Lehre
Aktuelle Lehre Sommersemester 2025
Interdisziplinäres Seminar (MA Theorie des Sozialen): Transnationale Gerechtigkeit und Demokratie
2021 betrug das mittlere Vermögen erwachsener Personen in Island ca. 375.000 USD, das mittlere Vermögen in derselben Gruppe in Sierra Leone dagegen 352 USD. Für diese Ungleichheit gibt es viele Gründe, die in Island und in Sierra Leone liegen, und bloße Durchschnittswerte von Vermögen sagen nicht unmittelbar etwas aus über das Leben und die Möglichkeiten der Menschen. Es dürfte aber auch bei angemessener Würdigung der Umstände in Island und Sierra Leone klar bleiben, dass dieser Unterschied kein Ausdruck von Gerechtigkeit ist. Seit drei Jahrzehnten bemühen sich Theorien globaler oder transnationaler Gerechtigkeit diese Ungerechtigkeit genauer zu verstehen und anzugeben, wie sie überwunden werden sollte. Einige Ansätze betonen dabei, dass es nicht nur darum geht, Güter und Chancen gleicher zu verteilen und die Lebensverhältnisse anzugleichen. Notwendig ist vielmehr, dass nicht nur wenige Staaten oder Eliten darüber entscheiden, wie die globale Ordnung aussieht und wie sich die Mehrheit der Menschen in ihr zur Geltung bringen kann. Transnationale Gerechtigkeit gibt es daher nicht ohne grenzüberschreitende Demokratie. Aber wird mit dieser Engführung von Gerechtigkeit und Demokratie nicht die ohnehin schon unerreichbare Utopie globaler Gerechtigkeit noch utopischer? Kann und sollte man Demokratie überhaupt jenseits des Staates anstreben?
SE Praktische Philosophie: Feministische Theorie und Umweltphilosophie
Mit dem Aufkommen der modernen Wissenschaften in den Epochen der Frühen Neuzeit und der Aufklärung steht der Begriff der Emanzipation ganz wesentlich dafür, die Zwänge der Natur zu überwinden. Zur gleichen Zeit wird „der Frau“ bzw. weiblichen Menschen häufig zugeschrieben, mehr zur „Natur“ zu gehören als „der Mann“ – insbesondere Schwangerschaft und Geburt und alle damit zusammenhängenden Vorgänge werden als in einer Weise „naturwüchsig“ empfunden, die bei männlichen Menschen so nicht verortet wird.
In Teilen der Umweltbewegung hingegen ist gerade der mit dem Weiblichen assoziierten Bereich der Sorge – Sorgetragen für die Gemeinschaft, für die natürlichen Voraussetzungen des Lebens etc. – und das damit verbundene, tradierte Wissen ein wesentlicher Ausgangspunkt und Grundlage für einen nachhaltigeren Umgang mit Natur und eine „lebensfreundlichere“ Einrichtung menschlicher Gemeinschaften.
Master-SE Ästh./Kultur/Soz.: Gesellschaft und Herrschaft
Der Ausdruck „Herrschaft“ wird im Deutschen auf zwei verschiedene Arten gebraucht: Auf der einen Seite dient er, um eine stabile Form von Politik und Recht zu erfassen, also etwas Ordnendes, von dem viele annehmen, dass es notwendig ist, damit Menschen einander nicht schädigen und komplexes gesellschaftliches Handeln möglich ist. So verstanden ist Herrschaft (die im Englischen als government oder authority, vielleicht sogar als [political] power bezeichnet würde) nicht immer gut, aber sie kann zumindest als staatliche, demokratische oder liberale Herrschaft richtig oder legitim sein, wenn sie bestimmte Anforderungen erfüllt. Einige denken sogar, dass es diese Herrschaft gar nicht ohne Legitimität oder wenigstens die Zuschreibung derselben gibt.
Auf der anderen Seite ist von Herrschaft aber auch die Rede, um die möglicherweise schlechteste menschliche, gesellschaftliche oder politische Beziehung zu beschreiben, nämlich die Unterwerfung von Menschen oder die weitgehende Kontrolle über sie, ohne dass sie sich dagegen wehren können. Wenn etwa im Kolonialismus die Kolonisierenden Herrschaft (im Englischen würde hier vermutlich von domination gesprochen) über die Kolonisierten ausüben, ist damit schon als solches benannt, warum der Kolonialismus ein Übel ist, weil nämlich die einen über und für die anderen, notfalls mit Zwang und Gewalt, entscheiden. In diesem Fall gäbe es keine legitime Herrschaft, da der Anspruch auf Legitimität dieser Herrschaft per se entgegensteht. Wenn die Beziehung legitim würde, dann gäbe es keine Herrschaft der einen über die anderen mehr.
