Informationen zum Forschungsprojekt

Wissenschaftliche Begleitung der Modellprojekte zur Förderung der Beschäftigung von Geringqualifizierten im Rahmen des 'Bündnis für Arbeit NRW'



Ziel und Aufgabenstellung

Im Rahmen des Bündnis für Arbeit NRW waren von der Arbeitsgruppe "Besondere Personengruppen", die vom Arbeitsministerium NRW koordiniert wurde, Kriterien für Modellprojekte zur Förderung der Beschäftigung von gering Qualifizierten entwickelt worden. Aus den vorliegenden Vorschlägen für regionale Modellprojekte wurden Ende 1999 insgesamt 12 Modellprojekte zur Umsetzung ausgewählt, in deren Rahmen unterschiedliche Ansätze und Instrumente zeitlich befristet erprobt werden sollten.

Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung, die vom Arbeitsministerium NRW in der Zeit von Januar 2000 bis April 2004 finanziert wurde, sollten die gewonnenen Ergebnisse und Erfahrungen der Modellprojekte dokumentiert werden. Durch die Erprobung verschiedener Träger, Organisationsformen, Tätigkeitsbereiche und Förderinstrumente bestand die Möglichkeit, die Erfahrungen und Ergebnisse im Vergleich zu analysieren - z. B. hinsichtlich der Struktur der Beschäftigten, des Grades der Einmündung und des Verbleibs von Zielgruppenangehörigen im Beschäftigungssystem etc.

Zentrale Fragestellung der wissenschaftlichen Begleitung war, mittels welcher Instrumente und in welchen Bereichen zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten für gering Qualifizierte erschlossen werden können. Darüber hinaus ging es insbesondere darum, folgende übergreifende Aspekte zu untersuchen:

  • die Erfahrungen der Projekte bei der Rekrutierung von Teilnehmer/innen bzw. Beschäftigten und Ansätze bzw. Maßnahmen zur Verringerung von evtl. auftretenden Problemen bei der Rekrutierung;
  • strukturelle Merkmale der Beschäftigten bzw. Teilnehmer/innen nach Alter, Geschlecht, Qualifikation, Dauer der Arbeitslosigkeit etc. sowie darüber hinaus auch strukturelle Merkmale derjenigen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht einbezogen wurden bzw. selbst kein Interesse zeigten;
  • die Wirksamkeit flankierender Maßnahmen und Angebote zur Gewinnung und zur Stabilisierung von Beschäftigten bzw. Teilnehmenden;
  • die Qualität der Arbeitsplätze, ihre Eignung für die anvisierte Zielgruppe sowie die weiteren Beschäftigungsperspektiven der Betroffenen;
  • der finanzielle Aufwand pro Arbeitsplatz und die Entwicklung der Kostendeckungsgrade im Zeitablauf sowie die Stabilität der Arbeitsplätze über die öffentliche Förderung hinaus.

Vorgehen

Als wesentliche Grundlage der wissenschaftlichen Begleitung wurde ein weitgehend standardisiertes Berichts- und Controlling-Instrumentarium entwickelt, in dessen Rahmen alle Modellprojekte in regelmäßigen Abständen relevante Daten insbesondere über die Struktur und Merkmale der Teilnehmenden bzw. Beschäftigten lieferten. Darüber hinaus wurden zahlreiche persönliche Gespräche mit den jeweiligen Verantwortlichen und mit Expertinnen und Experten aus dem Umfeld der Modellprojekte geführt.

Das Projekt wurde in enger Kooperation mit dem Eigenprojekt "Niedriglöhne" (NIL) sowie der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit finanzierten Evaluierung des Sonderprogramms CAST durchgeführt.

