Studierende als Vertretungslehrkräfte im Sport (SaViS)

Ausgangslage

Seit einiger Zeit beobachten wir und die dozierenden Kolleginnen und Kollegen an der Universität Duisburg-Essen, dass (Sport-)Lehramtsstudierende verstärkt eine Vertretungsstelle als Lehrkraft übernehmen. Eine „Abkürzung“ des Weges vom Akteur zum Arrangeur bringt Implikationen für den Professionalisierungsprozess mit sich, die wir in ausbleibenden Möglichkeiten der Reflexion eigenen unterrichtlichen Handelns als sehr weitreichend einschätzen! Gleichermaßen ist ein „nicht-linearer“ Weg in die Praxis des Lehrer*innenberufs nicht ungewöhnlich!

Ziele

Im Rahmen eines explorativen Mixed-Methode Designs konnte im Jahr 2019 bereits festgestellt werden, dass jede/r elfte BA-Studierende und jede(r) fünfte Sportstudierende im Masterstudium einer Tätigkeit als Vertretungslehrkraft nachgeht. Die Gründe der Studierenden für die Tätigkeit als Vertretungslehrkaft liegen vor allem in der Erwartung, Lehr- und Lernerfahrungen sammeln zu können, in den finanziellen Anreizen und beruhen auf der Wahrnehmung, über eine ausreichende Lehrbefähigung zu verfügen, um den Unterricht durchzuführen.

Um dieses Phänomen auch außerhalb des Standortes UDE abzubilden wurde im Sommer 2020 eine großangelegte Onlinebefragung durchgeführt, an der insgesamt 1048 Sportstudierende teilnahmen. Die Stichprobe setzt sich aus sechs Einzelbefragungen an sportlehrkräftebildenden Instituten in NRW zusammen. Fast jede/r fünfte Befragte geht bzw. ging einer Tätigkeit als Vertretungslehrkraft nach. Bei den BA-Studierenden beträgt der Anteil der Vertretungslehrkräfte 10,8% und steigt im MA-Studium auf 32,5% an. Während ihrer Tätigkeit werden 77% der Studierenden nicht oder nur gelegentlich durch die Schulen betreut. Die Reflexion der Tätigkeit findet hauptsächlich im privaten oder in der Schule selbst sowie mit Kommiliton*innen statt. Dozierende der Universität dienen nur selten als Ansprechpartner*in. Bezogen auf die Wahrnehmung ihres Professionalisierungsprozesses messen die Studierenden der Vertretungstätigkeit einen hohen Stellenwert bei. Sie wird mehrheitlich als eine bessere Berufsvorbereitung gesehen als das Studium.

Fazit

Aus unserer Sicht sprechen die Daten eine klare Sprache: Die Anzahl der Studierenden, die einer Vertretungstätigkeit nachgehen ist als relevant einzustufen. Kompetenzdefizite dieser Personen drohen unerkannt zu bleiben aufgrund der mangelnden Reflexionsmöglichkeiten im professionellen Kontext. Dies sollte zu einer Diskussion führen, um den Tatbestand produktiv zu wenden, indem z.B. berufsbegleitende Angebote im Zusammenwirken von Universitäten, ZfsL, Schulen usw. geschaffen werden.

Publikationen

Krüger, M. & Pfitzner, M. (2019). Sportlehramtsstudierende als Vertretungslehrkräfte: Bedingungen, Prozesse und Wirkungen ihrer Professionalisierung (Abstract). In Internationale Gesellschaft für schulpraktische Professionalisierung (IGSP) (Hrsg.), Lernen in der Praxis. Professionalisierungsprozesse im Kontext schulpraktischer Studien in der LehrerInnenbildung (Abstractband) (S. 20). Graz.

Lobert, A.-K. & Pfitzner, M. (2021). Studierende als Vertretungslehrkräfte im Sport (SaViS) (Abstract). In V. Volkmann, P. Frei & A. Kranz (Hrsg.), Figurationen sportpädagogischer Forschung und Lehre - 34. Jahrestagung der dvs-Sektion Sportpädagogik vom 3.-4. Juni 2021 (Abstractband) (S. 86). Hildesheim: Universitätsverlag.

Ansprechpersonen

Förderer

Laufzeit

Michael Pfitzner, Ann-Kathrin Lobert Eigenmittel 01.02.2019 bis 30.06.2021