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SE Politische Philosophie/Sozialphilosophie: Was heißt es, gleich zu sein?
Was heißt es, dass Menschen „als Gleiche“ behandelt werden? Was verlangt Gleichheit von Individuen und/oder von Institutionen? Kann man Gleichheit „praktizieren“? Was bedeutet Gleichheit für die Verteilung von Gütern, Chancen und Fähigkeiten? Und was ist gemeint, wenn von der „Begegnung auf Augenhöhe“ gesprochen wird?
Das Seminar „Was heißt es, gleich zu sein?“ widmet sich der Frage nach der Bedeutung von Gleichheit, mit einem besonderen Fokus auf neuere Ansätze zu einem sogenannten relationalen Egalitarismus. Diese Ansätze verorten Gleichheit in der Beziehung zwischen Menschen (daher „relational“) und rücken damit Fragen nach der Qualität solcher Beziehungen in den Mittelpunkt der Gleichheitsdebatte. Im relationalen Egalitarismus geht es folglich weniger um Verteilungsfragen, wie sie den liberalen Egalitarismus prägen, für den etwa John Rawls steht, sondern um die spezifischen Anforderungen, die Beziehungen von Menschen als Gleiche und unter Gleichen stellen. Fragen der Verteilung werden dabei nicht ausgeklammert, sondern die Verteilung von Gütern oder Chancen wird hinsichtlich der Rolle betrachtet, die sie für die Ermöglichung oder Förderung von Beziehungen auf Augenhöhe spielt.
Master-SE Moralphil./Angewandte Ethik/Pol. Phil: Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen
Wenn von „politischem Engagement“, „politischen Gegnern“ oder von der „Politisierung“ einer bestimmten Angelegenheit die Rede ist, was hat es in diesen Ausdrücken dann jeweils mit dem „politisch“ auf sich?
Gibt es vielleicht einen gesellschaftlichen Bereich unter anderen, den wir Politik nennen, sodass dasjenige, was in diesen Bereich fällt, von ihm seine Bezeichnung als „politisch“ bezöge (etwa eine politische Partei als Teil des politischen Systems)? Oder gibt es eine das Leben der Menschen umfassende Institution, die mit der Regelung menschlichen Zusammenlebens betraut ist, wobei die Angelegenheiten, die mit dieser Institution in Verbindung stehen, daher „politisch“ zu nennen wären (etwa der Staat und die ihn betreffenden öffentlichen Angelegenheiten)?
Carl Schmitt hat in seiner Schrift Der Begriff des Politischen von 1932 eine berühmte Antwort auf diese Frage gegeben: „Die spezifisch politische Unterscheidung, auf welche sich die politischen Handlungen und Motive zurückführen lassen, ist die Unterscheidung von Freund und Feind.“ Aus dieser Unterscheidung von Freund und Feind erhalte das Attribut „politisch“ seinen Sinn und von dieser Unterscheidung seien „politische“ Gebilde, einschließlich des Staates, abhängig – und nicht umgekehrt. Dieser Ansatz hat einerseits sowohl konzeptuelle als auch normative Kritik auf sich gezogen, andererseits kann man seinen Einfluss bis in heutige, sich als emanzipatorisch verstehende Bemühungen, die Politik „vom Politischen aus“ und womöglich sogar im Gegensatz zum Politischen zu denken, weiterverfolgen.
Master SE-Moralphil./Ang. Ethik/ Polit. Phil.: Wozu Demokratie? Rechte Kritik liberaler Gesellschaften
Seit dem Entstehen der liberalen Demokratie im 18. und 19. Jahrhundert hat diese Form gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Organisation vehemente Gegner. Sie sehen in gesellschaftlicher Pluralität, in einem alle Grenzen überschreitenden Kapitalismus und im Zuschnitt liberaler politischer Rechte auf das Individuum eine krisenanfällige Konstruktion, die im Widerspruch zu grundlegenden Eigenschaften des Menschen und zu den grundlegenden Funktionsweisen politischer und sozialer Verbünde steht.
Aktuell wird der antiliberale rechte Diskurs in Deutschland vor allem von einem Kreis von Autor:innen um den Verleger und politischen Aktivisten Götz Kubitschek geprägt, der mit den vielfältigen Krisen gegenwärtiger Gesellschaften die Möglichkeit einer „konservative Revolution“ verbindet, an deren Ende ein Europa illiberaler Staaten mit homogenen Bevölkerungen steht.
