IAQ Pressemitteilung

Pressemitteilung vom 29.04.2022 Dramatischer Fachkräftemangel im Baugewerbe gefährdet die Transformation

Probleme am Bau

Die Bauwirtschaft boomt. Trotz glänzender Zukunftsaussichten der Branche können aber Lehrstellen nicht besetzt werden. Es wird zu wenig ausgebildet, denn die Bauarbeit ist wenig attraktiv. Einen Grund sehen Forscher des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) in der Entlohnung. Selbst Facharbeit wird zum Teil schlecht bezahlt. Ähnlich wie in der Pflege sollte deshalb ein höherer Mindestlohn für Fachkräfte die Arbeit am Bau aufwerten. „Sonst verliert die Branche den Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt und der ökologische Umbau wird durch Fachkräftemangel gefährdet“ warnen Prof. Dr. Gerhard Bosch und Frederic Hüttenhoff vom IAQ.

Mit über 900 000 Beschäftigten und 11,6 Prozent Anteil der Bauinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt ist die Bauwirtschaft eine zentrale Branche in Deutschland, zeigt die IAQ-Studie. Fast jeder 9. Euro wird fürs Bauen ausgegeben. Alle Zukunftsprojekte erfordern eine leistungsfähige Bauwirtschaft: 400 000 neue Wohnungen sollen jährlich gebaut werden und die die ökologische Transformation gelingt nicht ohne einen Umbau der Infrastruktur und der Industrie. Die dazu nötigen Fachkräfte fehlen überall. Im Moment reicht die Ausbildungsquote in der Bauwirtschaft noch nicht einmal aus, die aus Altersgründen ausscheidenden Fachkräfte zu ersetzen. Weitere wandern trotz des Baubooms in andere Branchen ab wegen schlechter Bezahlung und weil sie fürchten, die schwere Arbeit nicht bis zur Rente zu schaffen. 

Nur auf die Zuwanderung von Arbeitskräften aus dem Ausland zu hoffen, ist keine Lösung, meinen die IAQ-Forscher. Wenn durch unterbezahlte Werkvertragsnehmer aus dem Ausland das Lohngefüge in der Bauwirtschaft weiter erodiert, wird Bauarbeit immer unattraktiver.  Es ist nicht nachzuvollziehen, dass die Mindestlöhne im Bauhauptgewerbe von der Arbeitgeberseite gekippt wurden. „Das wird die Löhne weiter nach unten ziehen und den Fachkräftemangel verschärfen. Eine bedingungslose Öffnung der Zuwanderung wäre hier das falsche politische Signal,“ warnen Bosch und Hüttenhoff.

Weitere Informationen:

Bosch, Gerhard und Frederic Hüttenhoff. 2022. Der Bauarbeitsmarkt. Soziologie und Ökonomie einer Branche. 2., aktualisierte und erweiterte Aufl.. Frankfurt: Campus | Info | Lesen.

Redaktion:

Claudia Braczko

Für weitere Fragen stehen Ihnen zur Verfügung:

Prof. Dr. Gerhard Bosch
Frederic Hüttenhoff