Ergebnisse

  • Den NRW-Modellprojekten ist es gelungen, die anvisierte Anzahl von 376 bis 442 Eintritten in Beschäftigung zu realisieren. Während der drei- bis vierjährigen Projektlaufzeiten konnten insgesamt 710 Personen eingestellt bzw. in ein Beschäftigungsverhältnis vermittelt werden.
  • Die Zielgruppe der gering Qualifizierten wurde im Vergleich zu anderen "Kombilohn"-Projekten (Einstiegsgeld, Mainzer Modell etc.) besser erreicht. Fast 74% der Geförderten verfügten nicht über einen in Deutschland anerkannten Berufsabschluss. Weiterhin waren rund 70% zuvor länger als ein Jahr arbeitslos gewesen.
  • Der "Preis" für die hohen Anteile benachteiligter Arbeitsloser in den NRW-Modellprojekten war allerdings eine im Durchschnitt vergleichsweise hohe Förderung pro Arbeitsplatz (u.a. für Anleitungspersonal und flankierende Maßnahmen).
  • Die Zielsetzung einiger Projekte, neu gegründete Geschäftsbereiche oder Gesellschaften nach einer Phase der öffentlichen Förderung soweit am Markt zu etablieren, dass sie anschließend kostendeckend arbeiten können, ging nur bedingt auf. Es hat sich gezeigt, dass ohne öffentliche Förderung eine Fortführung von Wirtschaftsbetrieben mit Personen, die dauerhaft weniger leistungsfähig sind, kaum möglich ist.
  • Das Modellprojekt der Stadt Köln hat gezeigt, dass Einkommensbeihilfen nicht nur zur Erhöhung der "Arbeitsanreize" von Sozialhilfebeziehenden eingesetzt werden können, sondern auch gezielt nutzbar sind, um individuelle Probleme zu lösen, die zuvor eine Vermittlung in Beschäftigung verhindert haben (Überschuldung, fehlende Kinderbetreuung etc.).

Publikationen zum Projekt

Czommer, Lars / Weinkopf, Claudia, 2005: Beschäftigungsförderung für gering Qualifizierte: Erfahrungen und Ergebnisse der Modellprojekte im Rahmen des "Bündnisses für Arbeit NRW"; Abschlussbericht der wissenschaftlichen Begleitung. Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Technik. Graue Reihe des Instituts Arbeit und Technik Nr. 02/2005 | Lesen

Czommer, Lars / Kalina, Thorsten / Vanselow, Achim, 2003: Beschäftigungsförderung im Niedriglohnbereich: keine Massenwirkung, aber eine individuelle Hilfe zu neuer Beschäftigung. In: Institut Arbeit und Technik: Jahrbuch 2002/2003, S. 37–46

Weinkopf, Claudia, 2003: Social protection and activation for the unemployed. In: Peter Krause, Gerhard Bäcker und Walter Hanesch: Combating poverty in Europe the German welfare regime in practice, pp. 247–265

Czommer, Lars / Weinkopf, Claudia, 2002: Modellprojekte zur Erprobung des § 18 Absatz 5 BSHG in Nordrhein-Westfalen. In: Sabine Dann, Andrea Kirchmann, Alexander Spermann und Jürgen Volkert: Kombi-Einkommen – ein Weg aus der Sozialhilfe?, S. 87–105

Weinkopf, Claudia, 2002: Subventionierte Niedriglohnjobs: kein Königsweg zu mehr Beschäftigung. In: Gerhard Bosch, Peter Hennicke, Josef Hilbert, Kora Kristof und Gerhard Scherhorn: Die Zukunft von Dienstleistungen: ihre Auswirkung auf Arbeit, Umwelt und Lebensqualität, S. 305–327

Weinkopf, Claudia, 2000: Von der Dienstleistungslücke zu neuen intelligenten Angebotsformen? Strategien zur Ausweitung der Dienstleistungsbeschäftigung. In: Claus Schäfer: Geringere Löhne - mehr Beschäftigung? Niedriglohn-Politik, S. 267–292

Weinkopf, Claudia, 1999: Niedriglöhne – ein erfolgversprechender Ansatz zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit? In: Arbeitsgemeinschaft für wissenschaftliche Wirtschaftspolitik: Europäische Beschäftigungspolitik in der Arbeitswelt: zeitgemäße wirtschaftspolitische Maßnahmen zur wirkungsvollen Bekämpfung von Arbeitslosigkeit, S. 121–143

Weinkopf, Claudia, 1999: Schaffung von zusätzlichen Arbeitsplätzen für Geringqualifizierte: überarbeitete und aktualisierte Fassung eines Gutachtens. Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Technik. Graue Reihe des Instituts Arbeit und Technik Nr. 06/1999 | Lesen

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.01.2000 - 31.03.2004

Forschungsabteilung

Leitung:
Dr. Claudia Weinkopf

Bearbeitung:
Lars Czommer

Finanzierung:
Versorgungsamt Köln (MASQT NRW), MASQT NRW