Informationen zum Forschungsprojekt

Wissenschaftliche Begleitung des Förderprogramms der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftung 'Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit'



Ziel und Aufgabenstellung

Die jugendspezifische Arbeitslosenquote ist im früheren Bundesgebiet in den neunziger Jahrentrotz negativer Entwicklung der Beschäftigung stets leicht unter der allgemeinenArbeitslosenquote geblieben. Unabhängig von ihren quantitativen Dimensionen istJugendarbeitslosigkeit jedoch immer ein gravierendes gesellschaftliches Problem. Da die Nachfragenach geringqualifizierten Arbeitskräften in Folge des Strukturwandels der Beschäftigungstetig abnimmt, stehen die Chancen für junge Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildungdenkbar ungünstig. Noch schwieriger wird der Einstieg in das Erwerbsleben ohne Schulabschluss.Ein missglückter Berufseinstieg führt nicht selten zu einer lebenslangen Benachteiligungam Arbeitsmarkt mit dem Risiko späterer Langzeitarbeitslosigkeit. Versäumnisse imJugendalter sind später nur sehr schwer auszugleichen.

Deshalb ist eine präventiv einsetzende Politik gefordert. Es geht hier nicht nur umArbeitsmarktpolitik, denn die Ursachen für misslingende Bildungs- und Qualifizierungsprozesseliegen häufig in gesellschaftlichen Zusammenhängen begründet, für die anderePolitikfelder zuständig sind. Traditionelle Formen der Arbeitsförderung fürJugendliche, die erst bei erfolgloser Lehrstellensuche oder längerer Arbeitslosigkeit ansetzen,erweisen sich gegenüber diesem Problem als relativ hilflos. Eine wirkungsvollere Vorgehensweisemuss zwangsläufig den Aktionsbereich der Arbeitsförderung und damit denZuständigkeitsbereich der Arbeitsressorts überschreiten. Staatliche Institutionen undOrganisationen sind jedoch nur unzureichend in der Lage, die damit verbundenen Probleme derKoordinierung und Klärung von Zuständigkeiten zu lösen.

Insofern versteht die Krupp-Stiftung ihr 1998 aufgelegtes Förderprogramm zur Bekämpfung derJugendarbeitslosigkeit als eine Ergänzung zu staatlichen Maßnahmen, mit dem gezielt neueKonzepte angeregt werden sollen. Bewusst wurde der Schwerpunkt des Programms in den schulischenBereich vorverlagert, eine beschäftigungsrelevante Lebenspassage von Jugendlichen, die bisher inder Arbeitsmarktpolitik weitgehend ausgespart war.

Die Aufgabe der von der Krupp-Stiftung in Auftrag gegebenen wissenschaftlichen Begleitforschung wares, die geförderten Projekte im Hinblick auf ihre Wirksamkeit und Übertragbarkeit hin zuuntersuchen. Das Programm "Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit" hat den Charakter einerModellwerkstatt. Dies impliziert eine breite Palette unterschiedlicher Zielgruppen mitunterschiedlichen Problemen bzw. in verschiedenen Phasen ihres Bildungs-, Ausbildungs- undErwerbsverlaufs, die mit diesem Programm erreicht werden sollen. Angesichts dieser Vielfalt wurdekeine klassische Evaluierung im Sinne eines methodisch strengen Effektivitäts- undEffizienzvergleichs der Projekte angestrebt. Statt dessen handelt es sich um eine qualitativorientierte Evaluierung unter der Leitfragestellung, welche Schlussfolgerungen aus den bisherigenProjekten und aus der Erfahrung ihrer hauptsächlichen Akteure für eine möglichstpräventive Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit zu ziehen sind.

Aufbauend darauf hat die Begleitforschung Vorschläge für weitere Förderstrategien derKrupp-Stiftung entwickelt.

Vorgehen

Die Heterogenität der von der Krupp-Stiftung geförderten Projekte ist groß, Zieleiner Auswahl der in die Untersuchung einbezogenen Projekte war es, diese Vielfalt möglichstabzubilden. Folgende qualitative Methoden kamen in dreizehn Fallstudien zum Einsatz:

  1. Expertengespräche mit VertreterInnen des Trägers
  2. Expertengespräche mit wichtigen KooperationspartnerInnen
  3. Beobachtung von Unterrichts-, Beratungs- oder Ausbildungssituation
  4. Analyse von Projektunterlagen und Trägerstatistiken
  5. Interviews mit durchschnittlich fünf TeilnehmerInnen pro Projekt

Vergleichend wurden weitere, von der Stiftung nicht geförderte Projekte untersucht, um dort gemachte Erfahrungen zur Weiterentwicklung der Förderpraxis derKrupp-Stiftung nutzbar zu machen. In vier Fallstudien aus deutschen Förderprogrammen sowie drei Vergleichsstudien aus Dänemark, Österreich und den Niederlanden kommen ebenfalls qualitative Methoden, wieExpertengespräche vor Ort und Analyse von Dokumenten zum Einsatz.

Publikationen zum Projekt

Krone, Sirikit / Muth, Josef, 2004: Wissenschaftliche Begleitung des Förderprogramms "Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit" der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung: Projekt-Abschlussbericht. Gelsenkirchen: Inst. Arbeit und Technik. Projektbericht des Instituts Arbeit und Technik Nr. 01/2004

Krone, Sirikit / Muth, Josef, 2002: Praxisbeispiel: Ausbildungsplätze in ausländischen Unternehmen. In: Landesbezirk Nordrhein-Westfalen DGB, Arbeitnehmerfraktion KVR und Projekt Ruhr GmbH: Qualifizierung und Kompetenzentwicklung für die Metropolregion Ruhr: Schritte zu einer ruhrgebietsweiten Strategie und Praxis der Kompetenzentwicklung, S. die Veröffentli

Krone, Sirikit / Muth, Josef, 2002: Praxisbeispiel: ein Projekt zur Bekämpfung der Schulverweigerung. In: Landesbezirk Nordrhein-Westfalen DGB, Arbeitnehmerfraktion KVR und Projekt Ruhr GmbH: Qualifizierung und Kompetenzentwicklung für die Metropolregion Ruhr: Schritte zu einer ruhrgebietsweiten Strategie und Praxis der Kompetenzentwicklung, S. die Veröffentli

Krone, Sirikit / Muth, Josef, 2002: Aktionsfeld Schule: frühzeitige Ansätze zur Vermeidung von Jugendarbeitslosigkeit. In: Institut Arbeit und Technik: Jahrbuch 2001/2002, S. 61–72

Bosch, Gerhard, 2001: Die Zukunft der Arbeitsmarktpolitik für Jugendliche in Deutschland. In: Claus Groth und Wolfgang Maennig: Strategien gegen Jugendarbeitslosigkeit im internationalen Vergleich: auf der Suche nach den besten Lösungen = Strategies against youth unemployment an international comparison, S. the search for

Bosch, Gerhard / Wagner, Alexandra / Muth, Josef / Öz, Fikret / Joussen, Ralph / Schweer, Thomas / Stackelbeck, Martina / Imre, Csilla / Meininghaus, Britta, 1998: Arbeitslose, Langzeitarbeitslose und ihre Familie. Düsseldorf: Ministerium für Arbeit, Gesundheit, und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen. Landessozialbericht Nr. 8

Projektdaten

Laufzeit des Projektes
01.09.2000 - 31.08.2002

Forschungsabteilung

Leitung:
Dr. Sirikit Krone

Bearbeitung:
Josef Muth

Finanzierung:
Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftung