definition von Rassismus – je nach Perspektive und Kontext stehen unterschiedliche Aspekte im Vordergrund.
Rassismus wird gemäß der UN-Antirassismuskonvention als jede Unterscheidung, Ausschließung, Beschränkung oder Bevorzugung aufgrund ethnischer Herkunft, „Rasse“, Hautfarbe, Abstammung oder nationalem Ursprung definiert, die die gleichberechtigte Wahrnehmung von Menschenrechten und Grundfreiheiten beeinträchtigt oder verhindert.
Die Folgen von Rassismus sind gravierend: Er behindert gesellschaftliche Teilhabe, entwertet Menschen und kann zu psychischer sowie physischer Gewalt führen. In Extremfällen wird er sogar zur Rechtfertigung von Völkermord verwendet. Auch subtile Formen wie vermeintlich harmlose Kommentare („Sie sprechen aber gut deutsch“) wirken diskriminierend. Solche Ausgrenzungen, ob bewusst oder unbewusst, sind verletzend und können Betroffene stark belasten.
Naturwissenschaftlich betrachtet gibt es keine „Menschenrassen“. Die Einteilung in „Rassen“ auf Basis von Hautfarbe oder Herkunft dient oft dazu, Menschen herabzusetzen und auszuschließen. Rechtlich werden rassistische Diskriminierungen von anderen Formen der Diskriminierung unterschieden, jedoch gleichermaßen sanktioniert.
(Antidiskriminierungsstelle des Bundes (o. D.). 1. Was ist Rassismus? www.antidiskriminierungsstelle.de. URL: https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/faqs/D E/ethnische_herkunft_rassismus/01_was_ist_rassismus.html - zuletzt abgerufen am 16.01.25.)
Formen von Rassismus
Die Formen von Rassismus sind vielfältig. Wir stellen hier einige vor, wobei die Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.
Ziel ist es, einen Überblick zu geben und zu zeigen, wie unterschiedlich Rassismus auftreten kann, ohne dabei alle Nuancen und Facetten abzubilden.
Individueller Rassismus
Persönliche Vorurteile und diskriminierendes Verhalten gegenüber Menschen aufgrund ihrer ethnischen Herkunft oder Hautfarbe.
- Ausdruck durch individuelles Verhalten oder Einstellungen, z. B. durch Vorurteile, Mikroaggressionen oder offene Diskriminierung.
- Häufig basierend auf sichtbaren Merkmalen wie Hautfarbe, verbunden mit der Annahme moralischer, intellektueller oder sozialer Unterlegenheit.
(Prof. Dr. Hans-Joachim Ahrens et. al. (o. D.). Lexikon der Psychologie, Rassismus. www.spektrum.de. URL: https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/rassismus/12448?utm_source - zuletzt abgerufen am 16.01.25.)
Institutioneller Rassismus
Institutioneller Rassismus umfasst diskriminierende Strukturen und Praktiken, die von gesellschaftlichen Institutionen ausgehen.
- Nachteile durch die Gestaltung und Umsetzung von Regeln, Normen oder Routinen, unabhängig von den Vorurteilen einzelner Personen.
- Subtiler als direkte Diskriminierung; erfordert spezifische Gegenmaßnahmen.
(Antidiskriminierungsstelle des Bundes (o. D.). 4. Was ist institutioneller, was ist struktureller Rassismus? www.antidiskriminierungsstelle.de. URL: https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/faqs/DE/ethnische_herkunft_rassismus/04_institutioneller_struktureller_rassismus.html - zuletzt abgerufen am 16.01.25.)
Kulturrelle Rassismus
Vorwand, dass bestimmte Kulturen minderwertig oder unvereinbar mit der eigenen Kultur sind:
- Verweigerung, Unterdrückung oder Abwertung kultureller Identitäten von Minderheiten.
- Betont die Überlegenheit der eigenen kulturellen Normen und leugnet kulturelle Eigenständigkeit.
(Prof. Dr. Hans-Joachim Ahrens et. al. (o. D.). Lexikon der Psychologie, Rassismus. www.spektrum.de. URL: https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/rassismus/12448?utm_source - zuletzt abgerufen am 16.01.25.)
Struktureller Rassismus
Struktureller Rassismus beschreibt gesellschaftlich tief verankerte Machtungleichgewichte, die sich historisch und sozial entwickelt haben und nicht auf einzelne Institutionen beschränkt sind.
- In sozialen Strukturen, Denkweisen und symbolischen Darstellungen einer Gesellschaft verankert.
- Bestimmte Gruppen, wie Menschen mit Migrationshintergrund oder People of Color, in zentralen Bereichen wie Politik, Verwaltung oder Wirtschaft unterrepräsentiert.
