IAQ Pressemitteilung
Beispiele guter Praxis auf einer Fachtagung der Universität Duisburg-Essen
Weit über eine Million Menschen flüchteten 2015/16 nach Europa. Jetzt, da die dringendsten Probleme der Erstversorgung und Unterbringung gelöst sind, steht die Aufgabe der Integration im Mittelpunkt. Diese Herausforderung muss insbesondere auf kommunaler Ebene angepackt und bewältigt werden. Auf einer wissenschaftlichen Tagung der Universität Duisburg-Essen (UDE) in Essen wurden ausgewählte Aspekte der Integrationsforschung sowie Praxisbeispiele in den Fokus genommen.
Beispiele guter Praxis vor Ort wurden auf dem vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) organisierten Symposium (am 23.6.) präsentiert und diskutiert. Deutlich wurde, dass die Kommunen sehr viel für Integration tun. So wird in Osnabrück etwa die Sozialarbeit für Flüchtlinge durch eine kommunale Koordinierungsstelle organisiert; die Freiwilligenagentur unterstützt die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe; Sport- und Freizeitangebote werden durch Zusammenarbeit mit Vereinen möglich. In Hamm wurde für Asylsuchende ein Fallmanagement zur Integration entwickelt mit dem Ziel früher Hilfen, Bildung und Arbeit. In Gelsenkirchen fährt eine Mobile Kita in die Stadtteile, um niederschwellige Zugänge im Quartier zu schaffen. Mit der Wohnwagen-Kindertagesbetreuung vor ihrer Haustür können Eltern Vertrauen aufbauen, so dass sie später ihre Kinder in der regulären Kita anmelden.
Auch andere Akteure unterstützen vor Ort - das seit 43 Jahren bestehende Projekt „Förderunterricht für Schüler mit Migrationshintergrund an der Uni Duisburg-Essen" gewinnt neue Aktualität. Bei den Angeboten für Neuzugewanderte ist die sprachliche Vorbereitung auf den Fachunterricht sehr wichtig für den späteren Schulerfolg. Voraussetzungen für die Integrationsarbeit in den Kommunen werden aber auch durch die Rahmenbedingungen der Bundesländer geschaffen: Aus Bayern, wo die Schulpflicht für zugewanderte Jugendliche ohne Ausbildungs- oder Schulabschluss bis zum 21., nötigenfalls auch bis zum 25. Lebensjahr reicht, wurde ein speziell auf den Bedarf der Zugewanderten ausgerichtetes zweijähriges Bildungsangebot an beruflichen Schulen vorgestellt.
Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey, Leiterin der IAQ-Forschungsabteilung „Bildung und Erziehung im Strukturwandel”, wünscht sich eine solche Lösung auch für Nordrhein-Westfalen: „Bis jetzt stehen Kommunen hier vor schwer lösbaren Problemen, wenn sie Angebote für über 18-jährige junge Menschen machen wollen, die ihre Bildungslaufbahn unterbrechen mussten und oft noch keinen in Deutschland verwertbaren Schulabschluss haben. Das Land müsste auch hier die Pflicht und das Recht zum Schulbesuch ausweiten und nicht zuletzt die notwendigen Ressourcen an den Berufskollegs bereit stellen.” Dies sei ein wichtiger Schritt, mit dem das Land die Integrationsarbeit vor Ort unterstützen könnte.
Weitere Informationen:
InZentIM-Kongress 2017: „Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Integration von Geflüchteten und Migranten auf kommunaler Ebene – eine interdisziplinäre Perspektive” http://www.inzentim.de/inzentim-kongress-2017/