Aufgrund der starken Prägung der Studierendenklientel durch Bildungsaufsteiger/innen sieht sich die Universität Duisburg-Essen (UDE) einem bildungs- und sozialpolitischen Auftrag verpflichtet: Sie entwickelt und befördert Potenziale junger Menschen, deren Studium sie und ihr Umfeld vor große Herausforderungen stellt.
Die UDE nutzt die Förderung des Qualitätspakts Lehre, um Studierende in der Eingangsphase sowohl fachlich als auch sozial-habituell schneller zu integrieren und Studienabbrüchen entgegenzuwirken.

In der zweiten Förderphase werden die erfolgreich erprobten Ansätze zur nachhaltigen Stärkung der Studieneingangsphase weiter in die Breite getragen, miteinander verzahnt und strukturell verankert. Die UDE verbindet dabei Diagnostik, Betreuung und Kompetenzentwicklung miteinander, um Studierenden frühzeitig eine Auseinandersetzung mit ihren eigenen Stärken und Schwächen zu ermöglichen, sie in Betreuungssysteme zu integrieren und mit curricularen und außercurricularen Angeboten zu fördern. Zu diesem Zweck werden die bewährten Maßnahmen im Rahmen eines einheitlichen Förderansatzes neu justiert und um Konzepte wie das „Flex-Studium“, das sich der Erprobung individueller Regelstudienzeiten widmet, ergänzt.

Die Überleitung der bisherigen Teilprojekte in die neue Projektstruktur kann hier nachvollzogen werden.

Teilprojekt 1 Weiterentwicklung des UDE-Mentoring-Systems

Die dezentral konzipierten Mentoring-Ansätze des UDE-Mentoring-Systems sollen in der zweiten Förderperiode weitergeführt und zu Betreuungs- und Beratungsnetzwerken verdichtet werden. Jeder/jedem Studierenden wird ein/e Mentor/in als Ansprechpartner/in angeboten, die/der sie/ihn im Studienverlauf begleitet und an weitere Maßnahmen vermittelt oder diese in Mentoring-Treffen direkt mit einbindet. Mit Hilfe kurzer Einheiten zu Techniken des Selbstmanagements, Sprachkompetenzförderung, Stipendien, Auslandsaufenthalten, Praktika u. v. m. avancieren die Mentoring-Treffen zu wichtigen Informationsschnittstellen in den Fakultäten. Zur weiteren Steigerung der Reichweite wird die Werbekampagne ausgeweitet und ein Mentoring-Tag etabliert, der das Engagement der Mentor/innen würdigt und die Weiterentwicklung der fachnahen Ansätze befördert.

Teilprojektsprecherin: Annette Ladwig, Zentrum für Hochschul- und Qualitätsentwicklung

Teilprojekt 2 Ausbau und curriculare Verankerung von Blended-Learning-Szenarien

Mit dem im Zuge der Qualitätspakt-Förderung entwickelten E-Assessment-System JACK ist es möglich, veranstaltungsbegleitend Übungsaufgaben einzusetzen, die den Studierenden beim Bearbeiten eine individuelle, aufgabenspezifische Rückmeldung geben, sich in komplexe Lernpfade für unterschiedliche Kompetenzniveaus einbetten lassen und durch eine vom System generierte Variation der Aufgabenstellungen auch mehrfach bearbeitet werden können.
Bereits in den ersten Jahren konnten einige Hundert Aufgaben entwickelt werden, die sich vorwiegend auf den Bereich mathematischer und wirtschaftswissenschaftlicher Grundlagen konzentrieren. Dieser Aufgabenpool soll in der zweiten Förderphase weiter ausgebaut werden. Mit Blick auf die fachkulturellen Besonderheiten bestimmter Grundlagenveranstaltungen in der Mathematik, Wirtschaftswissenschaft, Informatik und Biologie sollen neue Aufgabentypen entwickelt werden, die abseits von Multiple-Choice und simplen Gleichungen der Komplexität des Fachkanons gerecht werden und dazu in der Lage sind, Fehler von Studierenden mit differenzierten Feedbacks zu bearbeiten, die sie schrittweise an die Lösung heranführen.

Teilprojektsprecher: Prof. Dr. Michael Goedicke, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften/Paluno

Teilprojekt 3 Potenzialerkennung und -förderung in der MINT-Studieneingangsphase

Mintroduce LogoDer in der ersten Förderphase etablierte Betreuungszyklus wird im Rahmen der zweiten Förderphase fortgeführt und qualitativ erweitert. Das Zusammenspiel aus Selbsteinschätzungstests, Vorkursen, Lernzentren und Repetitorien soll unter dem Dach von mintroduce neu justiert und durch studienbegleitende Kursformate sinnvoll ergänzt werden. Um die Reichweite des Systems weiter zu erhöhen, sollen die Selbsteinschätzungstests in Kooperation mit dem Teilprojekt „Blended Learning“ weiterentwickelt, Lehrende in ihren hochschuldidaktischen Kompetenzen gestärkt und die Werbemaßnahmen intensiviert werden. Neben der fachlichen Qualifizierung sollen künftig auch überfachliche Kompetenzen durch integrierte Selbstmanagementeinheiten adressiert werden. Der Betrieb der Lern- und Diskussionszentren wird im Übrigen fortgeführt und durch strukturierte Formate zur Vertiefung und Wiederholung curricularer Inhalte ergänzt.

