Informationen zum Forschungsprojekt

Der aktivierende Staat - Politikfeldbezogene Beispiele



Der Begriff des "aktivierenden Staates" wurde Mitte der neunzigerJahre in der Abteilung Dienstleistungssysteme geprägt und in seinen Grundkonturenkonzeptualisiert, um ein Leitbild bereitzustellen für die Entwicklung desmodernen Staates und die Ausgestaltung der Beziehungen zwischen Staat und Gesellschaft.Politisch gewollte Leistungen müssen diesem Leitbild zufolge nicht unbedingtdurch den Staat, sondern sollen vor allem aus der Gesellschaft heraus erbrachtwerden. Daher zielt der aktivierende Staat darauf ab, individuelles Engagementsowohl zu fördern als auch zu fordern. Im Vergleich zum Leitbild des "schlankenStaates", aber auch zu Konzepten der Bürger- oder Zivilgesellschaftimpliziert die Verknüpfung von Fördern und Fordern eine deutlich aktivereRolle des Staates, der die geeigneten Rahmenbedingungen für das Engagementzu setzen hat. Zu den wichtigsten Instrumenten des aktivierenden Staates gehörenbeispielsweise die Organisation von Dialog und Partizipation, die Schaffungeffizienter Verwaltungsstrukturen, die Förderung von individuellen Wahlmöglichkeitenund Wettbewerb und die Unterstützung der Selbststeuerungsfähigkeitvon Institutionen.

Das vorliegende Projekt befasste sich mit der Frage nach der Konkretisierungund Umsetzung des Leitbildes in unterschiedlichen Politikfeldern. Zwar ist dasProjekt inzwischen abgeschlossen, jedoch stellt der Begriff des "aktivierendenStaates" im Rahmen der Arbeiten des Forschungsschwerpunktes "Bildungund Erziehung im Strukturwandel" weiterhin ein Leitbild dar, dessen Konkretisierungverfolgt und dessen Umsetzung unterstützt wird.

Vorgehen

Der Schwerpunkt der Arbeiten in diesem Projekt lag auf der Frage nach den Potenzialenfür die Umsetzung dieses Leitbildes in unterschiedlichen Politikfeldern.Als Basis wurde ein theoretischer Rahmen erarbeitet, dessen Konkretisierunganhand des Politikfeldes "Jugendhilfe" exemplarisch dargestellt wurde.Darüber hinaus wurden Erfahrungen aus der Selbsthilfeförderung imHinblick auf ihre Nutzbarkeit für die Entwicklung von Instrumenten fürdie Förderung von bürgerschaftlichem Engagement im aktivierenden Staatausgewertet.

Für das Jahr 2004 ist die Veröffentlichung eines Sammelbandes geplant,der sich aus unterschiedlichen Perspektiven heraus mit der Präzisierungund der "Karriere" des Konzepts befassen und kritische Aspekte zurUmsetzung in den Mittelpunkt stellen soll. Zum anderen soll anhand von Beispielendiskutiert werden, welche Ansätze es für die Umsetzung des Konzeptsin verschiedenen Politikfeldern gibt. Aus der Sicht des Schwerpunktes "Bildungund Erziehung im Strukturwandel" wird darin auch ein Beitrag enthaltensein, der sich speziell mit den Implikationen des Leitbildes mit Bildung undErziehung befasst. Der Band ist konzipiert als Nachfolgeband des 1995 erschienenenBandes "Den Staat neu denken" (Hrsg. Fritz Behrens/Rolf G. Heinze/JosefHilbert/Sybille Stöbe-Blossey/Ernst Martin Walsken). Er wird vom selbenHerausgeberkreis konzipiert und soll ebenfalls Beiträge aus Politik undWissenschaft enthalten.


Publikationen zum Projekt

Esch, Karin / Hilbert, Josef / Stöbe-Blossey, Sybille, 2002: Der aktivierende Staat: Bausteine für ein neues Staatsverständnis. In: Wechselwirkung & Zukünfte 24 (115), S. 67-70

Esch, Karin / Hilbert, Josef / Stöbe-Blossey, Sybille, 2001: Der aktivierende Staat: Konzept, Potentiale und Entwicklungstrends am Beispiel der Jugendhilfe. In: Rolf G. Heinze und Thomas Olk: Bürgerengagement in Deutschland: Bestandsaufnahme und Perspektiven, S. 519–547

Esch, Karin / Hilbert, Josef / Stöbe-Blossey, Sybille, 2001: Der aktivierende Staat: Konzept und Profil eines Leitbilds. In: Maecenata aktuell: das Informationsmedium des Maecenata-Instituts für Dritter-Sektor-Forschung H. 26, S. 19-26

Brandel, Rolf / Stöbe, Sybille / Wohlfahrt, Norbert (Hrsg.), 1998: Modernisierung der Jugendhilfe - welche Rolle spielt die Politik? Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Technik. Projektbericht des Instituts Arbeit und Technik Nr. 1998-08

Stöbe, Sybille, 1998: Verwaltungsmodernisierung im Jugendamt: die aktuelle Diskussion im Überblick. In: Rolf Brandel, Sybille Stöbe-Blossey und Norbert Wohlfahrt: Modernisierung der Jugendhilfe – welche Rolle spielt die Politik?, S. 11–29

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.01.2000 - 31.12.2003

Forschungsabteilung

Bearbeitung:
Ulrike Bußmann, Karin Esch,Prof. Dr. Sybille Stöbe-Blossey