Logo des Forschungsprojektes "Wortschatzsammler" im Unterricht, abgekürzt W S U.

Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - 432520829"Wortschatzsammler" im Unterricht: Entwicklung und Evaluation eines strategieorientierten, unterrichtsintegrierten Förderkonzepts (WSU)

Dfg Logo Schriftzug Blau Foerderung 4c

Projektleitung

Prof. Dr. Tanja Ulrich

Projektkoordination

Inga Laßmann, M. Ed. 

Unter Mitarbeit von:

Carina Frischkorn, Fee Majunke (Forschungspraktikantinnen im BA Sprachtherapie der Universität zu Köln), Maike Doukmak (geb. Glowania), Laura Zurl, Aleyna Alkaya (studentische Hilfskräfte im Projekt)

Laufzeit

2018–2024

Hintergrund

Hochrechnungen zufolge stehen Kinder im Schulalter vor der Aufgabe, jährlich bis zu 3000 fach-, fremd- und bildungssprachliche Ausdrücke neu erlernen zu müssen. Der Anteil der Schüler*innen mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf, der an allgemeinen Schulen unterrichtet wird, ist steigend. Auch die Zahl der neu zugewanderten Schüler*innen, die in der allgemeinen Schule unterrichtet werden, nimmt zu. Lehrkräfte stehen demnach vor der Aufgabe, Schüler:innen mit heterogenen Voraussetzungen und Bedingungen binnendifferenziert in der Bewältigung der eingangs beschriebenen Erwerbsaufgabe zu unterstützen.

Im letzten Jahrzehnt wurde die Strategietherapie „Wortschatzsammler“ als effektive Therapiemethode für lexikalisch gestörte Kinder im Vorschul- und Grundschulalter evaluiert (Motsch et al., 2022). Über die Vermittlung lexikalischer Lernstrategien zum Identifizieren und Einspeichern von fehlendem Wortwissen sowie zum Abruf von Wörtern werden Kinder in die Lage versetzt, ihren Wortschatz langfristig eigenaktiv und nachhaltig zu erweitern. Im Rahmen der Interventionsstudien konnte auch die Eignung des Konzepts für mehrsprachige Schüler*innen und für Kinder mit kognitiven Beeinträchtigungen belegt werden (Motsch & Marks, 2015a, 2015b; 2016; Motsch & Ulrich, 2012a, 2012b; Glowania et al., 2021).

Ziel

Das Forschungsprojekt verfolgte das Ziel, die Prinzipien und Methoden des evidenzbasierten Therapiekonzepts „Wortschatzsammler“ in den unterrichtlichen Kontext zu implementieren. Das so entstandene Förderkonzept sollte hinsichtlich seines Einflusses auf das lexikalische Lernen von Schüler:innen an inklusiven Grundschulen evaluiert werden.

Methode

Auf Basis der Prinzipien und Methoden des Wortschatzsammler-Therapiekonzepts sowie den Erfahrungen aus ersten Machbarkeitsstudien wurde ein Förderkonzept entwickelt, das unterrichtliche Rahmenbedingungen berücksichtigt. Die Umsetzbarkeit des „Wortschatzsammler“-Förderkonzepts im unterrichtlichen Setting wurde im Rahmen von Machbarkeitsstudien evaluiert (zusammenfassend in: Laßmann & Ulrich, 2020).

Die Effektivität des Konzepts auf das lexikalische Lernen wurde im Frühjahr 2022 im Rahmen einer cluster-randomisierten, kontrollierten Interventionsstudie (cRCT) an Gemeinschaftsgrundschulen in NRW überprüft. Dabei wurde die strategieorientierte „Wortschatzsammler“-Förderung (Experimentalgruppe, EG) einer Gruppe mit traditioneller Wortschatzarbeit im Unterricht (Kontrollgruppe, KG, treatment as usual) gegenübergestellt. An der Studie nahmen vier Grundschulen mit gemeinsamem Lernen (GL) teil; die Stichprobe umfasste N=269 Schüler:innen.

Die Wirksamkeit der Intervention wurde über Leistungsveränderungen beim Verstehen exemplarischer Begriffe des unterrichtlichen Fachwortschatzes in den Fächern Deutsch, Mathematik und Sachunterricht gemessen, die Stabilität der Lerneffekte im Rahmen einer Follow Up-Untersuchung erhoben.

Unmittelbar nach der Intervention zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen für den Fachwortschatz des Sachunterrichts; für den Fachwortschatz Deutsch und Mathematik verbesserte sich das Verstehen der Kinder in beiden Gruppen in vergleichbarem Maße. Langfristig stabiler wurden die Fachwörter in allen drei Fächern von den Kindern der Experimentalgruppe gelernt. Zudem konnten die Kinder der Experimentalgruppe die vermittelten Strategien nutzen, um den niedrigfrequenten Wortschatz, der nicht explizit innerhalb des Unterrichts vermittelt worden war, signifikant erfolgreicher zu lernen als dies den Kindern in der Kontrollgruppe gelang.