Teilprojektsprecher: Prof. Dr. Andreas Büchter, Fakultät für Mathematik

Teilprojekt 4 Bedarfsorientierte Stärkung individueller Schreib- und Sprachkompetenzen

Für die verbleibende Projektlaufzeit hat sich die Universität vorgenommen, die Verbindung von Diagnostik und Kompetenzentwicklung zu stärken. Studierende des Lehramts, die anhand des Assessments einen Förderbedarf erkannt haben, sollen bereits innerhalb ihrer Propädeutika an ihren Kompetenzen arbeiten können. Hierzu soll ungefähr die Hälfte der Einführungsseminare des bildungswissenschaftlichen Studienanteils im Lehramt mit einem schreibdidaktischen Profil ausgestattet werden. In Absprache mit den Lehrenden werden von Schreibberater/innen kleine Schreibaufgaben konzipiert, den Studierenden zur Ausarbeitung gegeben und anschließend gelesen sowie kommentiert. Die Schreibaufgaben sind somit in das Seminargeschehen eingebunden und auf die Entwicklung der jeweiligen fachkulturellen Textkompetenz ausgerichtet. Eine ähnliche Kooperationsstruktur soll auch im Falle der Förderung mündlicher bzw. rhetorischer Kompetenzen Anwendung finden, um diese noch stärker in den curricularen Rahmen mit einzubeziehen. Im Bereich der Fremdsprachenausbildung soll der Betrieb schließlich konsolidiert, Lehrende weiter professionalisiert und neue Prüfungen erprobt werden.

Teilprojektsprecher: Prof. Dr. Horst Bossong, Fakultät für Bildungswissenschaften und Direktor des Instituts für Optionale Studien

Teilprojekt 5 Optimierung von Studienverläufen durch Monitoring- und Feedback-Instrumente

Das Qualitätsmanagement von Studium und Lehre hat bereits in der ersten Förderphase in vielerlei Hinsicht von der Entwicklung neuer Instrumente und Verfahren profitiert. Mit dem Progress Test Medizin, den ersten Studienverlaufsanalysen und dem Studierenden-Panel wurden wichtige Werkzeuge implementiert, deren Anwendungsbezug in der zweiten Förderperiode ausgedehnt und mit dem Qualitätsmanagement-System der UDE verschränkt werden soll. Darüber hinaus sollen diese Tools dazu genutzt werden, Studierenden ein individuelles Feedback zu ihrer Studienperformanz zu geben und Studienabbruch durch datengestützte Interventionen des Mentoring-Systems zu verhindern.

Teilprojektsprecher: Prof. Dr. Rainer Leisten, Fakultät für Ingenieurwissenschaften

Querschnittsvorhaben Das "Flex-Studium"

Die erste Förderphase hat gezeigt, dass einige Studierende extracurriculare Angebote zur Auffrischung basaler Kompetenzen, zur schreibdidaktischen oder rhetorischen Förderung noch nicht in vollem Maße wahrnehmen, weil sie nicht dazu in der Lage sind, die hierfür benötigte Zeit aufzubringen oder sich der Bedarfe nicht bewusst sind. Gleichzeitig ist zu beobachten, dass viele Studierenden schon in den ersten Semestern aufgrund nicht bestandener oder nicht angetretener Prüfungen in Verzug geraten. Die sich einstellende Verlängerung der Studiendauer wird leider nur selten planbar gestaltet. Studierende versuchen häufig den zeitlichen Verzug wieder aufzuholen, um ihren BAföG-Anspruch nicht zu gefährden, und scheitern an der Mehrfachbelastung durch nachzuholende und neu abzulegende Prüfungen.

Die UDE strebt daher für die zweite Förderphase ein Modellvorhaben mit dem Namen Flex-Studium an, mit dem die neuen hochschulgesetzlichen Möglichkeiten genutzt werden sollen, um die individuelle Potenzialförderung zu stärken, leistungsbedingte Studienabbrüche zu vermeiden und Regelstudienzeitverlängerungen planbar sowie BAföG-fähig zu gestalten (auf Basis §58 2a HG NRW). Ein Ziel stellt dabei die curriculare Anbindung studienbegleitender Kurse zur Wiederholung und Vertiefung fachlicher Grundlagen sowie zum Training der Sprach-, Schreib- und Selbstmanagement-Fähigkeiten dar, deren Teilnahme zeitlich auf die Regelstudienzeit angerechnet wird und so Studierenden Spielräume für die Kompetenz- und Persönlichkeitsentwicklung verschafft.

Die Erfahrungen, die andere Universitäten mit diesen Modellen bereits gemacht haben (u. a. dem MINT-Kolleg in Stuttgart und Karlsruhe), befördern die Ausgestaltung des Vorhabens an der UDE, das hier zunächst in ausgewählten Studiengängen der Ingenieurwissenschaften erprobt wird.

Sprecher des Vorhabens: Prof. Dr. Axel Hunger, Fakultät für Ingenieurwissenschaften

Informationen zur Förderung

Laufzeit: Oktober 2016 bis Dezember 2020 (im Anschluss an die erste (längere) Förderphase von Oktober 2011 bis September 2016)

Fördersumme: 18,911 Mio. Euro

Projektleiterin: Prorektorin für Studium und Lehre, Frau Prof. Dr. Isabell van Ackeren

Ansprechpartner Projektkoordinator

Patrick Hintze, M.A.

Keetmanstr. 3-9, 47058 Duisburg
Raum SK 302
Tel.: 0203/379-7027
patrick.hintze@uni-due.de