Informationen zum Forschungsprojekt

Evaluierung des arbeitsmarktpolitischen Sonderprogramms CAST



Ziel und Aufgabenstellung

Im Mittelpunkt des Projektes stand die Evaluierung des arbeitsmarktpolitischen Sonderprogramms "Mainzer Modell" (vormals CAST - Chancen und Anreize zur Aufnahme sozialversicherungspflichtiger Tätigkeiten) der Bundesregierung im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit. Im Rahmen des Mainzer Modells konnten Beschäftigte einen Zuschuss zu den Sozialversicherungsbeiträgen und/oder einen Kindergeldzuschlag für maximal 36 Monate erhalten, wodurch ein zusätzlicher finanzieller Anreiz zur Arbeitsaufnahme geschaffen werden sollte. Die Evaluierung wurde vom Institut Arbeit und Technik im Rahmen eines Forschungsverbundes in Kooperation mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg und dem Wirtschaftsforscher und Politikberater Dr. Bruno Kaltenborn, der auch Koordinator des Forschungsverbundes war, durchgeführt.

Das Sonderprogramm CAST wurde seit dem Beginn am 1. Juli 2000 mehrfach modifiziert, u.a. wurde am 1. März 2002 das zuvor regional begrenzte Mainzer Modell im ganzen Bundesgebiet eingeführt und das ebenfalls bis dahin erprobte Modell der Saar-Gemeinschaftsinitiative (SGI) eingestellt. Im Zuge der Einführung der so genannten "Minijobs" und einer Gleitzone, d. h. der Staffelung der Sozialversicherungsbeiträge bei Monatseinkommen zwischen 400,01 und 800 Euro im Monat, im Rahmen des "Zweiten Gesetzes für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt" wurde das Mainzer Modell zum 31. März 2003 beendet. Bestehende Beschäftigungsverhältnisse wurden aber weiter gefördert.

Die Evaluierung sollte der zentralen Frage nachgehen, ob und inwieweit die Förderung zu zusätzlicher Beschäftigung führte. Dabei konnte zusätzliche Beschäftigung sowohl durch eine verbesserte Motivation der Zielgruppen als auch - insbesondere beim SGI-Modell - durch vermehrte Einstellungen aufgrund reduzierter Arbeitskosten entstehen. Von besonderem Interesse war, in welchen Beschäftigungsfeldern dies gelang, welche Personengruppen hiervon profitierten und ob die neu geschaffenen Beschäftigungsverhältnisse über das Förderungsende hinaus Bestand hatten.

Vorgehen

Die Komplexität der Fragestellung erforderte einen Methodenmix und unterschiedliche, aufeinander bezogene Untersuchungsteile (wobei die vergleichsweise geringe Inanspruchnahme der Förderung und die Modifizierungen des Sonderprogramms mehrfach Anpassungen der Evaluierung erforderlich machten):

  • Implementationsforschung,
  • Monitoring und deskriptive Analysen,
  • Betriebsbefragungen,
  • Individualbefragungen geförderter Arbeitskräfte,
  • Regionsmonitoring.

Im Rahmen des Monitoring und deskriptiver Analysen wurden Informationen z. B. über Umfang und Struktur der geförderten Beschäftigten und Betriebe erhoben und ausgewertet. Informationen über tiefergehende Strukturen und Einschätzungen wurden im Rahmen von Betriebs- und Individualbefragungen gewonnen. Im Anschluss an die Förderung sollte der Verbleib der vormals geförderten Beschäftigten differenziert nach relevanten Merkmalen (z. B. Zielgruppen, Alter, Geschlecht) analysiert werden. Weiterhin wurde der Verbleib der Beschäftigten nach Auslaufen der Förderung untersucht.

Das IAT war im Forschungsverbund vorrangig für die Implementationsforschung zuständig. Die Dokumentation und Analyse der Implementation stützte sich vor allem auf qualitative Erhebungsinstrumente. Es wurden Experteninterviews und Gespräche mit Arbeitsvermittler/innen und anderen an der Umsetzung unmittelbar beteiligten Akteuren, insbesondere Arbeitgebern, geführt.

