Rückblick: Gendermedizin - Modewort oder Notwendigkeit?

PD Dr. Andrea Kindler-Röhrborn

Bewährte universitäre Kooperation in der Gendermedizin fortgesetzt Sex und Gender in der Medizin

Was bewirken Geschlechterunterschiede in der Medizin? Wann muss man sie berücksichtigen? Wie kann man entsprechende Erkenntnisse in Forschung und Gesundheitsversorgung verankern? Diesen und weiteren Fragen widmet sich ein Kooperationsprojekt der Universitäten Duisburg-Essen, Münster und des Leibniz-Instituts für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) in Bremen. In bewährter Zusammenarbeit führten jetzt die Universitäten Münster und Duisburg-Essen jetzt zum zweiten Mal NachwuchswissenschaftlerInnen an die Thematik heran. Der diesjährige interdisziplinäre und bereichsübergreifend zusammengesetzte Workshop „Gendermedizin – Modewort oder Notwendigkeit?“ am 21.-22. Februar 2013 fand in Münster statt.

Unter der Leitung der Tumorforscherin PD Dr. Andrea Kindler-Röhrborn (Universität Duisburg-Essen) und der Neurowissenschaftlerin Prof. Dr. Dr. Bettina Pfleiderer (Universität Münster) erkundeten rund 40 NachwuchswissenschaftlerInnen aus dem gesamten Bundesgebiet die facettenreichen Interaktionen von Geschlechterunterschieden (sex und gender) mit der Gesundheit. Ausgehend von fachkundigen Inputs aus der Kardiologie, Endokrinologie, den interkulturellen Neurowissenschaften und der Arzneimittelkunde diskutierten VertreterInnen der Medizin, Psychologie, Natur- und Gesellschaftswissenschaften die Konsequenzen für Forschung, Prävention, Diagnostik und Therapie. Auf dem Programm standen geschlechtsspezifische Unterschiede im Hinblick auf die Diagnose und Behandlung von Schilddrüsen- und Herzerkrankungen, neuste Erkenntnisse aus der interkulturellen Hirnforschung sowie die Rolle des Geschlechts in der Arzneimittelforschung und –therapie.

„Die noch junge Querschnittsdisziplin Gendermedizin beschäftigt sich mit einer geschlechtersensiblen, das heißt an das jeweiligen Geschlecht angepassten Gesundheitsversorgung“, erklärt PD Dr. Andrea Kindler-Röhrborn. „Wichtige Grundlage dafür ist geschlechtersensible Forschung – von der Formulierung eines Forschungskonzepts unter Berücksichtigung beider Geschlechter und etwaiger Unterschiede bis hin zur Erprobung, Vergabe und Dosierung von Arzneimitteln.“

„Dabei ist es wichtig, beim wissenschaftlichen Nachwuchs ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass zwar einerseits das biologische Geschlecht die damit verbundene kulturell geprägte Geschlechterrolle beeinflusst, andererseits jedoch auch umgekehrt kulturelle Werte, Praktiken und Überzeugungen z.B. die Funktion des Gehirns verändern“, betont Verbundpartnerin Prof. Dr. Dr. Bettina Pfleiderer, „So beeinflussen sich verändernde Geschlechterrollen u.a. auch zukünftige Krankheitsrisiken von Frauen und Männern.“

Der Workshop wurde ausgerichtet von den Teilprojekten „Geschlechtersensible Konzepte in den Neurowissenschaften“ (Prof. Dr. Dr. Bettina Pfleiderer, Universität Münster) und „Geschlechtersensible Forschung in der experimentellen Genetik/ Tumorforschung“ (PD Dr. Andrea Kindler-Röhrborn, Universität Duisburg-Essen) des BMBF-Verbundes „Geschlechtersensible Forschung in Epidemiologie, Neurowissenschaften und Genetik/ Tumorforschung“ in Kooperation mit dem Essener Kolleg für Geschlechterforschung.

Weitere Informationen:

PD Dr. Andrea Kindler-Röhrborn andrea.kindler@uk-essen.de

Prof. Dr. Dr. Bettina Pfleiderer pfleide@uni-muenster.de

>> kommentiertes Programm

>> Tagungsflyer

>> Pressemitteilung der Universität Münster

>> EKfG-Forschungscluster "Geschlechtergerechte Gesundheitsversorgung/ Geschlechtergerechtes Gesundheitswesen"