Nonverbale Kommunikation

Die Suggestivkraft der Nonverbalen: Kleine Ursachen große Wirkungen

Die Uniformität und die Geschwindigkeit der Eigenschaftszuschreibungen mit der die visuelle Eindrucksbildung vonstatten geht, deuten darauf hin, dass der neuronale Apparat, der die unbewusste Beschlussfassung betreibt, auf nur ganz bestimmte einfach strukturierte Elemente des nonverbalen Verhaltens anspricht. Hier zeigt sich eine Parallele zu der aus der ethologischen Verhaltensforschung bekannten charakteristischen Merkmalsarmut der Stimuli, auf die die affektiven Steuerungszentren reagieren. In der Tierkommunikation genügen oft schon die nur schemenhafte Kontur eines Körpers, eine ruckartige Bewegung oder eine Farbmarkierung am Körper, um bei anderen Tieren eine ganz bestimmte Verhaltensreaktion auszulösen.

Dass in der Humankommunikation ähnliche Sachverhalte anzutreffen sind, zeigt der Effekt der Lateralflexion der Kopfhaltung, ein ganz simpler Stimulus des nonverbalen Verhaltens, der mit hoher Suggestivkraft den Eindruck bestimmt, den wir von einem Menschen gewinnen. Deutlich gemacht haben dies Untersuchungen, die auf die Ermittlung der Ursachen der von Kunstwerken ausgehenden Wirkung abzielten. Dabei zeigte sich, dass Personen, die zunächst als „sympathisch, empfindsam, zärtlich, ehrlich, bescheiden“ wahrgenommen wurden, den Betrachtern auf einmal als „unsympathisch, kalt, arrogant, hinterlistig, hart, abweisend“ galten – bloß weil sie den Kopf ein bisschen anders hielten. Und ganz so, wie dies für unbewusste Schlüsse charakteristisch ist, stellte sich dieser Eindruck völlig spontan ein, war für Betrachter aus den verschiedensten Ländern und Kulturen absolut zwingend und ließ sich selbst dann nicht aus der Welt schaffen, wenn die Versuchspersonen eigens darauf hingewiesen wurden, welch trivialer Anlass sie zu ihrer so grundlegenden Meinungsänderung über die betrachtete Person verleitet hatte.

Vermittels Photomontagen wurden in einer Reihe berühmter Gemälde Ausmaß und Richtung der seitlichen Kippung des Kopfes einer der dargestellten Personen systematisch variiert, ohne den Rest der Bilder zu verändern. Selbst geringfügige Variationen der seitlichen Kopfhaltung verändern den Gesamteindruck einer Person dramatisch.

                        

 References

  • Die Macht des Bildes. Der Einfluss der nonverbalen Kommunikation auf Kultur und Politik. Frey, S. Bern: Huber, 1999