IAQ Pressemitteilung
Kooperation in der lokalen Bildungslandschaft
Jugendliche, die nach Deutschland geflüchtet sind, müssen sich im fremden Land zurechtfinden und die Sprache erlernen, und gleichzeitig ist der künftige Berufsweg zu planen. Die lokale Bildungslandschaft ist von entscheidender Bedeutung für die Zukunftschancen der Jugendlichen: Welche Angebote gibt es, und wie gut arbeiten die beteiligten Institutionen zusammen, um bei der Berufsorientierung Lösungen zu finden, die den individuellen Potenzialen der Geflüchteten und ihren persönlichen Zielen entsprechen? Diese Fragen sind Thema einer Fachtagung des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) am 7. März an der Universität Duisburg-Essen (UDE). Diskutiert werden Praxisbeispiele sowie erste Ergebnisse aus dem IAQ-Projekt „Kooperation von Akteuren vorbeugender Sozialpolitik: Eine Analyse am Beispiel der Berufsorientierung jugendlicher Flüchtlinge”, das vom Forschungsinstitut für gesellschaftliche Weiterentwicklung (FGW, Düsseldorf) gefördert wird. Das Interesse ist groß: Mit knapp 200 Anmeldungen ist die Veranstaltung ausgebucht, und es gibt eine Warteliste.
Eine wichtige Rolle für die Gestaltung der lokalen Bildungslandschaft spielen die Vernetzungsinstitutionen, die - gefördert durch NRW-Landesprogramme - inzwischen in fast allen Städten und Kreisen arbeiten: die Regionalen Bildungsbüros, die für Berufs- und Studienorientierung zuständigen Kommunalen Koordinierungsstellen und die Kommunale Integrationszentren. Wenn diese Institutionen die Zukunftschancen für jugendliche Geflüchtete gemeinsam zum Thema machen, ist dies eine gute Voraussetzung für die Entwicklung lokaler Konzepte und die Stärkung der Zusammenarbeit vor Ort.
Bei der Integration von jungen Geflüchteten werden die Probleme, aber auch die Potenziale von Kooperation bei der Berufsorientierung besonders deutlich: Die rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit zwischen Arbeitsverwaltung und Jugendhilfe und die Verknüpfung von Sozialpolitik und Bildungspolitik gestalten sich nicht immer einfach. „Manchmal sind die Zuständigkeiten nicht ganz klar!”, so die Akteure, es fehlt Wissen über die jeweils „anderen” Systeme. Dennoch zeigen die Ergebnisse des IAQ-Projektes, dass viele Beteiligte ihre Zusammenarbeit deutlich intensiviert haben, um die Jugendlichen zu unterstützen: „Wenn es schwierig wird, greife ich zum Telefon!” Jetzt komme es darauf an, aus der Kooperation „auf Zuruf” systematische Verfahren zu machen, fasst Dr. Karola Köhling vom IAQ zusammen.
Berufskollegs nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein, sie sind der zentrale Ort, an dem geflüchtete Jugendliche ankommen, eine Erstförderung in Internationalen Förderklassen erhalten und in das Regelsystem der allgemeinen und beruflichen Bildung übergehen. „Kommunen mit einer gut ausgebauten Berufskolleg-Landschaft sind hier klar im Vorteil”, so Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey, und fordert eine strategische Schulentwicklungsplanung für Berufskollegs, die bislang mancherorts vernachlässigt werde. Darüber hinaus zeigen Praxisbeispiele, wie Kooperation funktionieren kann: In einigen Kommunen führen Berufskollegs, Jugendhilfe und Arbeitsverwaltung gemeinsame Übergangskonferenzen durch, um den Übergang von Jugendlichen in den weiteren Bildungs- und Berufsweg zu fördern und zu begleiten.