(Antidiskriminierungsstelle des Bundes (o. D.). 4. Was ist institutioneller, was ist struktureller Rassismus? www.antidiskriminierungsstelle.de. URL: https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/faqs/DE/ethnische_herkunft_rassismus/04_institutioneller_struktureller_rassismus.html - zuletzt abgerufen am 16.01.25.)
Glossar spezifischer Begriffe
Antiasiatischer Rassismus
Antiasiatischer Rassismus ist die Bezeichnung für die Anderseinteilung, Abwertung oder Gefahreneinstufung von Menschen asiatischer Herkunft allein aufgrund ihres Namens oder Aussehens.
(Monika von Aufschnaiter (26.05.21): Respekt, Anti-asiatischer Rassismus. www.br.de. URL: https://www.br.de/extra/respekt/rassismus-antiasiatischer-vorurteile100.html#:~:text=Anti%2Dasiatischer%20Rassismus%20ist%2C%20wenn,es%20seit%20der%20deutschen%20Kolonialzeit – zuletzt aufgerufen am 11.12.24.)
Antikurdischer Rassismus
Antikurdischer Rassismus bezeichnet eine systematische Diskriminierung, Feindseligkeit oder Gewalt gegenüber Menschen kurdischer Herkunft. Diese Form des Rassismus kann sich auf verschiedene Weise zeigen, von struktureller Unterdrückung und politischer Marginalisierung bis hin zu sozialer Ausgrenzung und kultureller Ablehnung. Er beruht auf historisch gewachsenen Vorurteilen und politisch sowie sozial konstruierten Feindbildern, die die kurdische Identität ab- und entwerten.
(IAKR – Informationsstelle Antikurdischer Rassismus (o. D.). Was ist antikurdischer Rassismus? www.antikurdischer-rassismus.de. URL: https://antikurdischer-rassismus.de/ - zuletzt abgerufen am 18.12.24.)
Antimuslimischer Rassismus
Antimuslimischer Rassismus bezeichnet die Diskriminierung von Menschen, die aufgrund ihrer tatsächlichen oder vermeintlichen Zugehörigkeit zum Islam als Muslim*innen wahrgenommen werden. Im Gegensatz zu Begriffen wie Islamophobie oder Islamfeindlichkeit hebt der Ausdruck antimuslimischer Rassismus das eigentliche Problem hervor: eine rassistische Wahrnehmung von Muslim*innen als eine homogene Gruppe, der bestimmte meist negative Eigenschaften zugeschrieben werden und die als fremd betrachtet wird.
(Neue deutsche Medienmacher (o. D.). NdM-Glossar, Antimuslimischer Rassismus. Glossar. www.neuemedienmacher.de. URL: https://glossar.neuemedienmacher.de/glossar/antimuslimischer-rassismus/ - zuletzt abgerufen am 16.01.25.)
Antischwarzer Rassismus
Antischwarzer Rassismus richtet sich gezielt gegen Schwarze Menschen und entstand im Kontext der Versklavung und Ausbeutung Afrikas und seiner Bewohnerinnen. Um die brutalen Kolonialisierungen zu rechtfertigen, erklärten europäische Gesellschaften, einschließlich Wissenschaftlerinnen, Schwarze Menschen als minderwertig, oft basierend auf körperlichen Merkmalen wie der Körperform oder Afrohaaren. Diese rassistische Haltung führt besonders bei dark-skinned Personen, aufgrund der sichtbaren Merkmale ihrer Hautfarbe, zu wiederholten physischen und psychischen Gewalterfahrungen, sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich.
(Neue deutsche Medienmacher (o. D.). NdM-Glossar, Anti-schwarzer Rassismus. www.neuemedienmacher.de. URL: https://glossar.neuemedienmacher.de/glossar/anti-schwarzer-rassismus/ - zuletzt abgerufen am 16.01.25.)
Antislawischer Rassismus
Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand im pseudowissenschaftlichen rassistischen Diskurs die Vorstellung, dass „Slawen“ eine eigene, minderwertige „Rasse“ seien. Diese rassistische Haltung wird als antislawischer Rassismus oder Antislawismus bezeichnet.
(Vlahek, David (31.03.22). Deutschnationaler und nationalsozialistischer Antislawismus – Kontinuitäten und Paradigmenwechsel eines heterogenen Ressentiments (1848–1945), in: Zeitschrift für Ostmitteleuropa-Forschung, Bd. 71 Nr. 1, https://doi.org/10.25627/202271111068 .)
