Nonverbale Kommunikation

Notationsprobleme

Die neue Wissenschaft von der nonverbalen Kommunikation hatte nun allerdings gleich von Anfang an mit einem schwerwiegenden Problem zu kämpfen: es existierte kein Notationssystem das es gestattet hätte, ein schriftliches Dokument der Bewegungsaktivität zu erstellen, die in Interaktionssituationen spontan dargeboten wird. Es fehlte sozusagen ein Alphabet, mit dessen Hilfe die nonverbale Komponente des Kommunikationsgeschehens so genau und so zuverlässig transkribiert werden konnte, wie dies im Falle der Sprache möglich ist. Die ersten Untersucher, die sich zu diesem Arbeitsfeld hingezogen fühlten, sahen sich daher mit einem Dilemma konfrontiert, das dem Dilemma eines Analphabeten vergleichbar wäre, der die Erforschung des Sprachverhaltens zu seinem Untersuchungsgegenstand erkoren hat. So wie dieser hypothetische Analphabet Sprachäußerungen sehr gut hören und verstehen, aber nicht niederschreiben kann, konnten die Pioniere der nonverbalen Kommunikationsforschung sehr gut sehen, wie sich die Interaktionspartner während des Informationsaustausches bewegten. Sie waren sogar in der Lage, sich eine dezidierte Meinung darüber zu bilden, was die nonverbalen Aktivitäten, die sie beobachteten, ihrer Ansicht nach zu bedeuten hatten. Doch wegen des Fehlens eines dem Alphabet vergleichbaren Kodierungssystems, waren sie außerstande, die Frage zu beantworten, wie die Bewegungsweisen, deren Bedeutung sie zu erkennen glaubten, denn konkret ausgesehen hatten.

Der entscheidende Durchbruch zur Lösung dieses leidigen Notationsproblems beruhte auf der Idee, das nonverbale Verhalten als eine Abfolge von Positionsänderungen sämtlicher Körperteile aufzufassen (Berner System zur Kodierung nonverbaler Interaktion). Die Fortschritte, die dabei in vergleichsweise kurzer Zeit erzielt werden konnten, erlauben es heute, das in der zwischenmenschlichen Verständigung spontan dargebotene nonverbale Verhalten so differenziert zu beschreiben, dass auf der Grundlage der in den Datenprotokollen niedergelegten Information das komplexe Bewegungsgeschehen in allen seinen Details wieder reproduziert werden kann.