Dr. Conrad Lluis

Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Prekarisierung, Regulierung, Arbeitsqualität

Anschrift
Institut Arbeit und Qualifikation
Forsthausweg 2
47057 Duisburg
Raum
LE 531
Telefon
+49 203 37 91834
Dr. Conrad Lluis
SELECT id FROM interview WHERE mid LIKE '%588%'

Link zum Academia-Profil 

Habilitationsprojekt

In seiner kumulativen Habilitation wendet Conrad Lluis das Konzept der Externalisierungsgesellschaft (Lessenich) nach innen, um eine paradoxe Konstellation zu untersuchen: Etliche jener Tätigkeiten, welche die materielle Reproduktion westlicher Gesellschaften sicherstellen, werden ökonomisch, kulturell und teils auch räumlich in eine interne Peripherie verwandelt. Bei solch einer internen Externalisierung kommt es darauf an, sie gleichzeitig als Bewegung des Ausschlusses und der Einbindung zu verstehen, genauer, sie als eine Einbindung durch Ausschluss zu fassen. Die stationäre Altenpflege und die saisonale Landarbeit, auf die sich das Habilitationsprojekt konzentriert, sind alles andere als irrelevant, ihre Randstellung deckt sich nicht mit ihrer faktischen „Systemrelevanz“.

Die Habilitation spricht in praxeologischer Manier von einem doing externalization. Arbeitssoziologie, Organisationssoziologie und Gesellschaftsanalyse werden zusammengeführt, um ein gleichermaßen detailliertes wie umfassendes Panoramabild der Praktiken, Mechanismen und Strukturen der internen Externalisierung zu erstellen. Dabei gilt es für die Gegenbewegungen offen zu bleiben, die in Altenpflege und Landwirtschaft mittels rechtlicher Regulierungen, politischer Entscheidungen oder (latenter wie offener) Widerstandspraktiken ein undoing externalization vorantreiben.

Die Habilitation bringt Theoriebildung und empirische Analyse in einen Dialog. Der empirische Part besteht in der Triangulation der qualitativen Methoden der Ethnographie, der Diskursanalyse von unten und der Interviewauswertung. Diese Methodentriangulation wird im Sinne der extended case method (Burawoy) in vergleichenden Fallstudien erprobt. Die Empirie informiert eine Theoriebildung, die nicht vor analytischen Generalisierungen zurückschreckt, die aber zugleich mit Begriffen mittlerer Reichweite die eigensinnigen Praxisvollzüge mit übergeordneten Strukturprinzipien verklammert.

2023 - Conrad Lluis, DissertationConrad Lluis: Hegemonie und sozialer Wandel

Indignados-Bewegung, Populismus und demokratische Praxis in Spanien, 2011-2016

In Zeiten vielschichtiger Krisen stellt der beschleunigte soziale Wandel Spaniens zwischen 2011 und 2016 ein Paradebeispiel für polarisierte Gesellschaften dar. Die Platzbesetzungen der Indignados (der »Empörten«) und die ihnen folgenden Entwicklungen in Zivilgesellschaft und Politik veränderten das Land grundlegend. Mittels der Triangulation von Diskursanalysen, Interviews, Ethnographien und einer historischen Einbettung rekonstruiert Conrad Lluis in einer umfassenden empirischen Studie die politischen Umbrüche Spaniens. Parallel dazu entfaltet er im Dialog mit der Empirie eine Hegemonietheorie, die Laclau und Mouffe soziologisch weiterdenkt. Damit entfaltet er die Elemente einer postfundamentalistischen Sozialtheorie, welche die derzeit auseinanderstrebende Konstellation von Diskurstheorien, praxeologischen und neomaterialistischen Ansätzen sowie Theorien des Politischen systematisch in Beziehung setzt. Gesellschaft ist zugleich eine Zeichenordnung, eine Ordnung von verkörperten, sinnlichen Praktiken sowie eine politisch konstituierte und verfestigte Ordnung.

Open-Access Link