Antiziganismus | Antiromaismus | Gadje
Antiziganismus (Synonyme Antiromaismus, Gadje-Rassismus) bezeichnet Vorurteile, Diskriminierung und Gewalt gegenüber Sinti und Roma, wie sie in der Arbeitsdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) festgelegt sind. Er zeigt sich sowohl in individuellen Handlungen als auch in institutionellen Strukturen, die zur Marginalisierung, Ausgrenzung, physischen Gewalt, Abwertung ihrer Kulturen und Lebensweisen sowie zu Hassreden führen. Betroffen sind Sinti und Roma sowie andere Personen oder Gruppen, die während des Nationalsozialismus und bis heute als „Zigeuner“ wahrgenommen, stigmatisiert oder verfolgt werden.
Das Phänomen ist gesellschaftlich und politisch weit verbreitet und behindert die Integration von Sinti und Roma, indem es ihnen gleichberechtigten Zugang zu Rechten, Chancen und gesellschaftlicher Teilhabe verwehrt.
(Antidiskriminierungsstelle des Bundes (o. D.). 1. Was ist Antiziganismus? www.antidiskriminierungsstelle.de. URL: https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/faqs/DE/sinti_roma/07_was_ist_antiziganismus.html - zuletzt abgerufen am 16.01.25.)
Antiromaismus ist ein Begriff, der von Romani-Aktivist*innen eingeführt wurde, um eine Alternative zu „Antiziganismus“ zu schaffen. Er wird jedoch kritisiert, da er zwei problematische Annahmen nahelegt:
- Zum einen könnte der Begriff den Eindruck erwecken, es handle sich bei den Betroffenen um eine ethnisch homogene Gruppe, deren vermeintliche Eigenschaften die Grundlage für Gadje-Rassismus bilden würden.
- Zum anderen wird übersehen, dass auch andere Personen oder Gruppen, wie etwa Jenische, die sich nicht als Sintizze oder Romnja identifizieren, ebenfalls von Gadje-Rassismus betroffen sind oder waren.
(IDA – Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e. V. (o. D.). Glossar, Antiromaismus. www.idaev.de. URL: https://www.idaev.de/recherchetools/glossar?tx_dpnglossary_glossary%5Baction%5D=show&tx_dpnglossary_glossary%5Bterm%5D=94&tx_dpnglossary_glossarydetail%5Bcontroller%5D=Term&cHash=ee652c119b0ded604c520cafb0489a36 – zuletzt abgerufen am 12.01.24.)
Gadje-Rassismus: Der Begriff Gadjé stammt aus dem Romanes und bezeichnet Personen, die keine Rom*nja oder Sinti*zze sind. Darüber hinaus verweist er auf gesellschaftliche Machtstrukturen und Privilegien und macht das Gewaltpotenzial sichtbar, das von dieser Gruppe gegenüber Rom*nja und Sinti*zze ausgehen kann.
Der Begriff verschiebt den Fokus von den von Rassismus betroffenen Rom*nja und Sinti*zze hin zu der Gruppe, die diese Form des Rassismus ausübt, nämlich der (weißen) Mehrheitsgesellschaft bzw. den Gadjé. Da Gadjé jedoch für alle Nicht-Rom*nja und Sinti*zze verwendet wird, einschließlich Menschen, die selbst von Rassismus betroffen sind, ist auch dieser Begriff nicht unumstritten.
(Vielfalt.Mediathek (o. D.). Rassismus gegen Rom:nja und Sinti:zze. www.vielfalt-mediathek.de. URL: https://www.vielfalt-mediathek.de/kurz-erklaert-rassismus-gegen-romnja-und-sintizze - zuletzt abgerufen am 12.01.24.)
Antisemitismus
Antisemitismus ist eine spezifische Sichtweise auf Jüdinnen und Juden, die sich in Form von Hass äußern kann. Er kann sowohl in verbaler als auch in physischer Weise gegen jüdische oder nicht-jüdische Personen, deren Besitz sowie gegen jüdische Gemeinschaftseinrichtungen und religiöse Stätten gerichtet sein.
(International Holocaust Remembrance Alliance (o. D.). Arbeitsdefinition von Antisemitismus. www.holocaustremembrance.com. URL: https://holocaustremembrance.com/resources/arbeitsdefinition-antisemitismus - zuletzt abgerufen am 20.01.25.)
Wichtige Anmerkung
Antisemitismus und Rassismus werden oft gleichgesetzt. Trotz einiger Gemeinsamkeiten gibt es wesentliche Unterschiede in ihren Funktionsweisen und zugrundeliegenden Denkstrukturen.
Ein zentrales Merkmal des Antisemitismus ist die Zuschreibung einzigartiger Eigenschaften an "die Juden", die als minderwertig, aber zugleich als mächtig dargestellt werden. Antisemitismus bedient sich verschwörungstheoretischer Vorstellungen und konstruiert Jüdinnen und Juden als Bedrohung.
