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„Ich weiß jetzt, was ich will“ – dass sie diesen Satz einmal selbstbewusst sagen wird, daran hat Marie Ziegon schon fast nicht mehr geglaubt. Im Interview erzählt die 29-jährige Duisburgerin, wie ihr ein geisteswissenschaftliches Studium und viele Praktika dabei geholfen haben, sich über ihre Stärken, aber auch ihre persönlichen Wünsche und Ziele klarzuwerden.

Du bezeichnest deinen Lebensweg als chaotisch – aus welchem Grund?

Nach der Schule hätte meine Familie es gern gesehen, wenn ich Apothekerin geworden wäre wie meine Großeltern. Oder Zahnarzt wie mein Vater. Was ich will, wusste ich da zwar noch nicht – aber das wollte ich auf keinen Fall. Ich hatte dann eine relativ lange Findungsphase, in der ich zwei Studiengänge abgebrochen habe: Englisch/Katholische Religion auf Lehramt und BWL. Ich studiere gerade also eigentlich den dritten Studiengang (2-Fach-BA Englisch/Philosophie, 7. Semester, Anm. d. Red.). Das wirkt schon etwas chaotisch, oder? Meine Familie hat oft die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen.

Seit wann weißt du, was du willst?

Ich habe in den letzten Jahren viele Praktika gemacht: bei einem lokalen TV-Sender, bei der Rheinischen Post als Journalistin, bei einer TV-Produktionsfirma als Redakteurin und beim Online-Nachrichtenportal derwesten.de. Öffentlichkeitsarbeit habe ich dann durch ein freiwilliges Studienseminar („Öffentlichkeitsarbeit in Institutionen") durch eine Kooperation mit der Kindernothilfe kennengelernt. In jedem Praktikum habe ich etwas Neues gelernt: Jobbezogenes, aber eigentlich auch viel über mich selbst. Ich weiß jetzt zum Beispiel, dass es mir nichts ausmacht, wenn ich 11 Stunden am Tag ohne Pause arbeite –  wenn mir der Job Spaß macht und mich fordert. Und dass ich es nicht mag, Themen und Geschichten allein am Schreibtisch zu konzipieren – ich will auch selbst rausgehen und mit den Menschen reden.

Woher kommt deine Sicherheit, jetzt das richtige Studium gefunden zu haben?

Meine Praktika vor und während des Studiums haben mir geholfen zu erkennen, was ich will und was ich kann – auch weil ich viel positives Feedback von Vorgesetzten und Dozenten bekommen habe. Ich habe mich also entschieden, meinen eigenen Weg zu gehen, den meine positiven Praxiserfahrungen und persönlichen Stärken geebnet haben. Jetzt habe ich ein Ziel. Das Philosophie-Studium schärft den kritischen Blick, auch auf die eigene Sicht der Dinge. Man lernt, Sachen zu hinterfragen. Auch mein Sprachgefühl wird in meinen beiden Fächern Philosophie und Anglistik trainiert, was sich auch in den Songtexten widerspiegelt, die ich für meine Band PLOOSH! schreibe.

„Was mit Medien“ – ist das nicht sogar der typische Weg einer Geisteswissenschaftlerin?

Den typischen Weg gibt es gar nicht. Die Medien sind ja auch nicht alle komplett gleich und innerhalb der Medien gibt es so viele unterschiedliche Berufe, das weiß ich ja aus eigener Erfahrung sehr genau. Ich habe dafür vielleicht einige Jahre gebraucht, aber dafür weiß ich jetzt sehr genau, worin ich gut bin und vor allem, was ich will. Deshalb würde ich sagen: Mut zum eigenen Lebensweg! Ich glaube, das ist etwas, das auf Geisteswissenschaftler zutrifft und typisch ist.

 

Veröffentlichung des Interviews: 21.06.2017