Ob Energy Science, NanoEngineering, Medizin, den Bildungs- oder Wirtschaftswissenschaften – seit Jahrzehnten wird zu Klimaveränderung, neue Energieversorgung, Aufklärungsarbeit und moderne Städteplanung an der UDE geforscht. Doch erst durch die Fridays for Future-Bewegung kamen Klima und Nachhaltigkeit wirklich in der Mitte der Gesellschaft an. Die Initiator:innen von UDE4future wollen ihre Verantwortung als Hochschulangehörige stärker annehmen und etwas bewirken – und sich auch selbst hinterfragen.
Forschen, Informieren, Handeln: Das ist das Ziel von UDE4future. Gerade ersteres wird laut dem Mitbegründer der Aktionsgruppe, Dr. Nicolas Wöhrl, bereits seit Jahrzehnten intensiv und erfolgreich betrieben. Etwa beim Thema neue Energie: „Energie und das Ruhrgebiet – das war schon immer ein Thema.“ Erst die Kohle und nun seit einigen Jahren die erneuerbaren Energien, wie Wasserstoff. Wichtig sei es aber, dieses Wissen auch nach außen zu tragen – „nicht über die Forschung zu sprechen, wäre absolut falsch“, so der Physiker.
Forschende waren lange Zeit zu leise, so sein Urteil. Es genüge nicht zu forschen und seine Ergebnisse in Fachartikeln zu veröffentlichen. So werden Politik und Gesellschaft keine Schlüsse daraus ziehen können. „Wir müssen lauter werden und informieren“, fordert Wöhrl deshalb. Nicht einfach, weil das Thema gerade in aller Munde ist. „Wir sorgen uns ehrlich um unsere Welt.“
Weitere Ringvorlesung und Workshop geplant
Ein Puzzlestück hat UDE4future nun selbst beigetragen mit einer
Ringvorlesung im Sommersemester 2021 . Unter dem Titel „Klimakrise und das Ruhrgebiet - Klimawandel verstehen und handeln“ sollten verschiedene Aspekte des Klimawandels beleuchten und gemeinsam diskutiert werden. Neben technischen und naturwissenschaftlichen Lösungsansätzen waren auch sehr konkrete Beispiele Thema bei denen Menschen jetzt schon die Auswirkungen des Klimawandels spüren: Wie wandelt das Klima auch die Gesundheit? Wie muss sich Mobilität ändern? Wie kann Bürgerbeteiligung in Zeiten des Klimawandels aussehen? Wöhrls Fazit: Das war ein voller Erfolg. Im Durchschnitt nahmen rund 200 Personen an den Vorlesungen teil – sowohl Uni-Angehörige als auch Externe. Und sie hörten nicht nur zu, sondern diskutierten mit. Die Vorträge sind noch immer auf dem
YouTube-Kanal der UDE zu finden. Das ist laut Wöhrl auch ein wichtiges Signal nach außen: Wer nach Informationen rund um den Klimawandel sucht, findet auch die Forschung der UDE-Wissenschaftler:Innen. Man positioniere sich damit ganz klar.
Für das kommende Sommersemester plant UDE4future eine weitere Ringvorlesung. Die Mitglieder wollen im ersten Halbjahr 2022 zudem ein Workshop organisieren mit allen Interessierten aus Wissenschaft, Studierendenschaft und Verwaltung. Hier sollen neue Ideen gesammelt und Aktive gefunden werden. Jede:r kann sichh einbringen, wie er/sie will. „Wir wollten am Anfang nicht zu schnell zu groß werden, sondern klein und handlungsfähig bleiben. Doch jetzt ist der richtige Zeitpunkt, zu wachsen. Auch damit wir nachhaltig etwas bewirken.“
Leuchtturmthema
Gut vorstellen könnte sich die UDE4Future auch, dass sich mehr Lehrveranstaltungen rund um das Thema Klimaforschung als Querschnittsthema drehen – auch interdisziplinär. Bereits für die Ringvorlesung konnten sich Studierende Credit Points anrechnen lassen. „Als Absolvent:Innen repräsentieren sie später die Universität. Sie werden nach ihren Meinungen gefragt und treffen Entscheidungen. Da sollten sie sich auch hier mit dem Thema Klima auseinandergesetzt haben.“
Hochschulen hätten grundsätzlich eine besondere Verpflichtung. Man mache vor Ort Grundlagenforschung und befasst sich somit mit Problemen, die erst in zehn oder 20 Jahren auftreten. „Es liegt also auch mit in unserer Verantwortung die Öffentlichkeit aber auch die Politik und die Wirtschaft zu informieren.“ Klima, so Wöhrls Wunsch, könne eines der Leuchtturmthemen der UDE werden. „Wir haben das wohlmöglich größte Problem der kommenden Jahrzehnte schon selbst seit Jahrzehnten auf dem Schirm, wir sind dran.“ Auch den jungen Leuten, die heute auf der Straße protestieren, könne man damit zeigen: Auch wir wollen etwas verändern, doch dafür braucht es noch mehr Forschung, noch mehr kluge Köpfe. „Wollt ihr über die Proteste hinaus etwas ändern, dann beginnt ein Studium und helft uns die Zukunft zu gestalten“, so Wöhrls Appell.
Das Interview führte Jennifer Meina