IAQ Pressemitteilung

Pressemitteilung vom 07.09.2022 Integrierte Programme für Grundschulen statt Projektförderung

Familienzentren machen Schule

Familienzentren haben sich in nordrhein-westfälischen Kindertageseinrichtungen seit 15 Jahren bewährt: Sie sind nicht nur Bildungsort für Kinder, sondern öffnen sich für die Familien und stellen vielfältige Unterstützungsangebote im Sozialraum bereit. Als erste Kommune hat die Stadt Gelsenkirchen ab 2015 dieses Erfolgsmodell mit Förderung der Wübben Stiftung auf Grundschulen übertragen. Inzwischen werden in einer wachsenden Zahl an Grundschulen Familienzentren aufgebaut, zum Teil mit Förderung des Landes, zum Teil aber auch aus kommunalen Mitteln. Nun sollen Familienzentren landesweit Schule machen: Laut Koalitionsvertrag will das Land das Konzept flächendeckend ausrollen. Das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) hat das Pilotprojekt in Gelsenkirchen wissenschaftlich begleitet und untersucht nun die Umsetzung in weiteren Schulen.

Zwischenergebnisse dazu stellen Philipp Hackstein, Dr. Brigitte Micheel und Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey in einem aktuellen IAQ-Report vor. Sinnvoll sind Familiengrundschulzentren nach Auffassung des IAQ-Teams vor allem in benachteiligten Sozialräumen: „Familienorientierung in Grundschulen ist ein zentraler Faktor, um herkunftsbedingte Bildungsbenachteiligung abzubauen.“ Mit dem Aufbau von Familiengrundschulzentren kann die Familienorientierung durch inner- und außerschulische Kooperationen – insbesondere mit der Jugendhilfe – und einen gezielten Sozialraumbezug weiterentwickelt werden. Dabei dürfen Familienzentren nicht als zusätzliche Säule oder irgendein weiteres Projekt betrachtet werden, betont Stöbe-Blossey: „Unterricht, Ganztagsangebot, Schulsozialarbeit und Familienzentrum müssen als Teile eines von allen gemeinsam getragenen Gesamtkonzepts betrachtet werden.“

Die Zusammenarbeit aller Beteiligten muss dafür gestärkt und weiterentwickelt werden, was in den Schulen den Zwischenergebnissen zufolge bislang unterschiedlich gut und am besten mit einer koordinierten kommunalen Unterstützung gelingt. Auch in diesem Sinne sollen Familienzentren Schule machen – nämlich Schule verändern von einem „Nebeneinander“ hin zu einem „Miteinander“. Für diesen schwierigen Weg enthält der IAQ-Report Tipps von einer ersten Bestandsaufnahme über die Partnersuche bis zur Integration in die kommunale Bildungslandschaft.

Eine künftige Landesförderung, so das Fazit des IAQ-Teams, sollte auf einem landesweiten Qualitätsrahmen basieren, der den Kommunen und den einzelnen Schulen Spielraum für die Ausgestaltung lässt und die Anpassung an die Herausforderungen vor Ort, die Nutzung sozialräumlicher Ressourcen und die Integration in vorhandene Strukturen ermöglicht. Vor allem sollte die Förderung mit der Umsetzung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder und mit anderen Förderrichtlinien verknüpft werden, so dass perspektivisch ein Gesamtprogramm für Grundschulen entsteht, das die Förderung von Ganztagsangebot, Schulsozialarbeit und Familienzentrum integriert.

Weitere Informationen:

Hackstein, Philipp / Micheel, Brigitte / Stöbe-Blossey, Sybille, 2022: Familienorientierung von Bildungsinstitutionen: Potenziale von Familienzentren im Primarbereich. Duisburg: Inst. Arbeit und Qualifikation. IAQ-Report 2022-09

Redaktion:

Claudia Braczko

Für weitere Fragen stehen Ihnen zur Verfügung:

Philipp Hackstein
Dr. Brigitte Micheel
Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey