Forschungsprojekt - Organisatorische Innovationen mit Good Governance in der Logistik

Projektbeschreibung

Die wirtschaftliche Praxis zeigt, dass in unternehmensübergreifenden Wertschöpfungs-Netzwerken – sogenannten „Lieferketten“, „Supply Chains“ oder auch „Supply Webs“ – erhebliche, jedoch vermeidbare Effizienzverluste entstehen.

Diese Effizienzverluste werden insbesondere dadurch verursacht, dass eine gemeinsame Sicht aller Betroffenen auf ein Wertschöpfungs-Netzwerk weitgehend fehlt. Stattdessen herrschen häufig „Partial-Optimierungen“ einzelner Akteure ohne Rücksicht auf Verantwortung für die Gesamtwirkungen ihrer Handlungen vor.

Hinzu kommt, dass die Integration von rechtlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Anforderungen an die Gestaltung von Supply Chains oftmals vernachlässigt wird. Um diesen Mängeln zu begegnen, wird im Verbundprojekt OrGoLo das Ziel verfolgt, das konventionelle, überwiegend betriebs- und verkehrswirtschaftlich geprägte Supply Chain Management um die neuartige Dimension der Supply Chain Governance zu bereichern.

Diese Governance-Perspektive verfolgt den Anspruch, nicht nur eine aus ökonomischer Perspektive effektive und effiziente, sondern vor allem auch aus der Sicht von „Good Governance“ eine verantwortungsbewusste Gestaltung internationaler Lieferketten unter besonderer Berücksichtigung von unternehmensexternen Anforderungen und Stakeholder-Interessen zu ermöglichen.

Das Verbundprojekt OrGoLo erstreckt sich auf die interdisziplinäre, partizipative sowie wissenschaftlich fundierte Entwicklung, Implementierung, Erprobung und Evaluation einer wissensbasierten Kollaborationsplattform vom Typ „Web 2.0“. Die Kollaborationsplattform unterstützt mit mehreren Assistenztools und einem Konzept für lernfähiges Wissensmanagement die umfassende Gestaltung von unternehmensübergreifenden, wissensintensiven Geschäftsprozessen in internationalen Wertschöpfungs-Netzwerken.

Bei der Prozesskoordinierung wird im Interesse der Praxisrelevanz der Projektergebnisse besonderer Wert auf die Güterverkehre gelegt, die den logistischen Geschäftsprozessen zugrunde liegen und vor allem durch kleine oder mittelgroße Verlader und Logistikdienstleister (KMU) durchgeführt werden. Zur praktischen Erprobung und Evaluation der erarbeiten Konzepte und Assistenztools wird in der neu eingerichteten Duisburger „Dialogstelle Logistikeffizienz“ ein intensiver Erfahrungsaustausch mit Interessenten aus der betrieblichen Praxis und weiteren Stakeholdern erfolgen.

Im Wesentlichen werden im Verbundprojekt OrGoLo drei konkrete, in der betrieblichen Praxis einsetzbare Ergebnisse angestrebt. Neben der bereits angesprochenen Web-2.0-basierten Kollaborationsplattform handelt es sich um zwei innovative Assistenztools.

Erstens wird ein wissensbasiertes, lernfähiges Werkzeug zur verantwortungsbewussten Gestaltung internationaler Supply Chains erstellt. Es beruht auf dem neuartigen Wissensmanagementkonzept des Case-based Reasonings (CBR), das erstmals in einem praxisrelevanten Anwendungsumfeld zur Lösung realer betrieblicher Probleme eingesetzt wird. Dieses CBR-Tool ist speziell auf die Anforderungen von KMU zugeschnitten und weist eine dezidierte Exportorientierung unter Berücksichtigung von Zoll- sowie Akkreditivabwicklungen auf.

Zweitens wird ein Werkzeug zur Konfiguration internationaler Lieferketten konzipiert und implementiert. Es wird wiederum speziell auf die Anforderungen von KMU im Logistikbereich ausgerichtet. Dieser Lieferketten-Konfigurator basiert auf einer detailreichen, praxisgerechten Modellierung und Simulation von logistischen Geschäftsprozessen in internationalen Lieferketten.

Als Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen Konfigurationswerkzeugen integriert das hier entwickelte Werkzeug erstmals Aspekte der Supply Chain Governance in die sonst rein betriebswirtschaftlich ausgerichtete Lieferkettengestaltung.

Abb. Lösungsansatz - Beitrag des Projekts Orgolo