MINT ist nicht gleich MINT, weder inhaltlich noch in Bezug auf die Frauenanteile in der Fächergruppe Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Die Zahl der Studentinnen im Fach Biologie an der UDE ist z. B. deutlich höher als die der Studenten. In der Mathematik haben sich die Anteile von männlichen und weiblichen Studierenden nahezu angeglichen. In den Ingenieurwissenschaften, v. a. in den ‚klassischen' Fächern wie Elektrotechnik oder Maschinenbau, aber auch in der Informatik, liegen die Frauenanteile um oder zum Teil deutlich unter 20%. Autor*innen von Studien zur Berufs- und Studienorientierung empfehlen Hochschulen Angebote zu schaffen, in denen junge Frauen ihre Selbstwirksamkeit in technischen Studiengängen erleben können. Dies können beispielsweise Informationsveranstaltungen wie der Girls' Day sein, das Assessment-Verfahren tasteMINT für Oberstufenschülerinnen oder Sommeruniversitäten, wie etwa die SommerUni für Frauen in Natur- und Ingenieurwissenschaften (S.U.N.I.) der Universität Duisburg-Essen.

Doch inwiefern haben diese Angebote einen Einfluss auf die Einstellungen, auf die Selbstwirksamkeitsüberzeugen sowie die Intention der jungen Frauen, ein ingenieurwissenschaftliches Studium aufzunehmen? Dieser Frage gingen Prof. Dr. Annette Kluge, Dr. Vera Hagemann und Joseph Greve (Fachgebiet Wirtschafts- und Organisationspsychologie, UDE) in einer Fragebogenstudie im Zeitraum von April 2011 bis April 2012 nach.

Die Ergebnisse der Studie sowie das Forschungsdesign werden ausführlich im Journal Nr. 30 des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW vorgestellt: Greve, Joseph; Vera Hagemann und Annette Kluge (2012): Erfolgreiche Akquise von Deutschlands zukünftigen Ingenieurinnen?, in: Journal des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW Nr. 30, S. 35-40. Online abrufbar unter: http://www.netzwerk-fgf.nrw.de/fileadmin/media/media-fgf/download/publikationen/Journal_30_2012.pdf

Nachfolgend lesen Sie eine Zusammenfassung der Studie.

Theory Planned Behavior nach Ajzen, in Greve et al. (2012), S. 36

Einige der Annahmen...

Die theoretische Grundlage der Studie von Kluge, Hagemann und Greve ist die Theorie des geplanten Verhaltens nach Icek Azjen (Theory of Planned Behavior). Zentrale Annahme ist hier, dass die Absicht einer Person, z. B. sich für ein bestimmtes Studienfach einschreiben zu wollen, am besten vorhersagen kann, ob sie es auch tatsächlich tut.

Beeinflusst wird diese Intention (z. B. „Ich habe vor, E-Technik zu studieren") aber auch durch

  • die Einstellung gegenüber dem Verhalten (z. B. „ist es mir nützlich"),
  • der subjektiven Norm („was denken andere davon, dass ich dies studieren möchte?" sowie der
  • Verhaltenskontrolle („Kann ich das?").

Zusammengefasst heißt das in etwa: Je nützlicher ich ein „geplantes Verhalten" (z. B. demnächst Studium der Physik aufnehmen) finde, je mehr mich andere darin unterstützen und je mehr Selbstvertrauen ich in meine Fähigkeiten habe, desto wahrscheinlicher ist es, dass ich dieses Verhalten auch zeige.

Für eine (vergrößerte) Darstellung der Theory of Planned Behaviour bitte auf das Bild klicken.

... und wie sie überprüft wurden

In den o. g. Veranstaltungen, die an der Universität Duisburg-Essen durchgeführt wurden, haben die Teilnehmerinnen vor und nach dem Besuch einen Fragebogen ausgefüllt. In diesem sollten sie beispielsweise angeben, wie sie die Aufnahme eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums bewerten: schlecht/gut, dumm/klug, negativ/positiv, interessant/uninteressant. Außerdem wurden sie gefragt, wie nahestehende Personen (Familie/Freunde) es finden würden, wenn sie ein solches Studium aufnähmen. Auch wurde gefragt, ob sie den Erfolg eines solchen Studiums selbst beeinflussen könnten. Darüber hinaus erfassten die AutorInnen der Studie das Alter der Teilnehmerinnen sowie den Bildungsabschluss der Eltern und Geschwister. Ebenfalls wurde gefragt, ob (mindestens) ein Elternteil als IngenieurIn tätig ist.

Ein Ergebnis

Ohne zu viel von Erkenntnissen vorwegzunehmen: Veranstaltungen zur Gewinnung von Studentinnen verfehlen nicht ihre Wirkung – sie beeinflussen sowohl die Einstellungen als auch die wahrgenommene Verhaltenskontrolle der Teilnehmerinnen positiv. Dies zeigt sich aber unterschiedlich stark in den verschiedenen Formaten – ob Girls Day, tasteMINT oder S.U.N.I. Den größten Zuspruch hat beim Girls Day übrigens das Fach Physik erfahren.

Lesen Sie hier mehr (S. 35-40).