In diesem Seminar werden wir uns Positionen aus dem aktuellen rechten Diskurs anschauen sowie Texte der Autoren insbesondere des 20. Jahrhunderts, auf die dieser Diskurs sich bezieht. Dabei wird es zunächst um die anthropologischen Grundannahmen gehen, auf denen aufbauend dann der Begriff des Politischen, und schließlich die Gegnerschaft zum Liberalismus erschlossen werden können.
Theorien des Politischen, Demokratietheorien
Seminar: Freiheit; Andreas Niederberger (SoSe 2022)
Seminar: Gesellschaft und Politik nach der Globalisierung; Andreas Niederberger (SoSe 2021)
Seminar: Radikale Demokratie; Andreas Niederberger (SoSe 2021)
Seminar: Modelle transnationaler Demokratietheorien; Johanna Gördemann (WiSe 2020/21)
Seminar: Demokratie und Staatsgewalt; Lea Sandfort (SoSe 2020)
Seminar: Gesellschaft und Politik jenseits des Nationalstaats; Andreas Niederberger (Syllabus) (Wi 2019/20)
Seminar: Was ist Kritische Theorie? Eine Einführung; Therese Herrmann (WiSe 2019/20)
Seminar: Republikanismus und Liberalismus; Andreas Niederberger (Syllabus) (SoSe 2019)
Seminar: Demokratie und Politik bei Jürgen Habermas; Jan Gehrmann (SoSe 2019)
Seminar: Was ist Solidarität?; Lea Sandfort (SoSe 2019)
Seminar: Aus dem Lehnstuhl in die Wirklichkeit: Eine Neujustierung normativen politischen Denkens?; Jan Gehrmann, Ruben Langer (WiSe 2018/19)
Seminar: Theorien der Weltgesellschaft; Andreas Niederberger (Syllabus) (SoSe 2018)
Seminar: Deliberative Demokratie; Jan Gehrmann (SoSe 2018)
Seminar: Kosmopolitane Demokratietheorien; Johanna Gördemann (Syllabus) (SoSe 2018)
Seminar: Gesellschaft und Demokratie; Andreas Niederberger (Syllabus) (WiSe 2017/18)
Blockseminar: Pluralismus; Eva Weiler (Syllabus) (WiSe 2016/17)
Seminar: Republikanismus und Neo-Republikanismus; Andreas Niederberger (Syllabus) (SoSe 2015)
Seminar: Theorien politischer Freiheit; Andreas Niederberger (Syllabus) (WiSe 2013/14)
Sozialphilosophie / Sozialontologie
Seminar: Michel Foucault. Analytik der Macht; Andreas Niederberger, Christopher Tölle (WiSe 2023/24)
Seminar: Die soziale Konstruktion von Emotionen; Eva Weiler (WiSe 2023/24)
Seminar: Teilen wir eine Lebenswelt?; Andreas Niederberger (WiSe 2022/23)
Seminar: Wozu braucht empirische Forschung Theorie? Was trägt empirische Forschung zur Theoriebildung bei? Philosophie und Soziologie im Dialog; Andreas Niederberger (SoSe 2022)
Seminar: Martin Heidegger, Sein und Zeit; Andreas Niederberger (SoSe 2022)
Seminar: Natur, Erziehung und Politik in der Philosophie von Jean-Jacques Rousseau; Andreas Niederberger (SoSe 2021)
Seminar: Was ist eine Institution?; Andreas Niederberger (Syllabus) (WiSe 2020/21)
Seminar: Natur, Ethik und Recht in der Philosophie Spinozas; Andreas Niederberger (SoSe 2020)
Seminar: Naturrecht und Sozialitätskonzepte bei Hobbes und Locke; Eva Weiler (SoSe 2019)
Seminar: Was ist Solidarität?; Lea Sandfort (SoSe 2019)
Seminar: Diskursethik und Rationalität bei Habermas; Ruben Langer (SoSe 2018)
Seminar: Handlungskoordination in komplexen Situationen. Kommunikation in Notfallübungen; Andreas Niederberger (mit Karola Pitsch) (SoSe 2018)
Seminar: Die Konstruktion sozialer Wirklichkeit; Tobias Weihrauch (Syllabus) (WiSe 2015/16)
Seminar: Jürgen Habermas, Theorie des kommunikativen Handelns; Andreas Niederberger (Syllabus) (WiSe 2013/14)
Seminar: Kollektive Intentionalität; Andreas Niederberger (Syllabus) (SoSe 2013)
Rechtsphilosophie und Eigentumstheorie
