Teilprojekt 8

Uneindeutige Barockdichtung. Poetische und konfessionelle Ambiguität in Schlesien als kulturdynamische Faktoren einer neuen deutschen Dichtkunst (1620 bis 1742)

Das frühneuzeithistorisch ausgerichtete Projekt erforscht, welche Wirkungen die besondere religionspolitische Diversität und Dynamik in den Herzogtümern Schlesiens auf die neue deutsche Barockdichtung entfaltet. Im systematischen Zusammenhang der Forschungsgruppe steht damit die religiöse Differenz im Zentrum des Erkenntnisinteresses. Die Zielstellung des Projekts nimmt das Ambiguitätsverständnis der Forschungsgruppe dabei in doppelter Hinsicht auf: Erstens wird Ambiguität als negativ auf Eindeutigkeit bezogene Uneindeutigkeit verstanden werden, die in ihrer epistemischen Offenheit relativ zum jeweiligen Beobachter sowie zu einschlägigen Ordnungen des Sozialen untersucht werden muss. Zweitens bezeichnet Ambiguität das Phänomen der Mehrdeutigkeit als das gleichzeitige Bestehen von mindestens zwei Bedeutungen, die entweder konträr oder unter Umständen auch konfliktlos zueinanderstehen. Das germanistisch-literaturwissenschaftliche Forschungsvorhaben trägt diesen beiden Konzeptualisierungen von Ambiguität Rechnung, indem es auf den diskursgeschichtlichen Zusammenhang von konfessioneller Uneindeutigkeit einerseits und poetischer Mehrdeutigkeit andererseits gerichtet ist. Fragt die Forschungsgruppe zudem insgesamt nach Situationen, „die Effekte und Artikulationen simultaner und zugleich widerstrebender Zweiwertigkeit hervorbringen“, verweist das „Widerstrebende“ dieser Zweiwertigkeit zugleich auf den Aspekt der Unterscheidung, der gleichfalls erkenntnisleitend für das Teilprojekt ist. Ziel ist folglich die umfassende Rekonstruktion des im Untersuchungssetting gegebenen historischen Konnexes von (i) poetischer und konfessioneller Ambiguität sowie (ii) poetischer und konfessioneller Unterscheidung. So muss die Analyse stets beide Dimensionen berücksichtigen und im methodischen Abgleich synthetisieren. Nur auf diesem Wege kann für die Ambiguität der Poesie sowie der religiösen Unterscheidung die komplexe Dynamik ambiguitätstoleranter wie auch -intoleranter Umgangsformen adäquat erfasst werden.

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