Zusammenfassend wurde im Rahmen des Forschungsprojekts ein Förderkonzept entwickelt, das von Lehrkräften in inklusiven Settings der Primarstufe im regulären Unterricht eingesetzt werden kann, um heterogene Lerngruppen individualisiert bei der unterrichtlichen Wortschatzerweiterung zu unterstützen. Vorteile des strategieorientierten Vorgehens zeigen sich insbesondere im Hinblick auf die Nachhaltigkeit sowie die Generalisierung der Lerneffekte.

Um den Transfer der Forschungsergebnisse in die schulische Praxis zu unterstützen, werden das Fördermanual und sämtliche Materialien derzeit als Praxisbuch für Lehrkräfte zur Publikation aufbereitet; eine Publikation ist für 2026 vorgesehen. 

Outcome

Vorarbeiten und Machbarkeitsstudien

Bourscheid, R. (2017): Elemente des Wortschatzsammlers im Sachunterricht - eine Machbarkeitsstudie in einer dritten Klasse einer Förderschule Sprache. Unveröffentlichte Masterarbeit, Universität zu Köln.

Döhmen, L. (2020). "Wortschatzsammler" im Unterricht. Eine Machbarkeitsstudie zur Einführung von Wortlernstrategien in der 2. Klasse einer inklusiven Grundschule Unveröffentlichte Bachelorarbeit, Universität zu Köln.

Finken, C. (2019): Wortschatzsammler im Unterricht. Umsetzbarkeit eines strategieorientierten Förderkonzepts im Deutschunterricht der 2. Klasse. Unveröffentlichte Bachelorarbeit, Universität zu Köln.

Heim, M., Jäger, S. (2017): „Der Wortschatzsammler im Unterricht" - eine Machbarkeitsstudie zur Adaption des Therapiekonzeptes an den sprachtherapeutischen Unterricht mit lexikalisch gestörten Schülern und Schülerinnen und dessen Auswirkungen auf unterschiedliche, lexikalische Fähigkeiten. Unveröffentlichte schriftliche Hausarbeit zur Erlangung des 1. Staatsexamens im Fach Sprachheilpädagogik, LMU München.

Koch, S. (2019). Der Wortschatzsammler im Deutschunterricht. Unveröffentlichte Ausarbeitung eines Studienprojekts, Universität zu Köln.

Mattheß, D. (2019). Gebrauch lexikalischer Lernstrategien in einer leistungsheterogenen Kleingruppe: Eine Videoanalyse in einer integrativen Grundschule. Unveröffentlichte Masterarbeit, Universität zu Köln.

Pöpping, M. (2019): Das strategieorientierte Förderkonzept "Wortschatzsammler" im Geometrieunterricht einer zweiten Klasse an einer integrativen Grundschule. Unveröffentlichte Masterarbeit, Universität zu Köln.

Riefert, J., Rohlmann, J. (2017): Wortschatzarbeit im Geometrieunterricht - Ein Vergleich von semantischer und phonologischer Elaboration und dem Wortschatzsammler. Unveröffentlichte Masterarbeit, Universität zu Köln.

Wester, F. (2019). Der Wortschatzsammler im Deutschunterricht. Unveröffentlichte Ausarbeitung eines Studienprojekts, Universität zu Köln.

Publikationen zum Förderkonzept WSU und zu den Ergebnissen des Forschungsprojekts

Ulrich, T. (2023). Der Wortschatzsammler: Entwicklung und Evaluation eines strategieorientierten, unterrichtsintegrierten Förderkonzepts (WSU). Abschlussbericht. Essen 2023, 13 S. Online verfügbar unter: https://www.pedocs.de/volltexte/2024/30752.

Ulrich, T. & Laßmann, I. (2025). Mit dem Piraten Tom auf Schatzsuche. Strategiebasierte Wortschatzförderung im Fachunterricht. Deutsch differenziert, 1-2025, 27-31.

Laßmann, I., & Ulrich, T. (2024). Effektivität strategieorientierter Wortschatzförderung im Unterricht - Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt „Wortschatzsammler im Unterricht“. In W. Schönauer-Schneider, A. Theisel & M. Spreer (Hrsg.), Mit Sprache Brücken bauen - in Kita, Schule und Beruf (S. 161-168). Schulz-Kirchner-Verlag.

Ulrich, T. (2024). Was heißt denn „schraffieren“? Erfassung von Wortlernstrategien bei Grundschulkindern. Sprachförderung und Sprachtherapie in Schule und Praxis 13(2), 110-117.

Ulrich, T. & Laßmann, I. (2024, Dezember). Strategiebasierte Wortschatzförderung mit dem „Wortschatzsammler im Unterricht“. Kolloquium zu aktuellen Forschungsfragen der Sonderpädagogik, Universität Duisburg-Essen, Essen.

Ulrich, T. & Laßmann, I. (2024, September). Effektivität strategieorientierter Wortschatzförderung im Unterricht. [Konferenzbeitrag]. 35. Bundeskongress der Deutschen Gesellschaft für Sprachheilpädagogik (dgs), Heidelberg.