Seminar: Rechtskritik; Eva Weiler (Syllabus) (SoSe 2022)
Seminar: Die Institution des Geldes; Eva Weiler (Syllabus) (WiSe 2021/22)
Seminar: Wem gehört die Erde?; Eva Weiler (Syllabus) (WiSe 2020/21)
Seminar: Gesellschaft, Recht und Politik bei G.W.F. Hegel; Andreas Niederberger (SoSe 2018)
Seminar: Kelsens Reine Rechtslehre und Demokratietheorie; Eva Weiler (Syllabus) (SoSe 2017)
Seminar: Politik und Recht bei Kant; Andreas Niederberger (Syllabus) (SoSe 2016)
Seminar: Konstruktionen des Eigenen; Eva Weiler (Syllabus) (SoSe 2016)
Blockseminar: Gemeinbesitz und Gemeingüter; Andreas Niederberger/Eva Weiler (Syllabus) (WiSe 2015/16)
Seminar: Hauptwerke der Rechtsphilosophie – Scott J. Shapiro, Legality; Andreas Niederberger (Syllabus) (SoSe 2015)
Seminar: Recht und Moral; Andreas Niederberger (Syllabus) (SoSe 2013)
Seminar: Was sind Rechte?; Andreas Niederberger (Syllabus) (WiSe 2012/13)
Gerechtigkeitstheorie
Theorien globaler Ungerechtigkeit und Beherrschung; Sarah-Lea Effert (SoSe 2022)
Seminar: Ungerechtigkeit ohne Schuld? Einführung in Theorien struktureller Ungerechtigkeit; Sarah-Lea Effert (WiSe 2021/22)
Seminar: Zur Geschichte der Gerechtigkeitstheorie; Andreas Niederberger (Syllabus) (WiSe 2018/19)
Seminar: Theorien globaler Gerechtigkeit; Andreas Niederberger (Syllabus) (WiSe 2014/15)
Seminar: Klimagerechtigkeit; Andreas Niederberger (Syllabus) (SoSe 2013)
Seminar: Menschliche Entwicklung und Gerechtigkeit; Andreas Niederberger (Syllabus) (SoSe 2013)
Menschenrechte / Migrationsethik / Klimaethik
Seminar: Wohnen – Menschenrecht oder Geldanlage?; Eva Weiler (Syllabus) (SoSe 2022)
Seminar: Klimaethik; Andreas Niederberger (Syllabus) (SoSe 2020)
Seminar: Menschenrechte - Kritische Perspektiven; Therese Herrmann (SoSe 2019)
Seminar: Einwanderungsgesellschaft und Populismus; Johanna Gördemann (WiSe 2018/19)
Seminar: Menschenrechte; Andreas Niederberger (Syllabus) (WiSe 2016/17)
Seminar: Ethik der Immigration; Andreas Niederberger (Syllabus) (WiSe 2015/16)
Seminar: Philosophische Theorien der Menschenrechte; Andreas Niederberger (Syllabus) (SoSe 2014)
Geschichte der Politischen Philosophie
Seminar: Philosophie und Gesellschaftstheorie bei Karl Marx; Andreas Niederberger, Christopher Tölle (WiSe 2023/24)
Seminar: Rassismus in der Geschichte der Philosophie; Eva Weiler (WiSe 2021/22)
Seminar: Rassismus in der europäischen Philosophie; Eva Weiler (SoSe 2021)
Seminar: Immanuel Kant, Metaphysische Anfangsgründe der Tugendlehre; Jan Gehrmann (WiSe 2019/20)
Seminar: Immanuel Kant, Grundlegung zur Metaphysik der Sitten; Andreas Niederberger (SoSe 2019)
Seminar: Karl Marx' Theorie der Gesellschaft und der Politik; Therese Herrmann (WiSe 2018/19)
Seminar: Thomas Hobbes und seine Rezeption; Andreas Niederberger (Syllabus) (WiSe 2017/18)
Seminar: Philosophiedidaktisches Klassikerseminar – John Lockes politische Philosophie; Andreas Niederberger (SoSe 2016)
Seminar: Autonomie bei Kant und Mill; Eva Weiler (Syllabus) (WiSe 2015/16)
Seminar: John Lockes politische Philosophie und ihre aktuelle Rezeption; Andreas Niederberger (Syllabus) (SoSe 2014)
Seminar: Thomas Hobbes, Leviathan; Andreas Niederberger (Syllabus) (WiSe 2012/13)
Einführungsseminare
Seminar: Werkzeuge der philosophischen Analyse; Sarah-Lea Effert (WiSe 2020/21)
Seminar: Werkzeuge der philosophischen Analyse; Therese Herrmann/Lea Sandfort (WiSe 2020/21)
Exkursion: Was ist eine philosophische Frage?; Andreas Niederberger/ Eva Weiler (Syllabus) (SoSe 2018)