Im Forschungsfeld "Kultur" arbeiten Wissenschaftler*innen der Geistes­wissen­schaften (Anglistik, Romanistik, Geschichtswissenschaften, Kommunikations-wissenschaften), aber auch der Bildungswissenschaften, des Instituts für Stadtplanung und Städtebau und anderer Institute in verschiedenen Projekten zu zahlreichen Aspekten städtischer Kultur. Dabei wird Stadtkultur in mindestens drei Bedeutungen verstanden, 1. als "Kultur der Stadt" im Sinne eines Idealbilds und kulturellen Versprechens einer Lebensform der demokratischen Bürgergesellschaft, 2. als "Kulturen in der Stadt", verstanden als Vielfalt städtischer Lebensstile und Kulturen, sowie 3. als „Kultur einer Stadt“ im Sinne der kulturellen Eigenart oder eines „Stils“ einer bestimmten Stadt.

 

Die Bedeutung urbaner Kultur für das Gesamtsystem „Stadt“ ergibt sich dabei nicht nur aus ihrem instrumentellen Nutzen und ihrer ökonomischen Relevanz als gewichtiger Wirtschaftszweig und Faktor der Standortattraktivität für wirtschaftliche und kulturelle Eliten, sondern mehr noch aus ihrer gesellschaftlichen und sozialpsychologischen Bedeutung als Form der kritischen Auseinandersetzung mit sozialen, politischen und ökonomischen Problemen, als Mittel der Bewältigung von Beschleunigung und (Über-)Komplexität des Lebens in der Großstadt und als Medium der Aushandlung individueller und kollektiver Identitäten. Urbane Kultur wird hier auf drei räumlichen Betrachtungsebenen untersucht: Auf der Mikro-Ebene werden einzelne urbane Akteure in ihrem konkreten städtischen Umfeld in den Blick genommen; auf der Meso-Ebene wird die Stadt als System untersucht, während die Stadt auf der Makro-Ebene als Knotenpunkt eines globalen Netzwerks betrachtet wird. Mit einer Vielfalt von Fragestellungen, Methoden sowie Untersuchungsgegenständen in verschiedenen Epochen und Regionen und mit Beispielen von der etablierten Kultur bis zur Populärkultur arbeiten die Wissenschaftler*innen in diesem Forschungsfeld daran, Formen und Funktionen urbaner kultureller Praktiken zu systematisieren, unterschiedliche Mechanismen und Phänomene des Kulturtransfers (McDonaldisierung, Starbucking …) zu erfassen, unterschiedliche Stadtkulturen zu vergleichen (synchron-vergleichende Perspektive) und kulturelle Praktiken zur Auseinandersetzung mit urbanen Räumen aus vergangenen Epochen zu rekonstruieren und zu analysieren (diachron-historische Perspektive). Dabei ist die Stadt nicht nur der Ort, sondern auch der Gegenstand kultureller Praxis, so dass die Frage nach der kulturellen Selbstthematisierung der Stadt einen zentralen Forschungsgegenstand bildet. Kulturwissenschaftliche Forschungen zur urbanen Kultur im interdisziplinären Diskussions­zusammenhang der wissenschaftlichen Ausein­andersetzung mit urbanen Räumen sind somit von zentraler Bedeutung für eine angemessene Analyse und Beschreibung der Dynamik urbaner Systeme insgesamt und bieten eine Reihe von Anknüpfungspunkten zu Fragestellungen aus den anderen Forschungsfeldern des Profilschwerpunkts.

Mit dem Ziel der Systematisierung und Institutionalisierung der kulturwissenschaftlichen Metropolenforschung im Profilschwerpunkt wird zurzeit ein Antrag auf eine interdisziplinäre DFG-Forschergruppe zum Thema „Strategien und Taktiken urbaner Kommunikation“ vorbereitet.