HiLUDE: Hörsame und inklusive Lehrkultur an der Universität Duisburg-Essen

Um optimale Lernumgebungen für Studierende an Universitäten zu schaffen, sind sowohl bauliche als auch akustische und didaktische Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Aus zahlreichen Studien ist bekannt, dass sowohl in Schulen als auch in Universitäten die geforderten Bedingung gemäß DIN 18041:2016 „Hörsamkeit in Räumen“ (Ausschuss für Arbeitsstätten et al., 2018) zumeist nicht erreicht werden (Leistner et al., 2006; Ruhe, 2023; Schönwälder et al., 2004). Das heißt, dass der Beurteilungspegel von 55 dB regelmäßig überschritten und die gemittelte Nachhallzeit in Seminar- und Vorlesungssälen deutlich mehr als 0,45 Sekunden beträgt. Ungünstige akustische Bedingungen in Vorlesungen und Seminaren durch große Räume mit hoher Nachhallzeit führen nachweislich zu höherer Höranstrengung und vorzeitiger Ermüdung aller Beteiligten. Studierende mit einer Hörbeeinträchtigung sind bei einer schlechten Raumakustik besonders gefährdet, in Veranstaltungen nicht alles mitzubekommen und daraufhin Nachteile in ihrem Studienverlauf zu erfahren. Untersuchungen zeigen aber auch, dass selbst guthörende Studierende durch Störlärm in Lehrveranstaltungen beeinträchtigt werden (Thoutenhoofd et al., 2015, Deis et al., in prep.).

Das längerfristige Ziel der Maßnahme „HiLUDE“ ist die Minimierung von Hörbarrieren im Lehr- und Lernprozess an der Universität Duisburg-Essen (UDE) sowie die Schaffung einer hörsamen und barrierefreien Lernumgebung, die zur Qualitätsverbesserung von Studium und Lehre beitragen soll.

Über einen Zeitraum von 12 Monaten werden daher zwei mobile Höranlagen in ausgewählten Veranstaltungen eingesetzt und anschließend von den Studierenden beurteilt, ob sich die Hörqualität in den Seminaren verbessert, wenn die Anlage eingesetzt wird und wenn ja, inwiefern. Aus dem Projekt soll eine Handreichung entstehen, welche Hinweise zur hörgerechten und inklusiven Hörlehr- und Lernkultur an der UDE enthält. Die Anlagen können im Anschluss an das Projekt im Zuge von Nachteilsausgleichen und zur Herstellung von Hörbarrierefreiheit für Veranstaltungen am Campus Essen genutzt werden.

 

Das Projekt wird finanziert durch Sondermittel für die Sonderpädagogik an der UDE.

 

Literatur:

Ausschuss für Arbeitsstätten, ASTA Geschäftsführung & BAuA (Hrsg.). (2018). Arbeitsstättenregel ASR A3.7 „Lärm“. https://www.baua.de/DE/Angebote/Regelwerk/ASR/pdf/ASR-A3-7.pdf?__blob=publicationFile&v=1

Deis, L., Mann, W. & Schäfer, K. (in Vorbereitung): Prä- und Posttest des Einsatzes einer mobilen Höranlage an der Universität zu Köln. Hörgeschädigtenpädagogik

Leistner, P., Hellbrück, J., Klatte, M., Seidel, J. & Weber, L. (2006). Lärm in der schulischen Umwelt und kognitive Leistungen bei Grundschulkindern. Fraunhofer-Institut für Bauphysik; Carl von Ossietzky Universität Oldenburg; Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt. Forschungsbericht FZKABWPLUS. http://www.zukunftsraumschule.de/pdf/information/raumgestaltung/Schulakustik_und_Leistung.pdf

Ruhe, C. (2023). Nachhallzeiten von Klassenräumen, eine bundesweite Erhebung. HörgeschädigtenPädagogik, 77(3), 95–104.

Schönwälder, H.‑G., Berndt, J., Ströver, F. & Tiesler, G. (2004). Lärm in Bildungsstätten: Ursachen und Minderung. http://www.baua.de/de/Publikationen/Schriftenreihe/Forschungsberichte/2004/Fb1030.pdf?blob=publicationFile&v=15

Thoutenhoofd, E. D., Knot-Dickscheit, J., Rogge, J., van der Meer, M., Schulze, G., Jacobs, G., & van den Bogaerde, B. (2015). The sound of study: Student experiences of listening in the university soundscape. Journal of Further and Higher Education, 40(6), 804–823.