Rassismus verbindet hingegen Betroffene, ganze Völker und Kontinente mit negativen Eigenschaften wie Primitivität oder Aggression und dient der Legitimation von Ausbeutung. Während Rassismus vor allem Abwertung bedeutet, konstruiert Antisemitismus eine "Übermacht" von Jüdinnen und Juden.
Es gibt verschiedene Formen von Antisemitismus, wie beispielsweise Antijudaismus (religiös motiviert) und moderner Antisemitismus. Letzterer sieht Jüdinnen und Juden als Teil einer „Rasse“: Dieser Rassenantisemitismus wurde zum Instrument der NSDAP.
Beide Ideologien wurzeln in Vorurteilen. Ihre Konsequenzen unterscheiden sich jedoch: Rassismus strebt eine Weltordnung an, die nach seinen Vorstellungen für Trennung und Unterordnung sorgt, während Antisemitismus auf vollständige Vernichtung abzielt, was sich im Holocaust zeigte. Auch Rassismus kann auf Vernichtung abzielen, allerdings nicht in dem Sinn, dass eine Gruppe konstruiert wird, die als existenzielle Bedrohung definiert und deren Vernichtung als Voraussetzung des eigenen Überlebens imaginiert wird. Der Holocaust war daher eine Folge von Antisemitismus, nicht von Rassismus allein.
(SABRA. MALMAD (o. D.). Antisemitismus, Rassismus und Antisemitismus: Eine wichtige Unterscheidung. www.malmad.de. URL: https://malmad.de/themen/antisemitismus - zuletzt abgerufen am 20.01.25.)
Weitere Informationen von der Charta der Vielfalt
Charta der Vielfalt
Der Charta der Vielfalt e. V. ist Deutschlands größte Initiative zur Förderung von Vielfalt in Arbeitskulturen. Der Verein setzt sich für ein vorurteilsfreies Arbeitsumfeld ein, in dem alle Beschäftigten Wertschätzung erfahren – unabhängig von Alter, Herkunft, Geschlecht, Fähigkeiten, Religion oder sozialer Herkunft. Unter den über 6.000 Organisationen, die die Charta der Vielfalt bis heute unterzeichnet haben, ist auch die Universität Duisburg-Essen. Die Bereitstellung der Informationen und Dokumente wurde uns von den Verantwortlichen des Vereins freigegeben.
Unter folgendem Link finden Sie die Übersicht “Kompetenz stärken” mit vielen Materialien. Die Materialien beziehen sich insbesondere auf den Umgang mit Rassismus am Arbeitsplatz.
Online-Kurs
Vertiefen Sie Ihr Wissen über Rassismus in einem interaktiven Online-Kurs für mehr Bewusstsein und Sensibilität. Die Charta der Vielfalt hat einen Online-Kurs entwickelt, der dazu einlädt sich weiter über Rassismus zu informieren und Ihr Bewusstsein zu diesem Thema zu stärken (Dauer ca. 45 Minuten).
Methodenkoffer
In dem Methodenkoffer der Die Charta der Vielfalt finden Sie praktische Anleitungen, Strategien und Übungen.
The Danger of a Single Story
TED-Talk mit Chimamanda Adichie: Entdecken Sie in diesem inspirierenden TED-Talk die Macht von Geschichten und die Gefahren einseitiger Perspektiven.
Checklisten "Rassismus am Arbeitsplatz ansprechen"
Hier finden Sie drei Checklisten, die Sie dabei unterstützen können, Rassismus an Ihrem Arbeitsplatz anzusprechen.:
“How to speak about racism” (Charta der Vielfalt)
Strategiekarten
Nutzen Sie praktische Strategien, um auf rassistische Äußerungen im Arbeitsumfeld zu reagieren.
In diesem Kartenset, bestehend aus 12 Strategiekarten, finden Sie einige Tipps und Strategien, wie Sie im Falle einer rassistischen und menschenverachtenden Äußerung, die Sie am Arbeitsplatz mitbekommen, reagieren können.
Über Rassismus sprechen
Grundsätze des Dialogs: Lernen Sie grundlegende Prinzipien, die einen respektvollen und konstruktiven Dialog ermöglichen.
Argumentationshilfen und “Bullshit-Sprüche”: Finden Sie klare und effektive Argumente, um rassistischen Aussagen entgegenzutreten.
UDE Richtlinie

Antidiskriminierungsrichtlinie der Universität Duisburg-Essen
Am 03.05.2024 hat der Senat der UDE eine Antidiskriminierungsrichtlinie beschlossen. Diese wurde im Verkündigungsanzeiger der UDE (Nr. 52 - 24.05.2024) veröffentlicht. Gleichzeitig tritt die Richtlinie gegen sexualisierte Diskriminierung und Gewalt der UDE vom 05.01.2011 außer Kraft.