Personen im Historischen Institut: David Passig

GeiWi / Historisches Institut / Geschichte des Mittelalters

Anschrift
Universitätsstraße 12
45117 Essen
Raum
R12 S05 H82
Sprechzeiten
https://www.uni-due.de/geschichte/sprechstunden.php

Funktionen

  • Akademische/r Rätin/Rat, Geschichte

Die folgenden Publikationen sind in der Online-Universitätsbibliographie der Universität Duisburg-Essen verzeichnet. Weitere Informationen finden Sie gegebenenfalls auch auf den persönlichen Webseiten der Person.

    Artikel in Zeitschriften

  • Passig, David
    Perfectio integritatis : On Deficiency and Betterment of Man in the Middle Ages
    In: Historisches Jahrbuch Jg. 143 (2023) S. 28 - 59

Forschungsprojekt:

Celum celi domino, terram autem dedit filiis hominum. Der Mensch als Gestalter der Geschichte bei Otto von Freising

Das Projekt befasst sich mit der Frage, welche Rolle und welchen Einfluss Otto von Freising, der Verfasser zweier herausragender historiographischer Werke des 12. Jahrhunderts, in seinen Schriften dem Menschen für den Verlauf der Geschichte beimaß. Insbesondere Ottos erstes Werk, eine von Kain und Abel bis in Ottos eigene Gegenwart reichende Weltchronik, die heute unter dem Titel Historia de duabus civitatibus bekannt ist, ist von der Forschung lange Zeit dahingehend interpretiert worden, dass Otto den Menschen ganz in eine Geschichte eingeordnet gesehen habe, die allein göttlicher Lenkung unterliege und in der jedes Ereignis schon in Gottes Ratschlüssen vorausgenommen sei. Dies schien sich schon daraus zu ergeben, dass Otto den historischen Stoff anhand tradierter heilsgeschichtlicher Schemata wie der Vier-Reiche-Lehre oder Augustins Weltalterlehre ordnete und, ebenfalls ausgehend von Augustinus, den gesamten Geschichtslauf als bestimmt durch das dauerhafte Gegeneinander der Gott zugewandten civitas Dei und der dem Teufel verfallenen civitas mundi gedeutet hat. Bis auf wenige Gegenstimmen ist es deshalb lange Zeit die geteilte Überzeugung der Mediävistik geblieben, dass der Mensch für Otto lediglich Objekt in einem Geschichtslauf sei, der jedem ernsthaften menschlichen Eingriff entzogen bleibe.

Das Projekt schließt an neuere Studien an, die ein sehr viel stärkeres Interesse Otto an den Rahmenbedingungen der irdischen Existenz des Menschen und an den immanenten Kräften, die in der Geschichte wirken, herausgearbeitet haben. Ausgehend von einem vorstellungsgeschichtlichen Zugriff soll das ‚Bild‘, das Otto sich in seinen Werken vom Menschen in seiner Beschaffenheit und in seiner Beziehung zu Gott machte, hier erneut bewertet und dabei die gängige Sichtweise einer Determiniertheit der Geschichte durch den Willen Gottes weiter hinterfragt werden. Dabei soll gezeigt werden, dass der auf der Höhe der theologischen und philosophischen Debatten seiner Gegenwart stehende Otto die Geschichte vor allem anhand anthropologischer und gnadentheologischer Gesichtspunkte zu deuten suchte und dass sich ihr Ablauf für ihn vielmehr aus der Beschaffenheit des Menschen als aus der allmächtigen Lenkung Gottes ergab. Otto sah den Menschen nicht als Objekt, sondern als Subjekt der Geschichte an. Damit verband sich ein Bewusstsein darum, dass es auch am Menschen liege, die irdischen Verhältnisse zu gestalten.

Indem das Projekt so anhand eines Exponenten hochmittelalterlicher Historiographie und frühscholastischer Gelehrtheit das immer wieder reproduzierte Klischee eines von Fatalismus und Endzeitangst geprägten Geschichtsbildes des mittelalterlichen Menschen zu korrigieren sucht, versteht es sich auch als Beitrag zu einer differenzierteren Antwort auf die Frage, in welcher Weise sich der mittelalterliche Mensch ins Verhältnis zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu setzen wusste.

 

Veröffentlichungen

Der Konstanzer Vertrag - ein gebrochenes Versprechen?, in: Jan-Hendryk de Boer (Hg.): Praxisformen. Zur kulturellen Logik von Zukunftshandeln, Frankfurt a.M. u.a. 2019, S. 376-391.


Wissenschaftlicher Werdegang

2008 bis 2016: Studium der Fächer Germanistik und Geschichte an der Universität Duisburg-Essen

2016 bis 2022: Promotion an der UDE, Disputation im Juli 2022

10/2016 bis 10/2019: Wissenschaftlicher Mitarbeiter am DFG-Graduiertenkolleg 1919: "Vorsorge Voraussicht, Vorhersage" an der UDE

10/2019 bis 04/2022: Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung für Mittelalterliche Geschichte, UDE

04/2022 bis 08/2022: Vertretung der Kustosstelle im Historischen Institut, UDE

seit 09/2022: Akademischer Rat in der Abteilung für Mittelalterliche Geschiche, UDE