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Tina Ebelt studiert Germanistik und Philosophie – selbstverständlich ist das nicht.

Vier Semester lang hat sich die Wahl-Essenerin vergeblich für einen Germanistik-Studienplatz an der UDE beworben, erst beim fünften Mal klappte es. Ans Aufgeben hat sie dennoch nie gedacht: „Ich weiß, was ich will, und dafür kämpfe ich“. Diese Zielstrebigkeit hat Tina Ebelt auf dem langen Weg bis hin zur Universität begleitet: Nach einer Ausbildung zur Eisenbahnerin hat die 30-jährige sich dazu entschieden, zunächst das Abitur nachzuholen, um danach Germanistik studieren zu können. „Das war mein erster Schritt ins Erwachsenenleben“, sagt die Bachelor-Studentin.


Der erste Schritt ins Erwachsenenleben war nicht deine Ausbildung, sondern die Entscheidung, das Abitur nachzuholen?

Ja. Das Berufsleben für die Schule und eine eher ungewisse Zukunft aufzugeben war meine erste bewusste eigene Entscheidung, hinter der ich voll und ganz gestanden habe – mit allen Konsequenzen. Ich habe das Abi im ersten Anlauf nicht gemacht, weil dieses aufgezwungene Lernen keinen Spaß gemacht hat und ich lieber arbeiten wollte. An die Ausbildung bin ich dann rein zufällig geraten – und plötzlich war ich drin in der Arbeitswelt. Aber ich habe schnell gemerkt, dass das nicht alles sein kann. Zurück in der Schule war dann alles anders, weil es jetzt meine eigene Entscheidung war zu lernen.


Warum musste es unbedingt Germanistik sein?

Die UDE bietet innerhalb der Germanistik einen Schwerpunkt im Bereich Kommunikationswissenschaft an und genau deshalb wollte ich diesen Platz so unbedingt haben. Kommunikation ist überall, aber kaum jemand weiß etwas darüber. Wie schafft Werbung es zum Beispiel über Sprache, Menschen an sich zu ziehen? Was macht Kommunikation erfolgreich? Es ist fasziniernd, seinen Alltag einmal unter dem Gesichtspunkt auf den Prüfstand zu stellen und mit unterschiedlichen Kommunikationstheorien abzugleichen.


Hast du es schon einmal bereut, erst so vergleichsweise spät mit einem Studium anzufangen?

Nein, definitv nicht. Ich sehe das als Vorteil, denn mit 19 kannte ich mich noch nicht so gut wie jetzt. Ich gehe zum Beispiel heute anders und viel konstruktiver mit Misserfolgen um als früher, auch gewisse Zukunftsängste bewerte ich anders. Ich wusste schon zu Beginn des Studiums, was es heißt, für sich selbst verantwortlich zu sein, und habe mich sehr bewusst für das Studium enstchieden.


Welche Zukunftsängste hat man denn als Geisteswissenschaftlerin?

Es gibt natürlich das Klischee, dass man keinen richtigen Beruf hat nach dem Studium, anders als zum Beispiel Lehramtsstudierende. Aber ich sehe das anders: Dir stehen so viele Türen offen und wenn man sich rechtzeitig Gedanken macht – und weiß, was man will und was man kann – ist es durchaus möglich, später als Geisteswissenschaftlerin einen Job zu finden.

 

Veröffentlichung des Interviews: 26.03.2015