IAQ Pressemitteilung
Personalwirtschaft für die Kita
In vielen Kitas gibt es zunehmend Engpässe bei qualifiziertem und erfahrenem Personal. Mit welchen Instrumenten und personalwirtschaftlichen Konzepten Träger geeignete Kräfte für die Kinderbetreuung gewinnen und halten können, hat das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) in einem Projekt der Hans-Böckler-Stiftung erforscht. Die Ergebnisse liegen jetzt als Buch vor. Es stellt Handlungsfelder einer nachhaltigen Personalwirtschaft vor, die für die Akteure in der Praxis besonders dringlich sind.
Spezielle Maßnahmen für ältere Beschäftigte reichen nicht aus, um ein langes Erwerbsleben und Kontinuität und Stabilität in der Personalsituation zu fördern. Vielmehr müssen unterschiedliche Schwellen und „kritische Lebensphasen” wie Berufseinstieg nach der Ausbildung, Familiengründung und die Pflege Angehöriger in den Blick genommen werden, zeigen die Analysen der Autorinnen aus der IAQ-Abteilung „Bildung und Erziehung im Strukturwandel”. Notwendig sind spezifische Unterstützungsangebote, denn ein auf alle Kitas übertragbares personalwirtschaftliches Konzept gibt es nicht. So stellt das Buch eine Auswahl geeigneter Maßnahmen zusammen, aus denen die jeweils erforderlichen Instrumente immer wieder neu kombiniert werden können.
Die Gestaltung von Karrierepfaden ist dabei doppelt bedeutsam: es geht sowohl um Aufstiegschancen für jüngere Beschäftigte, damit sie bleiben und sich inhaltlich weiterentwickeln können, als auch um Lösungen für ältere Beschäftigte, damit sie ihr Erfahrungswissen einbringen und gesundheitliche Belastungen reduzieren können. Damit jüngere und ältere Beschäftigte produktiv zusammenarbeiten und ihre spezifischen Kompetenzen im Team einbringen können, müssen Konflikte erkannt und gelöst sowie eine Kultur der wechselseitigen Wertschätzung aufgebaut werden. Die Verknüpfung von Teamentwicklung und präventiv angelegter Gesundheitsförderung stellt dabei einen Schlüsselfaktor für eine zukunftsorientierte Personalwirtschaft dar.
Dazu gehören Arbeitszeitmodelle mit individuellen Teilzeitlösungen, der Dienstplan muss so geregelt werden, dass er die notwendige Flexibilität im Personaleinsatz, verlässliche Planbarkeit für die Beschäftigten und Partizipation verbindet. Betriebliche Unterstützungsangebote für unterschiedliche familiale Lebenslagen können die Work-Life-Balance weiter verbessern und die Personalbindung zusätzlich fördern.
Praxistaugliche Angebote zum Transfer der Forschungsergebnisse werden an der UDE über den Verein "best practice e.V. (www.bestpractice-online.de)" angeboten, z.B. „Flexible und aufgabenorientierte Dienstplangestaltung", "Kommunikations- und Präsentationstechniken" oder „ Alter(n)sgerechtes Arbeiten in Kindertageseinrichtungen: Jung und Alt im Team”. Die Angebote können auch als Inhouse-Schulungen gebucht werden. Als weiteres Transferangebot startet im September 2017 eine Zertifizierungsreihe für Leitungskräfte zum "Umgang mit Vielfalt in Kindertageseinrichtungen".
Download: http://www.boeckler.de/pdf/p_study_hbs_336.pdf