Ulrich, T., Laßmann, I., & Doukmak, M. (2023). Umfang und Qualität des Einsatzes von Wortlernstrategien bei Grundschulkindern. Forschung Sprache, 1/2023, 48–66.

Laßmann, I., Zurl, L., & Ulrich, T. (2022). Selbstreguliertes Fachwortlernen im inklusiven Deutschunterricht. Sprachförderung und Sprachtherapie in Schule und Praxis, 11(4), 251–256.

Ulrich, T. (2022). Diagnostische Erfassung von Wortlernstrategien im Grundschulalter. In M. Spreer, M. Wahl, & H. Beek (Eds.), Sprachheilpädagogik aktuell: Band 4. Sprachentwicklung im Dialog: Digitalität - Kommunikation - Partizipation (S. 124–131). Idstein: Schulz-Kirchner Verlag.

Ulrich, T. (2022, September). Diagnostische Erfassung von Wortlernstrategien im Grundschulalter [Konferenzbeitrag]. 34. Bundeskongress der Deutschen Gesellschaft für Sprachheilpädagogik (dgs), Berlin.

Ulrich, T. (2021, Oktober). Wie lassen sich Strategien in die unterrichtliche Wortschatzarbeit integrieren? [Konferenzbeitrag]. Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Sprachheilpädagogik (ÖGS), Bad Ischl, Österreich.

Ulrich, T. (2021): Wie lassen sich Strategien in die unterrichtliche Wortschatzarbeit integrieren? Entwicklung des Förderkonzepts „Wortschatzsammler im Unterricht“. In: A. Paier (Hrsg.): Z’sammengredt. Gelingende Teilhabe durch sprachheilpädagogische Unterstützung- ein Austausch über relevante und aktuelle Themen in den unterschiedlichen pädagogischen Umgebungen. Wien: Österreichische Gesellschaft für Sprachheilpädagogik, 179-190.

Glowania, M.; Laßmann, I.; Ulrich, T. (2021): Umsetzbarkeit des Wortschatzsammler-Therapiekonzepts bei Kindern mit Trisomie 21. Eine qualitative Einzelfallstudie. Praxis Sprache 66(2), 81-85.

Laßmann, I.; Ulrich, T. (2020): Was sich bewährt hat: Impulse zur 
klassenbasierten Umsetzung strategieorientierter Wortschatzförderung mit dem "Wortschatzsammler". Praxis Sprache 4 (65), 242-246

Laßmann, I., Ulrich, T. (2020): Aktuelle Forschungsprojekte: „Wortschatzsammler“ im Unterricht: Entwicklung und Evaluation eines strategieorientierten, unterrichtsintegrierten Förderkonzepts. Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete (VHN), 89 (2), 125-126. http://dx.doi.org/10.2378/vhn2020.art15d

Ulrich, T. (2020): Strategieorientierte Therapie mit dem Wortschatzsammler - (nicht nur) für Kinder mit Wortfindungsstörungen. In: T. Fritzsche, S. Breitenstein, H. Wunderlich, L. Ferchland & R.  Krug (Hrsg): Nur ein Wort? Diagnostik und Therapie von Wortabrufstörungen bei Kindern und Erwachsenen. Spektrum Patholinguistik, 13, 15-30.

Ulrich, T.; Laßmann, I. (2020): Entwicklung und Evaluation des strategieorientierten Förderkonzepts „Wortschatzsammler“ im Unterricht. In: T. Fritzsche, S. Breitenstein, H. Wunderlich, L. Ferchland & R.  Krug (Hrsg): Nur ein Wort? Diagnostik und Therapie von Wortabrufstörungen bei Kindern und Erwachsenen. Spektrum Patholinguistik, 13, 99-109. 

Laßmann, I. & Ulrich, T. (11/2019): 13. Herbsttreffen Patholinguistik, Universität Potsdam: „Wortschatzsammler im Unterricht. Entwicklung und Evaluation eines strategieorientierten, unterrichtsintegrierten Förderkonzepts“ (Poster, 1. Platz Posterpreis)

Ulrich, T. (11/2019): Hauptvortrag 13. Herbsttreffen Patholinguistik, Universität Potsdam: „Wortschatzsammler-Therapie (nicht nur) für Kinder mit Wortfindungsstörungen“

Ulrich, T. (2018): Der neue Blick, der neue Mut, das neue Know-How: Möglichkeiten der Umsetzung von Wortlernstrategien im Unterricht. Sprachförderung und Sprachtherapie in Schule und Praxis 7(3), 112-117. 

Ulrich, T.; Marks, D. (2018): Wortschatzsammler im Unterricht. Erfolgreiches Lernen von Fachwörtern durch die Adaption der lexikalischen Strategietherapie. In: Jungmann, T.; Gierschner, B.; Meindl, M.; Sallat, S. (Hrsg.): Sprach- und Bildungshorizonte. Wahrnehmen - Beschreiben - Erweitern. Kongressband des 33. Bundeskongresses der Deutschen Gesellschaft für Sprachheilpädagogik (dgs). Idstein: Schulz Kirchner, 239-245.