Nachdem das Mainzer Modell Ende März 2003 eingestellt worden war, wurde mit dem Auftraggeber vereinbart, die Fragestellungen der qualitativen Untersuchungsteile zu modifizieren. Im Mittelpunkt steht nunmehr die breitere Fragestellung nach Stellenbesetzungsprozessen und -problemen im Bereich von Einfacharbeitsplätzen (vgl. Projektinfo STEP)

Die Evaluierung von CAST wurde mit der Erstellung eines Abschlussberichtes Mitte 2004 abgeschlossen, der voraussichtlich Ende 2004 vom BMWA veröffentlicht wird.

Ausgewählte Ergebnisse

  • Bei beiden Förderkonzepten blieb die Inanspruchnahme deutlich hinter den Erwartungen zurück. Das SGI-Modell wurde im Saarland und in Sachsen zwischen Sommer 2000 und Februar 2002 insgesamt nur in 386 Fällen genutzt. Die Inanspruchnahme des Mainzer Modells lag während der regionalen Erprobung in Rheinland-Pfalz und Brandenburg bei 1.210 Fällen. Nach der Ausweitung der Förderung auf das gesamte Bundesgebiet wurden 15.021 Förderungen bewilligt.
  • Beim Mainzer Modell stammten nur 52 % der Geförderten aus den besonderen Zielgruppen Langzeitarbeitslose und formal gering Qualifizierte (57 % in West- und 43 % in Ostdeutschland); beim SGI-Modell, das zunächst auf diese Zielgruppen beschränkt war, bei immerhin 79 %.
  • Mit dem Mainzer Modell wurden weit überwiegend (zu 72 %) Teilzeitarbeitsverhältnisse gefördert. 70 % der Geförderten waren Frauen (darunter vor allem in Westdeutschland zahlreiche allein Erziehende mit Kind/ern). Beim SGI-Modell, das keine Bevorzugung von Teilzeitarbeit beinhaltete, lag der Anteil von Teilzeitarbeit mit 53 % deutlich niedriger. Der Frauenanteil unter den Geförderten betrug hier 60 %.
  • Die insgesamt eher geringe Inanspruchnahme der Förderinstrumente ist vor allem darauf zurück zu führen, dass Unternehmen den Arbeitsämtern nur wenige förderfähige Arbeitsplätze im Niedriglohnbereich gemeldet haben. Daneben ist auch die Umsetzung aus verschiedenen Gründen nicht optimal verlaufen. So blieb etwa die Unterstützung von Verbänden bei der Öffentlichkeitsarbeit weit hinter den Erwartungen zurück.
  • Auch Evaluationen anderer vergleichbarer Förderkonzepte (z.B. das Einstiegsgeld in Baden-Württemberg) kommen zu ähnlichen Ergebnissen: Im Einzelfall können Kombilöhne zu einer Verbesserung des Einkommens führen und die Arbeitsaufnahme unterstützen - die erhofften breiteren Wirkungen blieben jedoch aus. Weiterhin ist offen, inwieweit es sich um zusätzliche Arbeitsplätze bzw. zumindest zusätzliche Arbeitsaufnahmen handelt.

Publikationen zum Projekt

Kaltenborn, Bruno / Krug, Gerhard / Rudolph, Helmut / Weinkopf, Claudia / Wiedemann, Eberhard, 2005: Evaluierung der arbeitsmarktpolitischen Sonderprogramme CAST und Mainzer Modell. Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit. BMWA-Forschungsbericht

Weinkopf, Claudia / Jaehrling, Karen, 2005: Stellenbesetzungsprobleme bei "Einfacharbeitsplätzen bzw. Niedriglohnjobs". In: Thomas Hoffmann: Einfache Arbeit für gering Qualifizierte: Material und Handlungshilfen. Fachinformation Bd. 2, S. 20–21

Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, 2004: Drei Jahre Mainzer Modell: eine Zwischenbilanz. Dritter Zwischenbericht. Stand: Januar 2004. Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit. BMWA-Dokumentation 528 | Lesen

Kalina, Thorsten / Vanselow, Achim / Weinkopf, Claudia, 2004: Umsetzung. In: Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit: Drei Jahre Mainzer Modell: eine Zwischenbilanz, S. 3. Zwischenberi | Lesen

Kaltenborn, Bruno / Weinkopf, Claudia / Wiedemann, Eberhard, 2004: Zusammenfassender Bericht. In: Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit: Drei Jahre Mainzer Modell: eine Zwischenbilanz, S. 3. Zwischenberi | Lesen

Czommer, Lars / Kalina, Thorsten / Vanselow, Achim, 2003: Beschäftigungsförderung im Niedriglohnbereich: keine Massenwirkung, aber eine individuelle Hilfe zu neuer Beschäftigung. In: Institut Arbeit und Technik: Jahrbuch 2002/2003, S. 37–46

Weinkopf, Claudia, 2003: Social protection and activation for the unemployed. In: Peter Krause, Gerhard Bäcker und Walter Hanesch: Combating poverty in Europe the German welfare regime in practice, pp. 247–265

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Kaltenborn, Bruno / Brinkmann, Christian / Hollederer, Alfons / Rudolph, Helmut / Wiedemann, Eberhard / Weinkopf, Claudia / Vanselow, Achim / Hartmann, Josef, 2002: Vom arbeitsmarktpolitischen Sonderprogramm CAST zur bundesweiten Erprobung des Mainzer Modells: 2. Zwischenbericht. Stand: Dezember 2002. Berlin: Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit. BMWA-Dokumentation | Lesen

Vanselow, Achim / Kaltenborn, Bruno, 2002: Der Beitrag von Sozialämtern zur Umsetzung des Mainzer Modells. Bonn: Projektkoordination Evaluierung CAST. Projektbrief Nr. 5

Bittner, Susanne / Hollederer, Alfons / Kaltenborn, Bruno / Rudolph, Helmut / Vanselow, Achim / Weinkopf, Claudia, 2001: Ein Jahr Erfahrungen mit dem arbeitsmarktpolitischen Sonderprogramm CAST: 1. Zwischenbericht. Bonn: Projektkoordination Evaluierung CAST

Bittner, Susanne / Vanselow, Achim / Weinkopf, Claudia, 2001: Das arbeitsmarktpolitische Sonderprogramm CAST: erste Umsetzungserfahrungen. Bonn: Projektkoordination Evaluierung CAST. Projektbrief Nr. 2

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Vanselow, Achim, 2001: Kein Interesse an CAST? Das Sonderprogramm 'Chancen sozialversicherungspflichtiger Tätigkeiten' ist sicher kein Massenprogramm; Interview. . In: brandaktuell, H. 11, S. 10

Kaltenborn, Bruno / Brinkmann, Christian / Weinkopf, Claudia, 2000: Evaluierung des arbeitsmarktpolitischen Sonderprogramms CAST. Bonn: Projektkoordination Evaluierung CAST. Projektbrief, Nr. 1. Projektbrief Nr. 1

Vorträge zum Projekt

Dr. Michael Böckler, Dr. Ulrich Mill, Dirk Langer, Sascha Wojtkowski: Projekt "Forecast Gelsenkirchen" im Auftrag des Integrationscenter für Arbeit. Arbeitsmarktmonitoring Gelsenkirchen.. In Kooperation mit: Integrationscenter für Arbeit Gelsenkirchen, GIB , Gelsenkirchen, Wissenschaftspark, 29.10.2007  Vortragsfolien

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.01.2001 - 30.06.2004

Forschungsabteilung

Leitung:
Dr. Claudia Weinkopf

Bearbeitung:
Dr. Thorsten Kalina, Achim Vanselow

Finanzierung:
Land NRW/EU